Logo Auto-Medienportal.Net

Kommentar: Alles wird gut

Jubel in Rüsselsheim. Der Coup ist gelungen; das Konsortium um Magna darf die Mehrheit an General Motors Europe (GME) mit den Marken Opel und Vauxhall erwerben. Das jedenfalls hatte der Verwaltungsrat von General Motors (GM) am Mittwoch dieser Woche beschlossen, und es offenbar der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überlassen, die frohe Botschaft dem Wahlvolk zu verkünden. Alles wird gut!

Wird alles gut? Ausgerechnet die beiden Vertreter der deutschen Politik in der Opel-Treuhandgesellschaft, in die GME kurz vor der Blitzinsolvenz von Mutter GM eingebracht worden war, haben offenbar Zweifel. Dirk Pfeil als Vertreter des Bundes hatte sich in der Abstimmung enthalten und Manfred Wennemer sogar mit Nein gestimmt.

Manfred Wennemer, als ehemaliger Chef des Zulieferers Continental weiß um die besondere Situation dieses Teils der Automobilindustrie. Jeder Zulieferer wird dafür bestraft, wenn er sich in den Wettbewerb zu seinen Kunden begibt. Magna-Gründer Frank Stronach beeilte sich denn heute, dem mit der Zusicherung aus dem Wege zu gehen, man werde die Opel/Vauxhall-Aktivitäten zuverlässig vom Zuliefer-Geschäft trennen, um das geistige Eigentum der Kunden zu schützen.

Zur Zeit mag jeder glauben, dass dies werde gelingen. Auch wenn schon aus Wolfsburg Zweifel angemeldet worden sind, überwiegt die Freude, dass die Politik, das GME-Management und die Opel-Arbeitnehmervertreter nun die Chance erhalten werden, sich zu behaupten. Offenbar glauben auch die Opel-Kunden an den Erfolg; denn die Marke konnte ihren Marktanteil ausbauen, und dies nicht nur wegen des von der Abwrackprämie geförderten Geschäfts mit Kleinwagen. Immerhin schlägt sich auch der Opel Insignia prächtig.

Nach der Wahl geht’s weiter. Dann werden noch einige Pillen zu schlucken sein. GM behält mit 35 Prozent mehr als nur einen Fuß in der Tür und den Zugriff auf die in den USA so bitter benötigte Opel-Technologie. Das wird besonders die Mitarbeiter der mit knapp 7000 Mitarbeitern sehr gut besetzten Opel-Entwicklungsabteilung freuen. Was mit den Fabriken wird, muss man abwarten. Die deutschen sollen zwar alle erhalten bleiben. Klar ist aber auch, dass dies nicht ohne Arbeitsplatzabbau vonstatten gehen wird.

Und auch GM goss Wasser in den Wein mit der einschränkenden Erklärung des Verwaltungsrats, dass bis zum endgültigen Vertrag noch wichtige Einzelheiten zu regeln seien. Pessimisten können das als Hintertür zum Ausstieg aus der Vereinbarung deuten. Wie man annehmen darf, wird es dem russischen Partner im Magna-Konsortium – der Sber-Bank – daran gelegen sein, Know how und Produktion nach Russland zum Hersteller Gaz zu holen.

Wenn die Euphorie verflogen sein wird, werden sich das Management von „New Opel“ und die Mitarbeiter vor großen Aufgaben sehen. Sie können einem Leid tun; denn nach all dem verwirrenden und kraftraubenden Hin und Her werden sie dann immer noch die Energie aufbringen müssen, Verzicht zu üben, kräftig anzupacken und sich mit Elan der neuen Chance zu bemächtigen. Sie werden es nicht einfach haben, in einem Markt, dessen Entwicklung heute niemand vorherzusagen wagt. Aber die Sympathien wissen sie auf ihrer Seite. (ampnet)

Mehr zum Thema: , ,

Teile diesen Artikel:

Bilder zum Artikel
Peter Schwerdtmann

Peter Schwerdtmann

Foto: Auto-Medienportal.Net

Download: