In den vergangenen Jahren verliefen die Auftritte chinesischer Marken bei internationalen Messen nach einem seltsamen Muster. Auf den Ständen wurden zumeist Elektromobile gezeigt und große Reichweiten sowie ein baldiger Marktstart in Europa versprochen. Und dann hörte man nichts mehr von den Neulingen. Sie tauchten einfach ab und verschwanden von der Bildfläche. Jetzt kommt allerdings mit Byton ein global angelegtes Unternehmen mit Sitz im chinesischen Nanjing und Ablegern in den USA sowie einem Designzentrum in München und zeigt auf der IAA in Frankfurt mit dem M-Byte sein lange erwartetes erstes Modell.
Den Start in den USA und Europa kündigt das Unternehmen für das Jahr 2021 an. Hinter dem Neuling stehen Entwickler, die zuvor bei BMW, Tesla, Google und Apple gearbeitet haben und den M-Byte mit viel Konnektivität an den Start rollen. Bisher hat die Marke weltweit bereits 50 000 Reservierungen gesammelt, von denen die Hälfte aus China und der Rest vor allem aus Norwegen und Deutschland stammt. In China sollen die ersten Auslieferungen Mitte des kommenden Jahres beginnen.
Für Byton ist der M-Byte nicht einfach ein weiteres E-Mobil, sondern vielmehr ein „smart Device“, was sich mit „intelligentem Gerät“ nur unvollständig übersetzen lässt. Zentrales Element des M-Byte ist ein mehr als ein Meter langes Display vor Fahrer und Passagier, über dessen drei Bereiche die Funktionen gesteuert werden können. Zusätzlich blickt der Fahrer auf einen weiteren Bildschirm, der im Zentrum des Lenkrads über dem Airbag positioniert wurde. Darüber lässt sich das Modell personalisieren. Das Ensemble wirkt nicht nur auf den ersten Blick sehr futuristisch und wird die Generation Online mit Sicherheit ansprechen.
Auch der Beifahrer kommt nicht zu kurz. Für ihn steht ein Tablet zur Verfügung. Über den Bildschirm lässt sich unter anderem eine Gesichtskontrolle des Fahrers programmieren. Gleichzeitig ist das Fahrzeug ständig mit dem Netz verbunden und teilt dem Fahrer so zum Beispiel mit, wann der nächste Service fällig ist. Wem dies zu sehr nach „Big Brother is watching you“ klingt, „kann, so Andreas Schaaf, Chief Customer Officer bei Byton, „die Offline-Taste im Cockpit drücken“. Das werden vermutlich die wenigsten Kunden wollen.
Das Basismodell des M-Byte wird von einem Elektromotor im Heck angetrieben, der 272 PS (200 kW) leistet und nach der WLTP-Messmethode eine Reichweite von 360 Kilometern ermöglicht. Die Allradversion ist 408 PS (300 kW) stark und kommt mit einer Stromladung 435 Kilometer weit. Die Batterie im Basismodell leistet 72 kWh, im Allradler liegt die Kapazität bei 95 kWh. An einem 150 kW starken Schnelllader ist die Batterie in 35 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen.
Wenn der M-Byte nach Europa kommt, sollen die Preise (Stand September 2019) bei rund 45 000 Euro ohne Mehrwertsteuer starten. Allerdings fehlt bisher noch ein Vertriebspartner. Neben dem Online-Vertrieb „denken wir über Shops in den Metropolen nach, wo der Kunde individuell betreut werden kann. Daneben kommt dann ein Servicenetz ins Spiel, sodass wir den Kunden über das Netz informieren können und bei Bedarf den M-Byte abholen und zurückbringen“, blickt Andreas Schaaf in die Zukunft.
Konventionelle Autohäuser spielen bei der Vertriebsstrategie keine Rolle.
In Deutschland haben sich bisher 20 000 potenzielle Kunden auf die Reservierungslisten über die Byton App eingetragen. „Wir verlangen keine Vorleistung bei der Reservierung, eine Anzahlung wird erst fällig, wenn die Bestellung unterschrieben ist.
Produziert wird der M-Byte in einer maßgeschneiderten Fabrik in Nanjing. Die aktuelle Kapazität liegt bei 300 000 Modellen pro Jahr. Ob dem Elektro-SUV M-Byte noch weitere Modelle, zum Beispiel eine klassische Limousine folgen werden, ist noch nicht entschieden, allerdings sind auf der Plattform auch andere Modelle möglich. (ampnet/ww)
Mehr zum Thema: Byton M-Byte
Teile diesen Artikel: