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Camping-Urlaub 2020: Tickt die Bombe?

Deutschland ist im Campingfieber. Was den Herstellern in Zeiten der Corona-Krise hilft, könnte sich schon bald zum neuen Brennpunkt der Infektionen entwickeln. Denn die Hygienevorschriften auf den Plätzen sind zwar meist in Ordnung, doch das Streben der Camper nach Geselligkeit lässt Abstandsregelungen und Maskenpflicht in Vergessenheit geraten.

Auf einem Campingplatz in Ingolstadt am vergangenen Wochenende: Die Caravans und Reisemobile sind auf dem großzügigen Areal gut und mit reichlich Abstand verteilt. Das sieht nach der perfekten Lösung aus, um die Infektionen mit dem Corona-Virus einzudämmen. Wären da nicht die von vielen Campern so geschätzten Rituale der Abendgestaltung. Aus Nachbarn werden Freunde, man rückt zusammen. Die Grills werden angeheizt, die Klapptische zusammengeschoben, Schulter an Schulter hocken zwei, drei oder vier Familien nebeneinander. Gesellig prostet man sich zu, von physischer Distanz kann keine Rede sein.

Buntes Treiben dicht an dicht

Noch schlimmer ist das Treiben im Restaurant der Campinganlage. Deutsche, Dänen, Holländer, die den Platz gerne auch als Durchgangslager auf der Reise in den Süden nutzen, schieben sich ohne Mund-Nase-Bedeckung aneinander vorbei, bei den drei Service-Kräften hängt die Maske unter der Nase oder sogar unter dem Kinn. Von Desinfektionsspendern ist keine Spur zu sehen, die Adressen der Gäste werden nicht notiert.

Liegt es in der Natur dieser Urlaubsform, die Nähe zum Nächsten zu suchen? Wir wissen es nicht. Dabei bietet Camping doch idealen Schutz vor der Ansteckung. Die Urlauber schlafen im eigenen Bett und können, zumindest bei Reisemobilen, die eigene Dusche und Toilette nutzen. Die Regelungen der Camps sind ebenfalls tauglich, viele lassen jede zweite Parzelle frei, der Ferientag lässt sich so nahe an der Natur, aber nicht zu nahe am Nachbarn gestalten.

Nur jeder fünfte Campingplatz ist ausgebucht

Überfüllt sind allenfalls die Stellplätze für Reisemobile. Wer hier ohne Reservierung oder erst am späten Nachmittag eintrifft, findet häufig kein Unterkommen und muss weiterziehen. Die 3011 im vergangenen Jahr in Deutschland gemeldeten Campingplätze hingegen sind noch lange nicht an ihrer verkleinerten Kapazitätsgrenze angelangt. Nur jeder fünfte von ihnen ist ausgebucht. Sogar an touristischen Hotspots wie dem mittleren Rheintal finden Camper auch während der Hauptsaison noch eine Bleibe.

Insgesamt über 35,7 Millionen Camping-Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland registriert, im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 3,5 Prozent. Die Mehrzahl der Camper kam aus dem Inland (86,9 Prozent), es folgten die Gäste aus den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark und Großbritannien. Am beliebtesten bei ihnen ist Bayern mit seinen Bergen und Seen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern folgen dank ihrer Küsten auf Rang zwei und drei. Dies meldet der Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland e.V..

Verantwortung ist gefragt

Es liegt in den Händen der Camper, ob ihre liebgewonnene und Pandemie-konforme Urlaubsform weiter eine willkommene Alternative zum üblichen Pauschaltourismus bleibt oder drastische Einschnitte drohen, wenn das Virus im Camping-Gepäck auf Reisen geht. Sobald es auf einer ersten Anlage zu einem Infektionsausbruch kommt, dürften Einschränkungen beim Campen nicht lange auf sich warten lassen.

Als Bewährungsprobe gilt auch der Caravan-Salon, der als erste Großveranstaltung überhaupt vom 4. bis 13. September in Düsseldorf stattfinden soll. 20.000 Besucher sollen an jedem Tag der Messe die Ausstellung betreten dürfen. Einbahnregelungen in den Hallen und auf den Ständen sowie eine grundsätzliche Maskenpflicht bestimmen die wesentlichen Verhaltensregeln, Eintrittskarten gibt es ausschließlich online.

Obwohl einige Hersteller wie Hymer oder Concorde ihre Teilnahme wegen der Pandemie abgesagt haben, lohnt der Besuch der bislang größten Messe für Caravans und Reisemobile allemal. Nirgendwo anders gibt es eine so umfangreiche Zahl von Exponaten, die jedem Campinginteressierten einen Vergleich ermöglicht. Und die Messepreise, das wissen die Profis, sind während der Salon-Tage besonders günstig. Und die reduzierte Mehrwertsteuer dürfte ebenfalls zum Kaufen verführen. Drei Prozentpunkte machen sich bei einem Durchschnittspreis von fast 72.000 Euro für ein Reisemobil und rund 21.500 Euro für einen Caravan durchaus bemerkbar. (ampnet/mk)

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Camping erlaubt in Corona-Zeiten genügend Abstand.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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