Renault Deutschland setzt auf den reinen Batterieantrieb. Beflügelt vom Erfolg des Kleinwagens Zoe, der im vergangenen Jahr hierzulande zum sechsten Mal in Folge als meistverkauftes Elektroauto durchs Ziel ging, sieht der Vorstandsvorsitzende Uwe Hochgeschurtz einen „absoluten Paradigmenwechsel zur Elektromobilität“ und die Stromer auf dem Vormarsch. „Es gibt kein Zurück mehr. Das batterieelektrisch betriebene Fahrzeug ist die einzige Alternative, mit der wir umgehend unsere CO2-Emissionen senken und die Luft verbessern“, so der Renault-Firmenchef auf der heutigen digitalen Jahrespressekonferenz.
Dass der von ihm festgestellte „regelrechte Elektro-Boom“ dabei möglicherweise hauptsächlich durch die massiven bis 2025 zugesagten staatlichen Verkaufshilfen getrieben ist, lässt Hochgeschurtz nicht gelten. „Alle Autohersteller haben kräftig investiert und auch die Bundesregierung hat sich zu den CO2-Zielen bekannt. Ab 2025 wird das Elektroauto auch ohne Unterstützungsmaßnahmen leben können.“
Die staatliche Elektro-Stütze sorgte im vergangenen Jahr immerhin für einen außergewöhnlichen Verkaufsrekord ihres Kleinwagen-Stromers Zoe. Mit exakt 30.400 Zulassungen hat sich die Zahl gegenüber 2019 nicht nur mehr als verdreifacht, es wurden sogar mehr verkauft als in den sechs Jahren zuvor seit 2013. Im Oktober tauchte der Zoe als erstes Elektroauto sogar in den Top Ten der meistverkauften Autos in Deutschland auf. Insgesamt war der kleine Stromer damit in 2020 zum sechsten Mal in Folge (seit 2015) das meistverkaufte Elektroauto Deutschlands. Und trug nicht unwesentlich zur insgesamt durchwachsenen Jahresbilanz bei.
Durchwachsene Zulassungsbilanz
Denn abgesehen vom Höhenflug des Zoe, sehen die Zahlen für die übrige Flotte eher mau aus. Im abgelaufenen coronageplagten Autojahr musste auch die Renault-Gruppe Federn lassen. Die Verkäufe der Marken Renault, Dacia und Alpine gingen 2020 in Deutschland mit 202.500 Zulassungen um 16,8 Prozent zurück. Damit bleibe die Renault Gruppe jedoch immer noch „der größte ausländische Anbieter auf dem deutschen Automarkt“, so Hochgeschurtz. Und weil der Gesamtmarkt noch stärker verlor (19 Prozent), stieg der Marktanteil damit von 6,21 auf 6,35 Prozent – der beste Wert seit 2003 und zum vierten Mal in Folge über sechs Prozent.
Vor allem bei der Marke Renault stieg der Marktanteil auf 4,7 Prozent, obwohl die Zulassungen auf 150.000 Zulassungen zurückgingen. Davon waren 23.900 leichte Nutzfahrzeuge und 126.100 Pkw, wobei hier allein der Zoe mit seinen 30.400 Einheiten ein gutes Viertel ausmachte und damit zum ersten Mal ein Elektroauto zum bestverkauften Renault-Modell avancierte. Auf den Plätzen folgen der Clio mit 24.700 und der Captur mit 22.800 Zulassungen. Das City-SUV fährt seit 2020 in zweiter Generation auch mit einem Plug-in-Hybridantrieb. Viertstärkstes Modell mit 17.700 Verkäufen ist der Twingo, der 2021 auch mit einem vollelektrischen Antrieb mit 190 Kilometer Reichweite nach WLTP kommen soll. Bei den Kompakt- und Mittelklassemodellen Mégane, Scénic, Talisman sowie den SUV Koleos und Kadjar hingegen gab es starke Einbrüche in den Zulassungszahlen um bis zu 50 Prozent.
Run auf die Autohäuser in 2021
Die sind auch bei den Modellen der Billig-Marke Dacia zu sehen. Vor allem die Bestseller Sandero (16.812) und Duster (15.004) mussten Verluste von mehreren Tausend Zulassungen verkraften. Und auch der Sportwagen Alpine halbierte mit 166 Zulassungen in 2020 seine Verkaufszahlen aus 2019.
In diesem Jahr rechnet der Vorstand der Renault Deutschland AG damit, dass sich „die Corona-Situation in wenigen Wochen deutlich verbessern wird“ und „wir deshalb einen Run auf die Autohäuser erleben“ werden. Dafür ist die Renault Gruppe „bestens aufgestellt“, so Hochgeschurtz. Neben dem neuen Twingo Electric wird zur Mitte des Jahres mit dem Dacia Spring Electric auch der erste volllelektrische Dacia zu einem „unschlagbaren Preis-Wert-Verhältnis“ starten.
Darüber hinaus sollen bis Ende des Jahres sechs neue Hybrid-Modelle die Renault-Produktpalette weiter elektrifizieren. Darunter auch das neue SUV-Coupé Arkana, dessen Marktstart für Sommer geplant ist. Dazu gesellen sich ein neuer Sandero mit neuen Motoren und Infotainment, der mit einem Einstiegspreis von 8490 Euro Deutschlands günstigster Neuwagen bleibt. Auch als Stepway-Variante und mit Autogas-Antrieb geht der Kleinwagen wieder an den Start. Komplett neu rollt im Frühjahr außerdem der Hochdach-Kombi-Bestseller Kangoo zum Händler. Die dritte Generation im neuen Design, mit mehr Komfort und modernen Assistenzsystemen wird es wie bislang als Pkw, Kastenwagen und mit Elektroantrieb geben. (ampnet/fw)
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