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Warum Apple und Porsche enger zusammenrücken

Porsche integriert Apple Carplay viel tiefer in sein Infotainment als jeder andere Autohersteller. Während BMW seine Fahrer in die eigene Infotainment-Welt zurückholen will, geben die Stuttgarter dem Drängen vieler Kunden nach: „Oliver Blume hat entschieden, wir machen das so, wie unsere Kunden es wollen“, sagt Steffen Haug, Geschäftsführer von Porsche Digital im kalifornischen Palo Alto. Und die bevorzugten, nach Ansicht nicht nur des Porsche-Chefs, oftmals Apple Carplay. Künftig können Porsche-Fahrer mit ihrer i-Phone-Integration daher auch zentrale Funktionen des Autos steuern, so zum Beispiel das Radio, die Klimaanlage und die Innenraumbeleuchtung ohne umständlich zurück ins Fahrzeugmenü zu wechseln.

Seit Jahren tobt zwischen den Autoherstellern auf einen und den Internetriesen auf der anderen Seite ein Kampf um die Hoheit über den Bildschirm im Fahrzeug: Wer darf dort sine Inhalte anbieten, BMW, VW und Mercedes, oder Apple und Google? Zwar erlauben die meisten Autohersteller eine Anbindung des Smartphones an das Auto. Damit kann der Fahrer nicht nur telefonieren und sich Textnachrichten vorlesen lassen, sondern auch per Google- oder Apple-Maps navigieren. Aber zwischen beiden Systemen gibt es eine klare Grenze. Zu viel Smartphone will die Autoindustrie nicht erlauben.

Viele Nutzer bevorzugen aber das Navigationsprogramm auf ihrem Smartphone, weil die Verkehrsmeldungen oft akkurater sind und Navigationsziele aus dem eigenen Kalender oder der Adressdatenbank automatisch übertragen werden. Per Carplay oder Android Auto lassen sich die Navigationskarten und weitere Funktionen einfach auf dem Bildschirm des Autos anzeigen. Autohersteller sehen das normalerweise nicht so gern: Denn so geht ihnen die zentrale Schnittstelle zwischen Auto und Fahrer verloren, argumentieren sie.

„Wir freuen uns, dass mit dem Elektroantrieb viele Kunden zu unserem eigenen Navigationsprogramm zurückkehren“, sagt etwa Stephan Durach, bei BMW verantwortlich für Connectivity und Infotainment im Auto. „Denn nur unser eigenes System kennt den Zustand der Batterie des Fahrzeugs und weiß, wann sie geladen werden muss.“ Allerdings ist es noch keinem Autohersteller gelungen, daraus ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln – Angebote für Erfrischungen während der Ladepausen zum Beispiel, oder für günstiges Benzin an nahen Tankstellen gibt es nach wie vor nicht, auch nicht bei BMW.

Beim Porsche Taycan ist über Apple Maps EV-Routing in den USA sogar die Ladeplanung auf längeren Strecken möglich. Apple Maps kennt den Ladestand der Batterie und kann so freie Ladestationen entlang der Route empfehlen. Bisher mussten Taycan-Fahrer zunächst das Carplay-Programm verlassen und in die Porsche-Navigation starten, um Ladepausen zu planen.

Das neue Porsche-Infotainment PCM hingegen ermöglicht einen vereinfachten Zugriff auf Fahrzeugfunktionen innerhalb von Carplay auf dem zentralen Fahrzeugbildschirm. „Mit dem Update der My Porsche App nutzen wir die vielfältigen Möglichkeiten von Apple Carplay. Das Ziel: ein noch besseres Kundenerlebnis zu bieten“, sagt Mattias Ulbrich, Chef von Porsche Digital. „Technologie und Digitalisierung sind entscheidende Faktoren für die anhaltende Faszination unserer Marke.“ Audio-Einstellungen wie Klangprofile, der Wechsel von Radiosendern, die Anpassung von Einstellungen für die Klimatisierung und die Ambientebeleuchtung lassen sich somit direkt in Carplay steuern. Darüber hinaus können Kunden während der Fahrt verschiedene Fahrzeugfunktionen nahtlos über die Apple-Sprachsteuerung Siri bedienen.

Die Verbindung funktioniert über das Scannen eines im PCM angezeigten QR-Codes. Die My-Porsche-App erhält regelmäßige Updates, um Kunden neue Funktionen zur Verfügung zu stellen, sobald diese entwickelt wurden. Zunächst kommt die neue Carplay-Integration im neuen Cayenne. Weitere Modellreihen folgen.

Das viel diskutierte Apple-Car wird Porsche damit allerdings noch nicht. Dass der IT-Gigant aus dem Silicon Valley ein eigenes Auto auf die Räder stellen will, daran zweifelt bei Porsche niemand mehr. Jüngst haben die Stuttgarter einen versierten Fahrwerksentwickler an Apple verloren. (cen/gr)

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Die My-Porsche-App steuert Komfort- und Entertainmentfunktionen direkt in Apple Carplay.

Die My-Porsche-App steuert Komfort- und Entertainmentfunktionen direkt in Apple Carplay.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche

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Die My-Porsche-App steuert Komfort- und Entertainmentfunktionen direkt in Apple Carplay: Wellness-Modi kombinieren Audio, Klima und Innenlicht.

Die My-Porsche-App steuert Komfort- und Entertainmentfunktionen direkt in Apple Carplay: Wellness-Modi kombinieren Audio, Klima und Innenlicht.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche

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Porsche Cayenne.

Porsche Cayenne.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Knödler

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In den USA können Besitzer eines Porsche Taycan über Apple Maps EV-Routing die Ladeplanung für längere Strecken vornehmen lassen.

In den USA können Besitzer eines Porsche Taycan über Apple Maps EV-Routing die Ladeplanung für längere Strecken vornehmen lassen.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche

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