Die Preise beginnen bei knapp 3000 Euro netto für ein Lastenmoped und enden bei 45.995 Euro für einen kompakten Kipper mit Müllsammelaufbau. Sechs Modelle in verschiedenen Ausführungen hat Ari Motors im Programm. Jens Riedel, Mitglied der Autoren-Union Mobilität, sprach mit Mitgründer und CFO Thomas Kuwatsch über das Unternehmen aus Borna bei Leipzig.
Herr Kuwatsch, wann und wie entstand die Idee zu Ari Motors?
„Wir drei Gründer Daniel Jacob, Pavel Pilous und ich kennen uns seit mehreren Jahren, da wir alle Autoliebhaber sind und immer an Neuigkeiten in diesem Bereich interessiert waren und sind. Anfang 2016 begannen wir uns für elektrische Lieferwagen zu begeistern und konnten mit dem damals vorhandenen Angebot in Deutschland und Europa ehrlich gesagt nicht viel anfangen. So haben wir uns in Asien umgeschaut, um dort die vorhandenen Fahrzeuge zu prüfen. Nach mehreren Besuchen bei Herstellern und Konstrukteuren entschieden wir uns für ein Modell, das wir dann zunächst nur in der Tschechischen Republik angeboten haben. Erst nach intensiver Optimierung, und nach Austausch diverser Bauteile und Baugruppen entschieden wir uns dafür die Fahrzeuge auch in Deutschland mit diversen Aufbauten für verschiedene Zielgruppen anzubieten.“
Wie kam es zu dem Namen Ari?
„Der Name ist japanisch und bedeutet Ameise. Und so klein und leistungsstark wie diese wendigen Tierchen sehen wir auch unsere Fahrzeuge. So passte der Name in unseren Augen ganz hervorragend zum Produkt.“
Die Basis für die größeren Fahrzeuge bilden Kleintransporter aus China, die statt eines Verbrennungs- einen Elektromotor bekommen. Wie geht das im Einzelnen vonstatten?
„Wir ordern zunächst das Chassis bei unserem Lohnhersteller in der Nähe von Shanghai. Dieser fertigt das Grundmodell, liefert es uns per Schiff nach Europa. Währenddessen erstellen wir den individuellen Aufbau für den Kunden, der seinen Ideen bei uns freien Lauf lassen kann. Denn wir realisieren in unserer Manufaktur in Ricany bei Prag so ziemlich alle Kundenwünsche vom Standard-Pick-up mit Solarpanel bis zum Kühlfahrzeug mit eingebauten Mikrowellen als Verkaufs- und Promofahrzeug.“
Ist das bei den kleineren Lastenmopeds und -dreirädern ähnlich?
„Auch die kleineren Fahrzeuge sind modular aufgebaut, so dass wir auch hier einen Großteil der allgemeinen Aufbautypen anbieten können. Und auch bei diesen Fahrzeugen optimieren wir die Fahrzeuge und bringen diese auf einen europäischen Standard. Wir beliefern überwiegend Geschäftskunden, die sich Ausfälle der Fahrzeuge nicht leisten können und wollen. Daher erhält jedes Fahrzeug bei uns modifizierte Teile und Baugruppen.“
Was macht die Modellpalette von Ari aus Ihrer Sicht besonders?
„Unsere Modellpalette trifft den aktuellen Nerv der Zeit. Wir meinen, wir sind gut und günstig zugleich. Und wir bieten unseren Kunden nicht mehr als notwendig an. Die Technik ist eher Low-Tech als High-Tech, was dazu führt, dass Servicearbeiten simpel und schnell durchführbar sind. So sind weder Spezialkenntnisse noch Spezialwerkzeug erforderlich, um ein Ari-Fahrzeug als Servicewerkstatt zu betreuen. Das in Kombination mit günstigen Einstiegspreisen und sehr günstigen Haltungskosten machen das Paket aus unserer Sicht für unsere Zielgruppen im Handwerk, Großbetrieben, Städten und Gemeinden attraktiv.“
Welches ist das am stärksten gefragte Modell?
„Momentan ist das unser Allrounder der Ari 458 mit einer geschlossenen und beheizten Kabine für zwei Personen, 80 km/h Höchstgeschwindigkeit und gut 500 Kilogramm Zuladung. Etwa 14 verschiedene und modular wählbare Varianten bis hin zum Foodtruck sind allein für dieses Modell verfügbar, und diese Vielfalt kommt gut an. Zudem ist dieses Fahrzeug gerade im innerstädtischen Verkehr eine Alternative zum kleinen Verbrenner-Lieferwagen, Kombi oder Kleinwagen, von denen unsere aktuellen Kunden direkt zu uns wechseln.“
Sie haben auch kleine zweisitzige Pkw-Leichtfahrzeuge mit wahlweise 25, 45 und 80 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit im Angebot. Wie stellt sich da der Markt dar und lohnt sich das überhaupt?
„Ja, wir haben auch Personenfahrzeuge im Angebot, sind aber in Bezug auf Werbung oder sonstiges Marketing sehr zurückhaltend, da wir hauptsächlich an gewerbetreibende Kunden verkaufen. Dennoch finden sich zum einen Kunden, die ihren Kindern ab 15 Jahren eine Alternative zum Moped anbieten möchten, um sicherer zur Schule, Berufsschule oder zum Sport zu kommen. Hier kommt dann der Ari 452 mit 45 km/h Höchstgeschwindigkeit zum Einsatz, der aber auch gerne von Senioren genutzt wird, um die kurzen Erledigungen im direkten Umfeld vornehmen zu können, wo kein großes Auto mehr gebraucht wird. Das Modell mit 80 km/h wird dann von echten Enthusiasten und Puristen genutzt, die gerne Verzicht üben und einfach nicht mehr benötigen, um zur Arbeit oder zum Hobby zu pendeln. Wir merken generell den Bedarf an günstigen kleinen und einfachen Personenfahrzeugen, da immer mehr große Hersteller dieses Segment aufgeben und suchen hier aktuell noch einen Kooperationspartner, der diese Kundengruppen bundesweit mit Verkauf und Service und unserer Unterstützung angehen möchte.“ (Jens Riedel/cen)
Mehr zum Thema: Ari Motors , Interview , Thomas Kuwatsch
Teile diesen Artikel: