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Kfz-Versicherung: Kein Vergleichsportal ist per se das beste

Auch wenn wir es gerne so hätten, die Welt ist selten so einfach wie es scheint. Das gilt auch für Vergleichsportale im Internet. Wer hofft, mit ein paar Mausklicks zum Beispiel rasch die günstigste Kfz-Versicherung zu finden, der irrt. Im Auftrag des von der HUK-Coburg initiierten Goslar Instituts für verbrauchergerechtes Versichern haben Prof. Dr. Fred Wagner und Dr. Florian Elert sieben Portale untersucht. Keines davon zeigte in allen Fällen immer den günstigsten Tarif an. Eine konkrete Anbieterempfehlung kann es da nicht geben, wohl aber einen Tipp. Die beiden Mitarbeiter vom Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig raten, grundsätzlich mindestens zwei bis drei Portale für die Suche zu nutzen.

Die in dieser Woche in Köln vorgestellte Untersuchung legte neun verschiedene Leistungskriterien vom Selbsterhalt in der Teil-/Vollkasko über die Werkstattbindung und die erweiterte Neuwagenentschädigung bis hin zum Rabattretter zugrunde. Dazu kamen 15 verschiedene fiktive, aber repräsentative Versicherungsnehmer. Zumindest in einem Punkt können Wagner und Elert beruhigen: Alle sieben herangezogenen Portale arbeiten offensichtlich seriös, wenngleich nur eines ein reines Vergleichsportal ist. In den anderen Fällen handelt es sich um - kenntlich gemachte - Makler bzw. eine allgemeine Vermittlungsplattform.

Dass bei aller unterstellter Ernsthaftigkeit dennoch kein Anbieter für jede Anfrage tatsächlich auch den günstigsten Preis nennt, hängt damit zusammen, dass jedes Portal mit anderen Parametern arbeitet. Das beginnt bereits mit der Anzahl und der Auswahl der Versicherungsgesellschaften, die abgeglichen werden. Ihre Zahl schwankt zwischen 20 und 70. Dazu kommen Differenzen bei der Menge der abfragten Tarifmerkmale mit einer Spannbreite von 60 bis 124. Dabei lässt sich eine Tendenz erkennen: Je weniger abgefragt wird, desto günstiger fällt im Zweifelsfall der Tarif aus. Das trifft aber nicht immer zu. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Immerhin kann die Studie in einer Hinsicht beruhigen: Es gab kein Portal, dass nicht mindestens einmal für eine Anfrage den günstigsten Preis angab. Zwei schafften es immerhin viermal. Im Preisdurchschnitt der drei günstigsten Tarife ergaben sich für die 15 fiktiven Musterkunden je nach Portal Unterschiede zwischen 8,3 Prozent und 28,8 Prozent. Aber auch Tarife, die eine Versicherung zu günstigeren Konditionen anbot als die Gesellschaft selbst, wurden gefunden.

Viel hängt nicht zuletzt vom individuellen Leistungsanspruch ab. Die Studie fand bei ihren Anfragen 470 Übererfüllungen, das heißt, der Kunde bekam Merkmale wie die Versicherung gegen Zusammenstöße mit Tieren aller Art oder den Verzicht auf Einrede grober Fahrlässigkeit mitversichert, obwohl er gar nicht danach gefragt hatte. Umgekehrt gab es 152 Negativabweichungen, bei denen die Versicherung nicht alle Wünsche erfüllte. So wurden beispielsweise Kunden, die keinen Selbstbehalt in der Teilkasko wollten, unter den ersten drei günstigsten Tarifen solche genannt, die 150 Euro Selbstbehalt enthielten. In der Regel wurden die nicht gewünschten Abweichungen aber deutlich kenntlich gemacht. Immerhin fanden Wagner und Elert ein Portal, das nie negativ vom Kundenwillen abwich, aber auch keines, dass nie Wünsche übererfüllte. Bei der Auswertung ergab sich, dass die Durchschnittspreise für die jeweils drei günstigsten Tarife bei den Portalen am niedrigsten waren, die am häufigsten Negativabweichungen vorwiesen.

Bei allen Unzulänglichkeiten sind sich die beiden Versicherungswissenschaftler einig, dass Vergleichsportale zumindest für mehr Transparenz auf dem Markt sorgen. Ob tatsächlich der günstige Tarif gefunden wird, hängt vor allem vom individuellen Fall ab – und eben davon, wie viel Portale zu Rate gezogen werden. Grundsätzlich gilt aber auch bei der Kfz-Versicherung, ein Tarif mag billig sein, das günstigste Preis-/Leistungsverhältnis muss er darum aber noch lange nicht bieten. (ampnet/jri)


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Dr. Florian Elert (links) und Dr. Fred Wagner stellten ihre Studie zu Vergleichsportalen im Internet vor, die vom Goslar Institut in Auftrag gegeben worden war.

Dr. Florian Elert (links) und Dr. Fred Wagner stellten ihre Studie zu Vergleichsportalen im Internet vor, die vom Goslar Institut in Auftrag gegeben worden war.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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