Beim Thema Nachhaltigkeit will Skoda nicht nur innerhalb des VW-Konzerns ein gewichtiges Statement abgeben. Da stehen nicht nur die vier Elektroautos im Fokus, die bis 2026 auf den Markt kommen sollen, auch der vermehrte Einsatz rezyklierter Materialien in der Produktion soll beim Streben nach Klimaneutralität helfen.
In kleiner Runde erläuterte Karsten Schnake, Vorstand Beschaffung am Stammsitz in Mlada Boleslav, einige der geplantene Schritte. Er sieht den Autofahrer als lernfähigen Partner: „Die Konsumenten legen immer mehr Wert auf nachhaltige Produkte, das wird in nicht zu ferner Zukunft zum Kaufentscheid“, sagt Schnake. Die Autoindustrie sei daher im Wandel, Wertmaßstäbe würden sich bereits verschieben. 15 Prozent bis 20 Prozent weniger CO2 zu emittieren, sei ein kurzfristig erreichbares Ziel.
Bei Skoda gibt es daher einen eigen Einkaufsbereich, der speziell die Anforderungen der Nachhaltigkeit prüft. Dies, so Karsten Schnake, sei zwar ein Reibungsthema, aber in der täglichen Arbeit angekommen und helfe, die Plastikberge abzuräumen. So laufen erste Versuche, Altreifen für die Farbpigmentierung dunkler Autolacke zu nutzen. Die energieaufwendige Produktion von Aluminium soll künftig nur noch mit Grünstrom betrieben werden. Sitzbezüge werden aus Wolle und rezyklierten PET-Flaschen hergestellt. Und auch der im Türbereich integrierte Regenschirm mancher Baureihen hatte bereits ein Vorleben mit anderen Aufgabenstellungen.
Die Umstellung könne jedoch nur gelingen, wenn die Zulieferer als Partner angesehen und auf diesen Weg eingestimmt werden, sagt der Skoda Chef-Einkäufer. Nicht einfach den Lieferanten rauswerfen sondern ihn ertüchtigen, lautet seine Devise. Viele Unternehmen seien sogar dankbar für das Coaching. Gemeinsam werden bereits heute Themen wie der Transport schwerer Teile per Schiene gemeinsam mit den Partnern ins Lastenheft eines neuen Modells geschrieben.
Als ein weiterer Schritt zu mehr Nachhaltigkeit wird das Modell „Refurbishing“ geprüft. Hierbei werden Teile oder ganze Fahrzeuge nach einer gewissen Laufzeit renoviert, was gerade bei Elektrofahrzeugen einen Kostenvorteil in Aussicht stellt. Wenn schon bei der Konstruktion Batteriepacks physisch gespalten werden, müsse am Ende ihrer Lebensdauer nicht der komplette Akku getauscht werden. Ohnehin müsse der Ersatz ganzer Bauteile überdacht werden. Als Beispiel hierfür mag eine Armaturentafel herhalten. Hat die an einer Stelle einen Schaden, kann sie in den meisten Fällen nur im Ganzen ausgetauscht werden. Der Preis des Ersatzcockpits liegt in der Kompaktklasse bei etwa 1500 Euro, die Arbeitszeit kostet fast genauso viel. Auch Schweinwerfermodule sind aus einem Guss, der Austausch einer defekten Glasscheibe ist nicht mehr möglich
Ende der 2030er Jahre wird nach Ansicht Karsten Schnakes der Punkt erreicht sein, an dem Batterien aus Rezyklat hergestellt werden können. Ob das kostensenkend wirkt, bleibt abzuwarten. Auch Skoda spielt mit seinem Ruf, nicht nur bei der Technik, sondern ebenfalls beim Preis simply clever zu sein. Dass der beliebte Fabia in den nächsten Jahren das Zeitliche segnen wird, ist ein offenes Geheimnis. Es wird aber gemeinsam mit VW ein neues Einstiegsmodell entwickelt. (aum/mk)
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