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Im Rückspiegel: Vor 30 Jahren begann für Skoda die Neuzeit

Die Belegschaft ist um rund das Zweieinhalbfache gewachsen, und die Fahrzeugauslieferungen haben sich mehr als versechsfacht: Das ist die Entwicklung, die Skoda in den vergangenen 30 Jahren unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns genommen hat. Besiegelt wurde die Partnerschaft am 28. März 1991. Erste Kontake zwischen beiden Unternehmen hatte es bereits in den 1970er-Jahren gegeben. Die zunächst lose Zusammenarbeit verfestigte sich mit dem Erscheinen des Skoda Favorit.

Skoda hatte den kleinen Fünftürer mit Frontantrieb selbst entwickelt und Volkswagen in Wolfsburg einen serienreifen Prototyp getestet. Denn die Tschechen hatten darüber nachgedacht, das Modell mit VW-Motoren sowie anderen Bremsbelägen und weiteren modifizierten Komponenten auszustatten. Aus finanziellen Gründen wurden diese Pläne allerdings wieder verworfen. Dennoch führten die umfassenden Eindrücke vom Skoda Favorit und die mittlerweile bestehenden Kontakte zwischen Wolfsburg und Mladá Boleslav nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes im November 1989 zu intensiveren Gesprächen über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit, entsprechende Verhandlungen nahmen schon bald Fahrt auf.

Die Ausgangslage war eindeutig: Ohne einen starken strategischen Partner würde Skoda nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auf dem Weltmarkt keine Chance haben, auch wenn die Marke hinter dem Eisernen Vorhang zu den fortschrittlichsten gehörte. Die Produktionskapazität lag damals nur bei knapp 200.000 Fahrzeugen und das Portfolio bestand neben einer einzigen modernen Modellfamilie – dem Favorit und seiner Kombiversion Forman – aus technisch veralteten Heckmotormodellen.

Als mögliche Partner kamen zunächst 24 Unternehmen in Frage, bevor im Sommer 1990 unter Führung von Premierminister Petr Pithart Gespräche mit acht ausgewählten Automobilherstellern aus Europa und Übersee stattfanden. Vier dieser Hersteller unterbreiteten ein konkretes Angebot, im August 1990 schieden allerdings zwei Bewerber aus. Im Rennen blieben die Allianz Renault/Volvo und der Volkswagen-Konzern. Am 9. und 10. Dezember 1990 fanden weitere Sondierungsgespräche statt und schließlich unterzeichnete die tschechische Regierung am 21. Dezember 1990 einen Vertrag mit VW. Die Wolfsburger boten der zukünftigen Entwicklung von Skoda die besseren Möglichkeiten.

Es folgten lange Verhandlungen. Am 28. März 1991 unterzeichneten Industrieminister Jan Vrba für die Tschechische Republik und Carl H. Hahn als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns den Hauptvertrag über die Gründung eines Joint Ventures zur Fahrzeugproduktion. VW erhielt am 16. April 1991 für eine Einlage von 620 Millionen Mark 31 Prozent der Skoda-Aktien und stockte diese nach und nach auf. Seit dem 30. Mai 2000 ist VW Alleinaktionär.

Unter dem Dach des Wolfsburger Konzerns wurde die Favorit-Baureihe um einen Pick-up erweitert, und Werbeanzeigen sowie mancher Heckscheibenaufkleber verwies in jenen Jahren stolz auf die vielen Modifikationen, die VW schließlich am Favorit vorgenommen hatte. Das Design stammte übrigens von Bertone. 1994 wurde der Favorit durch den Felicia abgelöst, der alternativ zu den tschechischen Aluminiummotoren auch mit dem 1,6-Liter-Benziner aus dem Golf sowie mit dem 1,9-Liter-Diesel bestellt werden konnte. Den Felicia Pick-up gab es auch als baugleichen VW Caddy im Polo-Format – und als ungewöhnliches Freizeitmobil Felicia Fun mit nach hinten ins Freie ausklappbarer Sitzbank!

1996 kam mit dem Octavia auf Golf-Chassis dann der endgültige Durchbruch für Skoda, fünf Jahre später folgte der Superb auf der Passat-Plattform. Mit beiden Fahrzeugen griffen die Tschechen ältere Modellnamen wieder auf.

In den vergangenen 30 Jahren wuchs die Skoda-Belegschaft von 17.000 Mitarbeitern auf heute rund 42.000. Sie produzieren zehn Baureihen für über 100 Länder der Erde. Während im Jahr 1991 rund 172.000 Autos gebaut wurden, beliefen sich die Auslieferungen im vergangenen Jahr zum siebten Mal in Folge auf mehr als eine Million Fahrzeuge. Neben den drei ursprünglichen tschechischen Produktionsstandorten fertigt das Unternehmen inzwischen auch in China, Russland, in der Slowakei und in Indien überwiegend im Rahmen von Konzernpartnerschaften sowie in der Ukraine in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner.

Neben Automobilen entwickelt und fertigt Skoda im VW-Verbund auch Komponenten und Baugruppen wie etwa Motoren oder Getriebe. Darüber hinaus trägt das Unternehmen im Rahmen des Projekts India 2.0 die federführende Verantwortung für die Aktivitäten des gesamten Volkswagen-Konzerns in Indien und hat diese Aufgabe zum 1. Januar 2021 auch für die Regionen Russland inklusive der GUS-Staaten sowie für Nordafrika übernommen. (ampnet/jri)

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Am 28. März 1991 unterschrieben der tschechische Industrieminister Jan Vrba und VW-Konzernvorstandsvorsitzender Carl H. Hahn (r.) den Vertrag über die Gründung eines Joint Ventures zur Produktion von Skoda-Fahrzeugen. Vertragspartner sind die Tschechische Republik und der Volkswagen-Konzern.

Am 28. März 1991 unterschrieben der tschechische Industrieminister Jan Vrba und VW-Konzernvorstandsvorsitzender Carl H. Hahn (r.) den Vertrag über die Gründung eines Joint Ventures zur Produktion von Skoda-Fahrzeugen. Vertragspartner sind die Tschechische Republik und der Volkswagen-Konzern.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Skoda

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Volkswagen testete 1987 einen Prototyp des Skoda Favorit mit eigenen Motoren der Baureihen EA 827 und EA 111.

Volkswagen testete 1987 einen Prototyp des Skoda Favorit mit eigenen Motoren der Baureihen EA 827 und EA 111.

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Skoda Favorit (1987–1994).

Skoda Favorit (1987–1994).

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Skoda Forman (1987–1994).

Skoda Forman (1987–1994).

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Produktion bei Skoda zur Wendezeit.

Produktion bei Skoda zur Wendezeit.

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Skoda Felicia (1994–1997).

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Skoda Felicia Fun.

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Skoda Felicia Fun.

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