Logo Auto-Medienportal.Net

Daimler und Volvo produzieren gemeinsam Lkw-Brennstoffzellen

Dass fürs Erreichen der Klimaziele kein Weg an der Dekarbonisierung des Güterverkehrs vorbei führt, ist kaum zu widerlegen. Daimler und Volvo kooperieren deshalb künftig bei der Entwicklung und Produktion von Brennstoffzellen für schwere Lastwagen, bereits ab 2025 werden diese in einem Pilotprojekt in Esslingen hergestellt. Das Joint Venture arbeitet unter dem Namen Cellcentric.

Bis 2050 soll der Schwerlastverkehr klimaneutral werden, ein ehrgeiziges Ziel. Denn sinnvoll ist nur die Produktion von „grünem“ Wasserstoff, der mit Hilfe von nachhaltig erzeugter Energie gewonnen wird. Martin Lundstedt, Chef der Volvo Group und Martin Daum, CEO bei Daimler Trucks, gehen davon aus, dass spätestens 2040 die letzten Lastwagen mit Verbrennungsmotor neu auf die Straßen kommen werden. Aktuell verursachen Lastwagen ein Drittel aller Straßenverkehrsemissionen und fünf Prozent des gesamten CO2-Ausstosses in Deutschland.

Zweiter Energieträger

Wasserstoff, so legten es die beiden Spitzenmanager in einer Video-Konferenz dar, bietet gerade beim gewerblichen Güterverkehr erhebliche Vorteile. Reichweiten, Tankvorgänge und hohe Nutzlasten von Brennstoffzellen-Trucks seien mit den Daten konventionell angetriebener Lastwagen vergleichbar. Zudem werde sich der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für den immer größeren Anteil von Elektrofahrzeugen in privater Hand sehr anspruchsvoll entwickeln, da könne ein paralleles Netz für den Schwerverkehr kaum zufriedenstellend ausgebaut werden. Daher biete sich Wasserstoff als zweiter Energieträger an, er stellt auch die Flexibilität des Güterverkehrs sicher.

Das Netz von Wasserstoff-Tankstellen soll zügig ausgebaut werden, sagt Adina Valean von der EU-Kommission, 500 Stationen sollen bis 2025 europaweit zu Verfügung stehen, bis 2030 soll die Zahl auf 1000 Tankstellen steigen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will mit 1,6 Milliarden Euro aus seinem Etat die Entwicklung vorantreiben, insgesamt gibt Europa sieben Milliarden Euro dafür aus. Und da Brennstoffzellen-Laster erheblich teurer sein werden als herkömmlich angetriebene, will Deutschland bei der Anschaffung mit einem neuen Förderprogramm 80 Prozent der Mehrkosten eines solchen Brummis übernehmen.

Europa steht nach dem Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten zunehmend im Wettbewerb um Klimaneutralität. Präsident Joe Biden hat bereits in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit mit der Abwendung von Kohle und Öl die Weichen gestellt, dass Amerika dekarbonisiert werden kann. Johann Rockström vom Institut für Klimaforschung in Potsdam sieht darin einen motivierenden Wettlauf, zumal aktuell nur etwa ein Prozent des produzierten Wasserstoffs nachhaltig erzeugt wird.

Beim Gesamtprodukt endet die Freundschaft

Nach Ansicht der beiden Kooperationspartner ergänzen sich rein batterieelektrisch angetriebene und wasserstoffbasierte Brennstoffzellen-Lkw je nach individuellem Kundeneinsatz: Je leichter die Ladung und je kürzer die Distanz, desto eher wird die Batterie zum Einsatz kommen. Je schwerer die Ladung und je länger die Distanz, desto eher wird die Brennstoffzelle von Vorteil sein. Lastwagen mit dieser Technik haben einen erheblichen Gewichtsvorteil, denn sie benötigen als Zwischenspeicher einen wesentlich kleineren und leichteren Akku als rein batterieelektrische Fahrzeuge. „Elektrische Lkw mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb werden eine Schlüsseltechnologie für den CO2-neutralen Transport der Zukunft sein. In Kombination mit rein batterieelektrischen Antrieben können wir unseren Kunden je nach Anwendungsfall so die besten lokal CO2-neutralen Alternativen anbieten“, sagt Daimler-Manager Martin Daum. „Allein mit batterieelektrischen Lkw wird dies nicht möglich sein.“

In drei Jahren sollen die ersten Kunden eine Erprobung mit Brennstoffzellen-Trucks beginnen. Die Kooperation von Volvo und Daimler bezieht sich jedoch allein auf das Gemeinschaftsunternehmen Cellcentric. Auf dem heiß umkämpften Lastwagen-Markt werden beide Konkurrenten bleiben. (ampnet/mk)

Mehr zum Thema: ,

Teile diesen Artikel:

Bilder zum Artikel
Twin-Brennstoffzellensystem von Cellcentric für den schweren Lkw-Einsatz.

Twin-Brennstoffzellensystem von Cellcentric für den schweren Lkw-Einsatz.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler

Download:


Brennstoffzellenfertigung beim Daimler-Tochterunternehmen Deutsche Accumotive in Nabern.

Brennstoffzellenfertigung beim Daimler-Tochterunternehmen Deutsche Accumotive in Nabern.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler

Download:


Besiegeln das Joint Venture Cellentric: Martin Daum (links), CEO Daimler Trucks, und Martin Lundstedt, CEO Volvo Trucks.

Besiegeln das Joint Venture Cellentric: Martin Daum (links), CEO Daimler Trucks, und Martin Lundstedt, CEO Volvo Trucks.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Daimler

Download: