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Kommentar: Von Krähen und Menschen

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus – es sei denn, sie hat einen Verbrennungsmotor. So einen Vogel gibt es nicht, so eine Forderung eines großen Herstellers, die Produkte des Wettbewerbs zu verbieten, allerdings schon. Polestar, die schwedische Elektroautotochter des chinesischen Automobilkonzerns Geely, wählt eine aggressive Sprache, wenn Thomas Ingenlath als Markenchef fordert, ein weltweites Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren müsse früher kommen als von der Politik bisher vorgegeben: „Mit nur 1,5 Prozent Elektrofahrzeugen auf den Straßen ist klar, dass wir in einer Elektroauto-Blase und nicht in einem Elektroauto-Boom leben.“

Die Beschreibung ist richtig. Das Wachstum bei den rein elektrischen Fahrzeugen ist groß, aber im Bestand sind sie kaum sichtbar. Damit fehlt der gewünschte Einfluss aufs Klima. Ingenladt dazu: „Wir brauchen Regierungen, die mit eindeutigen Gesetzen voran gehen, sowohl in Bezug auf die Infrastruktur als auch die Strompreise, damit Autofahrerinnen und Autofahrer zuversichtlich auf Elektroautos umsteigen können.“ Doch warten auf die Gesetzgeber dieser Welt will der Polestar-CEO nicht: „Noch wichtiger ist es aber, dass die Autohersteller jetzt handeln und nicht auf politische Veränderungen warten.“

Doch was ist mit den Kunden? Polestar zitiert eine aktuelle und weltweite Umfrage von Globscan, die ergab, „dass 34 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher ein Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor bis 2030 befürworten.“ Ein Drittel lässt sich ihr Auto verbieten? Es ist immer gut, Ergebnisse von Umfragen am Interesse des Fragenden zu messen. Die Gründe für den Zweifel in diesem Fall sind gerade Elektroautoanbietern bekannt:

Die Kollegen im eigenen und anderen Konzernen brauchen den Verbrenner länger, nicht nur für ihre Hybridfahrzeuge, sondern für Märkte, in denen E-Autos keine Chance haben werden.

Elektroautos sind nicht so emissionsfrei, wie es der Gesetzgeber und die Fragesteller bei solchen Umfragen gern suggerieren. Moderne Diesel sind heute schon nicht schlechter, betrachtet man die Antriebe von Produktion bis Entsorgung.

Auch grüner Strom, wie ihn die Vorsorge fürs Klima voraussetzt, ist nur in den wenigsten Ländern vorhanden. Stattdessen sehen wir die Verstromung von Kohle und anderer fossiler Energieträger weltweit auf dem Vormarsch.

Die Märkte für Elektroautos boomen nur dort, wo der Staat genug Geld und Privilegien anbieten kann oder mit dem Verbot der Verbrenner droht.

Die Technologie des Verbrennungsmotor ist nicht der Übeltäter. Es ist der Kraftstoff. Und dort wachsen zurzeit – sogar inzwischen politisch gewollt – die Alternativen durch klimaneutrale Kraftstoffe.

Die Globscan-Studie zitiert Polestar auch mit dem Ergebnis, „dass drei Viertel der Befragten glauben, dass die Gesellschaft ihre Konsumgewohnheiten ändern muss, um Klima und Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten.“ Daran besteht kein Zweifel. Aber es gibt immer zwei Möglichkeiten – in diesem Fall Elektroautos und die vielen Alternativen.

Krähen sind lästig, aber findig. Sie stehen unter Naturschutz. Deswegen können sie weder verhindert noch verboten werden. (Peter Schwerdtmann/cen)

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Peter Schwerdtmann.

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