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Kommentar: Alles mercedesbenzisiert

Werden jetzt die Mercedes schlechter oder die Renaults besser? Wird jetzt Nikolas Sarkozy auch in Stuttgart das Sagen haben? Immerhin hält der französische Staat Anteile an Renault, und Sarkozy ist für seine nationale, dreiste Industriepolitik doch gerade den Autobauern bekannt. Warum hat Daimler so lange gewartet, bis nur noch diese Franzosen als Partner übrigblieben? Sind die nach Chrysler überhaupt beziehungsfähig? Alles „Killerfragen“, die bereits im Vorfeld des Deals zwischen der Daimler AG und Renault-Nissan diskutiert wurden.

Nun haben die Herren der Räder bei Daimler und Renault-Nissan – Dieter Zetsche und Carlos Ghosn – eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben, die zeigt, dass beide Unternehmen diese Fragen nicht nur kennen, sonder sogar ernst genommen haben. Renault blickt auf eine gescheiterte Beziehung mit Volvo zurück, lebt aber nun schon seit elf Jahren gut mit Nissan zusammen. Und die Daimler AG leidet immer noch unter dem Phantomschmerz des abgetrennten Chrysler-Arms.

Ein Merger kommt für beide nicht in Frage. Die Kapitalverflechtung von knapp mehr als drei Prozent sehen beide als symbolisch, mehr als Zeichen in die Unternehmen hinein gedacht, damit die Mitarbeiter spüren, dass es Daimler und Renault-Nissan wirklich ernst ist. Man hat die Kooperation auch nicht erst besiegelt und dann mit der Arbeit begonnen. Teams beider Seiten arbeiten seit Monaten zusammen und stellen dabei fest, dass Zusammenarbeit auch zwischen so unterschiedlich aufgestellten Unternehmen Sinn macht.

Beide träumen nicht davon, am Ende des Tages eine europäische Welt-AG gebaut zu haben. Beide haben sehr konkrete Produktziele. Mercedes-Benz braucht einen Nachfolger für den Smart, besser gleich eine ganze Modellreihe. Dafür braucht es kleine Drei- und Vierzylindermotoren. Jetzt kündigt das Unternehmen gleich eine kleine Modellfamilie an mit Coupé und Cabrio und Viersitzern. Die neuen Zweisitzer werden ihre Motoren nicht mehr von Mitsubishi, sondern von Renault geliefert bekommen. Der Viersitzer wird auf der Twingo-Plattform von Renault entstehen. Die nächste Generation der Drei- und Vierzylinder-Benziner und -Diesel werden beide gemeinsam entwickeln. So pragmatisch ist das.

Und die Qualität und das Image? Dieter Zetsche hat dazu eine Antwort, die man ihm glauben kann, weil das Überleben von Marke und Unternehmen daran hängt: „Wir werden Dinge nur dann tun, wenn unsere Mercedes-Benz-Maßstäbe erfüllt sind.“ Sein Vertriebschef Joachim Schmidt hatte diesen Prozess ein paar Tage vorher als „mercedesbenzisieren“ bezeichnet. Zetsche fügte jetzt in Brüssel hinzu, für den Kunden werde es keinerlei Risiko geben. Außerdem gebe es nur sehr wenige Kunden, die vor der Entscheidung stehen, kaufe ich einen Renault oder einen Mercedes-Benz.

In der Tat sich die Schnittmengen bei den Zielgruppen nicht groß. Aber es lässt sich bei gemeinsamen Prozessen eine Menge Doppelarbeit verhindern und sicher auch Einiges von einander lernen und aneinander verkaufen, so wie die Benzin- und Dieselmotoren, die Nissan für seine Edelmarke Infinti übernehmen möchte.

Ist die Brautschau nun abgeschlossen? Zetsche sagte eindeutig und dennoch interpretierbar: „Wir werden nicht noch jemanden suchen, der mit uns kleine Motoren baut.“ (ampnet/Sm)

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Dieter Zetsche.

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Carlos Ghosn.

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