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Stagnation und teurere Tickets bei Billigfliegern

In der Sommersaison 2019 ist das Wachstum der Low-Cost-Angebote im Flugverkehr zum Stillstand gekommen. Zwar gibt es noch eine geringfügige Erweiterung des Streckennetzes, besonders nach Italien, dafür liegt die Anzahl der Flüge aber rund einen Prozent unter dem Niveau des vergangenen Jahres. Neben innerdeutschen Flügen ist besonders das Flugangebot nach Spanien und Großbritannien zurückgegangen. Bei den großen Billig-Fluggesellschaften in Deutschland hat lediglich Wizz nennenswerte Erweiterungen vorgenommen, während es bei den beiden größten Airlines Eurowings und Ryanair zu Reduzierungen gekommen ist. Dies geht aus dem halbjährlich erscheindenden „Low Cost Monitor“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hervor.

Die Rekordzahl von 6750 Starts pro Woche im Vorjahr wurde um ein Prozent unterschritten. Demnach hat Eurowings als Marktführer in Deutschland die Anzahl angebotener Flüge im Vergleich zum Vorjahr um rund 3,5 Prozent auf rund 3100 Starts pro Woche reduziert. Auf Ryanair entfallen 1256, zusammen mit Lauda sind es etwas mehr als 1500 Flüge oder knapp zwei Prozent weniger als 2018. Dahinter folgen Easyjet mit 1147 und Wizz mit 314 Starts pro Woche. Gegen den aktuellen Trend in Deutschland verzeichnet die Airline Wizz noch Wachstum.

Mittlerweile umfasst der günstige Flugverkehr ab Deutschland 940 Strecken und damit 14 Strecken mehr als im vergangenen Jahr. Der Ausbau der Strecken resultiert zu einem großen Teil aus zusätzlichen Angeboten von Easyjet und Wizz. Besonders profitieren davon Fluggäste, die Reiseziele in Italien haben. Der Anteil des Low-Cost-Segments am Flugverkehr von deutschen Flughäfen liegt mittlerweile bei rund 33 Prozent im Vergleich zu 32 Prozent im Sommer 2018. Hier spielt der generelle Rückgang der Flugbewegungen in Deutschland eine Rolle. So haben die übrigen Airlines in Deutschland mit rund 3,5 Prozent Minus einen noch höheren Rückgang zu verzeichnen als die Billigflieger.

Höhere Kosten haben zu Preissteigerungen bei den Günstigfliegern geführt. Die vom DLR ermittelten Preise liegen in diesem Herbst bei rund 44 bis 111 Euro, nach 38 bis 100 Euro im Herbst 2018 und 34 bis 97 Euro im Herbst 2017. Die Werte zeigen den Bereich der durchschnittlichen Brutto-Flugpreise für eine repräsentative Auswahl an Flugstrecken der in Deutschland bedeutendsten Low-Cost-Airlines Eurowings, Ryanair, Easyjet und Wizz. Die Durchschnittspreise werden auf Grundlage verschiedener Vorausbuchungszeiträume von einem Tag bis zu drei Monaten ermittelt.

Auffällig ist das Wachstum der günstigen Flugangebote am Großflughafen Düsseldorf. Düsseldorf kommt durch eine Erhöhung des Angebots, besonders durch Eurowings, auf über 1100 Starts pro Woche und liegt damit auf Platz eins der deutschen Flughäfen mit den meisten Low-Cost-Angeboten. Eurowings engagiert sich hier stark in Düsseldorf und hat seine Langstreckenverbindungen aus Köln und München eingestellt. Damit einhergehend reduziert die Lufthansa-Tochter das Angebot an günstigen Flugtickets im Langstreckengeschäft kräftig.

Berlin-Tegel folgt auf Platz zwei. Der verkehrsreichste Flughafen Deutschlands, Frankfurt, spielt auf Grund seiner ausgeprägten Drehkreuzfunktion im klassischen Linienverkehr und den zeitweise ausgelasteten Kapazitäten auch im Sommerflugplan 2019 nur eine untergeordnete Rolle. Europaweit punkten die Flughäfen in Barcelona, London und Dublin mit dem größten Low-Cost-Angebot – bedingt durch eine hohe Anzahl von Angeboten der Gesellschaften Vueling, Easyjet und Ryanair.

