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Exklusiv über General Motors: Mary und die ungeliebten Hedgefonds

Es sind gerade einmal sechs Jahre her, da stand Opels Mutterkonzern General Motors (GM) vor dem Abgrund – nach deutschen Maßstäben sogar noch einen Schritt weiter. Nur das amerikanische Insolvenz-Recht sowie staatliche Stütze bewahrte den einstmals größten Automobilhersteller der Welt vor der Pleite. Inzwischen hat sich das Unternehmen längst am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen und unter Leitung der neuen Chefin Mary Barra zu einem unerwarteten Höhenflug angesetzt: Anfang des Jahres hortete GM ein Barvermögen von rund 25 Milliarden Dollar, nach derzeitigem Kurs 23,3 Milliarden Euro.

20 Milliarden Dollar sollen laut Mary Barra bis auf weiteres zur Bewältigung zukünftiger Krisensituationen auf der hohen Kante bleiben. Alles, was darüber hinaus in der Kasse ist und zusätzlich hereinkommt, soll zugunsten der Aktionäre ausgegeben werden. Fünf Milliarden zum Beispiel bis Ende 2015 zum Rückkauf eigener Anteilsscheine. Außerdem steigt die Dividende um 20 Prozent pro Aktie auf 36 Cent. Das teilte die Chefin vergangene Woche mit. So ganz freiwillig ist dieser Schritt, der unter normalen Bedingungen zum Kursanstieg der Aktien führt, allerdings nicht: Zuvor hatte eine Gruppe von Hedgefonds, die angeblich über rund zwei Prozent aller GM-Anteile verfügen und 2009 mit Finanzspritzen dabei geholfen hatten, das Unternehmen zu retten, eine höhere Gewinnbeteiligung gefordert.

Dazu hatten sie geplant, den inzwischen pensionierten Investment-Bankier Harry Wilson, der damals als Architekt der GM-Rettung unter Präsident Barack Obama 49,5 Milliarden Dollar Regierungsgeld besorgt hatte, in den Verwaltungsrat wählen zu lassen. Er sollte dafür sorgen, dass GM acht Milliarden Dollar in den Kauf eigener Aktien investieren sollte, um den Kurs in die Höhe zu treiben. „Geld dafür hat das Unternehmen inzwischen mehr als genug", sagte Wilson noch Mitte Februar in einem Interview mit der Tageszeitung „Detroit Free Press" und hatte mit Augenzwinkern zugefügt: „Ich glaube, dass ich mich in Bilanzfragen einigermaßen auskenne. Nach der Pleite haben die neuen Modelle bei GM dem Unternehmen mehr als gut getan. Doch die Aktionäre haben davon seit 2010 nichts gemerkt. Das muss sich ändern."

Mit der jetzt beschlossenen fünf Milliarden Dollar-Investition in eigene Aktien und dem Dividendenanstieg scheinen sich die Hedgefonds sowie Wilson einigermaßen beruhigt zu haben. Von einem Sitz im Verwaltungsrat ist keine Rede mehr. „Die Entscheidung von General Motors bildet den Schlusspunkt eines konstruktiven Gesprächs zwischen unserer Investorengruppe, dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat", sagte Wilson auf einer Pressekonferenz. „Das Ergebnis ist für beide Seiten auf längere Sicht positiv, und ich danke Mary Barra sowie dem Verwaltungsrat für die Entscheidung." Die wiederum ließ von ihrer Pressestelle in Detroit verbreiten: „Wir werden weiter an der Verwirklichung unseres Plans arbeiten, das wertvollste Automobilunternehmen der Welt zu werden. Dazu gehört gesundes und anhaltendes Wachstum und gleichzeitig eine Beteiligung der Aktionäre am Profit."

Den ehemaligen Opel-Mitarbeitern in Bochum dürften diese Äußerungen bitter aufstoßen. (ampnet/hrr)

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Mary Barra.

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Harry Wilson.

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