Oliver Blume beschwört die Macht der Träume: Eigentlich ist der Porsche- (und Volkswagen-) Chef eher als Realist bekannt, aber Mitte dieser Woche rief er nachdrücklich in Erinnerung, dass die profitabelste Sportwagenmarke der Welt im Grunde „angetrieben von Träumen“ sei.
„Driven by Dreams“ ist auch die Ausstellung überschrieben, die ab morgen für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Sie ist der Auftakt zu einer Folge von Jubiläumsveranstaltungen, mit denen Porsche 75 Jahre Sportwagenbau als eigenständige Marke feiert. Am 15. Juni 1948 erhielt der erste Zweisitzer mit dem Modellnamen 356 Roadster die offizielle Zulassung zum Straßenverkehr. Selbstverständlich ist das fahrbereite Original als Teil der Ausstellung im Volkswagen-Forum Unter den Linden in Berlin zu sehen.
Auch wenn Porsche beinahe gar kein deutscher Hersteller geworden wäre, ist das Unternehmen heute als Hort von automobiler Hochtechnologie und Innovation nicht mehr aus der Schwabenmetropole Stuttgart wegzudenken.
Ein dreiviertel Jahrhundert lang steht Porsche, laut Oliver Blume, „für Pioniergeist, Herzblut und Träume“. Als zuverlässig überliefert gilt eine Aussage Ferry Porsches, der den Sportwagen seiner Träume nirgends finden konnte und deshalb beschloss, ihn selber zu bauen.
Die Firma des Gründers steht heute auch für den Transfer von traditionellen Werten in die Zukunft. Symbolisieren soll dies eine Desginstudie, die anlässlich der Berliner Auftaktshow vor hunderten geladener Gäste enthüllt wurde. Mit dem Porsche Vision 357, so Michael Mauer, Leiter Style Porsche erklärt, habe man „ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk kreiert. Es unterstreicht die Bedeutung unserer Design-DNA, die auf dem 356 basiert“. Die Studie überführe die monolithische Formgebung in die Gegenwart und zeige mögliche Ausprägungen der zukünftigen Designphilosophie bei Porsche.
Durch die Typbezeichnung soll die Coupé-Studie als direkter Nachfolger des 356 wahrgenommen werden, auch wenn die Verwandtschaft zwischen beiden nur in Details sichtbar wird. Das auf der Plattform eines Porsche 718 Cayman GT4 RS aufgebaute Concept-Car nimmt zum Beispiel die nach heutigem Maßstab sehr kleinen Rückleuchten des 356ers als Idee auf und zeigt am Heck eine perforierte Karosseriefläche, hinter der die Leuchtkörper angebracht sind. Eine Chance auf amtlichen Segen hätte solch eine Lösung gegenwärtig nicht, aber an animierte Leuchtdioden als Blinker hat vor einigen Jahren auch noch niemand gedacht.
Deutlich näher am Original sind die vertikalen Kühlerlamellen am Heck, sie reichen bei der Studie jedoch bis unter die Heckscheibe, wo die dritte Bremsleuchte ihren Platz hat. Der beabsichtigten Performance des 357 geschuldet sind die 20-Zoll-Räder in muskulös ausgestellten Kotflügeln, Kameraträger anstelle herkömmlicher Außenspiegel an den A-Säulen seien Teil des Versuchs, so Mauer, „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stimmig miteinander zu verbinden“.
Zu den weiteren Festivitäten aus Anlass des 75. Jubiläums gehört die Präsenz Porsches bei der „Retro Classics“ auf dem Stuttgarter Messegelände (23.–26.2.2023). Die Schau versteht sich als Leitmesse historischer Autokultur. Unweit des Werksgeländes in Zuffenhausen wird außerdem am 9. Juni im Porsche-Museum eine umfangreiche Sonderausstellung eröffnet. An den darauffolgenden Tagen drückt die Marke dem „Festival of Dreams“ am Hockenheimring ihren Stempel auf. Im dortigen Porsche Experience Center gibt es Fahrzeugausstellungen, Live-Acts, begehbare Multimedia-Shows und Erlebnisse rund um den Motorsport. Dazu gehört eine Live-Übertragung des 24-Stunden-Rennens in Le Mans, wo die Rekordsieger aus Zuffenhausen erneut zu den Favoriten auf den Gesamtsieg zählen. (Axel F. Busse/cen)
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