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Kommentar: Es ist zu früh, den Diesel abzuschreiben

Ist der Diesel am Ende? Der Selbstzünder – einst Aushängeschild der Industrie, die dieses Land am Laufen hält – ist im freien Fall. Nur noch rund 20 Prozent der Neuzulassungen entfielen im Juni 2021 nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes auf den Selbstzünder. Das ist zwar immer noch fast doppelt so viel wie an Elektroautos abgesetzt wurde. Doch die Trends sind gegenläufig, der Siegeszug der E-Mobilität scheint unaufhaltsam. Wann schneiden sich die Kurven?

Vielleicht überhaupt nicht. Die Verkaufszahlen sind wenig aussagekräftig, denn die Marktverzerrung hat einen Höhepunkt erreicht. Elektroautos werden mit gewaltigen Subventionen verschleudert: Was der Staat jedem Besitzer eines E-Mobils schon beim Kauf hinterherwirft, entspricht dem Gegenwert eines Kleinwagens. Anschließend gibt es weitere, umfangreiche steuerliche Vergünstigungen, und an den Kosten des Straßenverkehrs beteiligen sich E-Autos – anders als klassisch angetriebene Fahrzeuge – ebenfalls nicht. Man kann vermuten, dass dieses Füllhorn irgendwann versiegt.

Und dass ein nachhaltiger Lernprozess einsetzt. Denn erst allmählich zeigen sich feine Risse am Standbild der sauberen Elektromobilität: Die Produktion und die allzu früh fällige Entsorgung der E-Mobile sind ein Umweltproblem, von der Stromerzeugung ganz zu schweigen. Diese CO2-Emissionen liegen in Deutschland, dem Land der „Energiewende“, auf erschreckend hohem Niveau.

Was man hingegen dem Diesel vorwirft, nämlich die lokalen Emissionen, darf als gelöst gelten. Die sehr niedrigen Grenzwerte werden inzwischen deutlich unterschritten. In einer Gesamtbetrachtung ist der Selbstzünder sauberer als ein Elektroauto.

Es ist dennoch zu begrüßen, dass derzeit viele Bürger die hochsubventionierte Probe aufs Exempel machen. Es geht doch nichts über das persönliche Erlebnis: Man darf gespannt sein, ob den Menschen die geringe Reichweite ausreicht, ob ihnen die Zahl der Ladepunkte genügt. Und wie lange die Mär der Mobilität ohne Emissionen vorgetragen werden kann, ohne dass die Zuhörer in Gelächter ausbrechen.

Denn es tönt zwar unablässig: Wer einmal ein Elektroauto gefahren ist, will nie wieder einen Verbrenner. Aus eigener Erfahrung kann der Schreiber diese Behauptung allerdings nicht bestätigen. In der Garage steht ein Sechszylinder-Diesel – ein flaches Coupé, 240 km/h schnell und mit über 1000 Kilometern Reichweite. Bislang ist es noch keinem Elektroauto gelungen, Zweifel an dieser Kaufentscheidung zu säen. Vielleicht stehen vielen Autofahrern ähnliche Erkenntnisse erst noch bevor. Den Diesel abzuschreiben ist es jedenfalls entschieden zu früh. (ampnet/jm)

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Jens Meiners.

Jens Meiners.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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