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Mal was anderes: Etikettenschwindel Energiesparlampe

Seit gestern darf sie nicht mehr verkauft werden, die gute, alte Glühlampe mit 100 Watt. Viel hat sie sich in den vergangenen Monaten gefallen lassen müssen, auch einen verballhornten Namen. Mein Volontärsvater hätte mir die Ohren langgezogen, wenn ich statt von der „Glühlampe“ von einer „Glühbirne“ gesprochen oder geschrieben hätte. Heute sind solche Ausrutscher in die Gossensprache ebenso normal wie die Argumente für Glühlampen-Verbot zweifelhaft sind. Schon wieder ein Flop für die Umwelt zu Lasten des Verbrauchers?

Als der Umweltschutz noch vor dem Klimaschutz rangierte, hat das Umweltbundesamt (UBA) um jedes Zehntel Milligramm Quecksilber bis aufs Blut gekämpft. Heute sagt dasselbe Amt, Quecksilber sei „bei richtiger Entsorgung gar kein Problem“. In der Praxis bedeutet das, man muss die ausgebrannte Energiesparlampe zur Sondermülldeponie schaffen.

Experten sehen noch ein anderes Problem: Zerbricht eine Energiesparlampe, soll man sofort das Zimmer verlassen, wegen der Quecksilberdämpfe. Und dann? Feuerwehr mit schwerem Atemschutz etwa?

Es ist dem Einsatz der Redaktion der Zeitschrift „Ökotest“ zu danken, dass die Energiesparlampe entzaubert wurde. Die stellte nämlich fest, dass oft sogar mehr Quecksilber enthalten ist als gedacht, dass die Lampen gar nicht so lange halten wie angegeben, dass die Strahlung höher liegt als bei Bildschirmen, dass matte Lampen genauso hell strahlen wie klare und so weiter. Außerdem wies „Ökotest„ darauf hin, dass die neue „Öko“-Lampe gar nicht soviel Licht abgibt wie angegeben. Das nennt man gemeinhin einen Etikettenschwindel.

Jetzt treten sogar Mediziner auf, die vor dem Licht der Energiesparlampe warnen. Weil es Blau sei, wirke es auf den Menschen anregend. Das UBA tröstet: „Wer bei Energiesparlampen auf Qualität setzt, bekommt auch ein warmes Licht.“ Doch leider kommen die meisten hierzulande angebotenen Lampen aus China.

Hat das UBA wirklich Recht, wenn es sagt: „Mit gutem Grund“ seien die Glühlampen verboten, „denn moderne Energiesparlampen schonen das Klima und sind auf Dauer viel billiger“? Zum Thema Lebensdauer und Kosten stimmt das laut „Ökotest“ schon mal nicht im behaupteten Maß. Und beim Klima? Weniger als ein Prozent des deutschen Stromverbrauchs hängen mit Beleuchtung zusammen.

Kann es sein, dass hier jemand übers Ziel hinausgeschossen ist? Wie man hört, hat die Bundesregierung die EU-Kommission mit den Glühlampen unter Druck gesetzt. Offenbar wirksam, denn die Brüsseler beschlossen die Verordnung so eilig, dass nicht einmal Zeit für die Beratung im EU-Parlament blieb. Mein Volontärsvater hätte so ein Vorgehen als Aktionismus bezeichnet.

Uns anderen bleibt der Trost, den „Ökotest“ für uns bereithält: Leute, kauft Halogenlampen. Die sparen auch Energie, sind nicht giftig und passen vielleicht noch eher zu unseren vorhanden Lampen als die Energiespar-Leuchtkolben. (ampnet/Peter Schwerdtmann)

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