Auf den Großflughäfen London, Paris, Kopenhagen und Stockholm werben die Billiganbieter um Passagiere der klassischen Allianzfluggesellschaften. Neuerdings sind mit Rom und Madrid sowie Amsterdam und Athen weitere große Abflugorte in Europa hinzugekommen, wobei auch ein direkter Wettbewerb beispielsweise mit Air France besteht. Ziele sind hier etwa New York, Los Angeles, Fort Lauderdale und Oakland in Nordamerika sowie Bangkok in Asien. Mit modernem kleinerem Fluggerät sollten aber auch Sekundärflughäfen auf beiden Seiten des Atlantiks, wie beispielsweise Edinburgh in Europa oder Providence in den USA bedient werden. Aufgrund des aktuellen Flugverbots für die Boeing 737 Max sind solche Strecken aber zur Zeit teilweise nicht buchbar. Insgesamt bietet Norwegian im Sommer 2019 54 Strecken von Europa nach Nordamerika an. Dies sind drei Strecken weniger als im Vorjahr, allerdings steigt die Anzahl der Interkontinental-Abflüge noch leicht.

Europaweit steigt die Anzahl der Low-Cost-Flüge um knapp vier Prozent auf mehr als 67 000 Starts pro Woche. Dabei ist ein größerer Anstieg besonders an Flügen nach Italien oder Griechenland festzustellen. Ryanair/Lauda und Easyjet bauen ihre Marktführerschaft in Europa weiter aus. Ryanair verzeichnet mittlerweile rund 17 000 Starts pro Woche auf dem Kontinent und Easyjet folgt mit mehr als 13 100 Flügen. Während bei Ryanair rund 500 Strecken hinzugekommen sind, erhöhte Easyjet im Sommer 2018 das Netz um rund 150 Strecken.

Der Wettbewerb unter den Billigfliegern in Europa ist weiterhin relativ gering. Es gibt etwas mehr als 1650 Strecken, auf denen zwei oder mehr Anbieter fliegen. Um den Angebotsausbau bewältigen zu können, verfügt Ryanair mittlerweile über eine Einheitsflotte von mehr als 450 Flugzeugen des Typs Boeing 737 mit 189 Sitzplätzen. Dies ist nur ein geringes Plus um 3,5 Prozent zum vergangenen Jahr, allerdings sind mehrere neue Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max aufgrund des aktuellen Flugverbots bisher noch nicht ausgeliefert worden. Hinzu kommen noch 20 Airbus-Maschinen bei Lauda. Easyjet vergrößerte die eigene Flotte um rund sieben Prozent auf 334 Flugzeuge. Norwegian zählt dagegen insgesamt nur noch rund 150 Flugzeuge, da auch hier rund 20 Maschinen der Langstreckenversion des Typs Boeing 737 Max vom Flugverbot betroffen sind. So besteht die aktuelle Flotte aus rund 110 Flugzeugen des Flugzeugtyps Boeing 737 und zusätzlich aus mehr als 30 Flugzeugen des modernen Langstreckenmodells Boeing 787, die im Interkontinentalverkehr nach Asien und Amerika eingesetzt werden. Hinzu kommen noch einige unterschiedliche Modelle, die helfen sollen den Ausfall der Boeing 737 Max zu kompensieren.

Die Fluggesellschaften gestalten ihr Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Zunehmend wird die Tendenz sich vermischender Geschäftsmodelle bei den Airlines sichtbar. Während Ryanair verstärkt auch an Großflughäfen tätig wird und durch Verkauf von Zusatzpaketen versucht, Premiumkunden anzusprechen, greifen Chartercarrier sowie etablierte Fluggesellschaften über Tochtergesellschaften oder eigene Angebote zunehmend in den Markt der preisgünstigen Flugangebote ein. In Deutschland hat Lufthansa ihre innerdeutschen und europäischen Flüge außer von und zu den Drehkreuzflughäfen Frankfurt und München an die Tochtergesellschaft Eurowings abgegeben.

Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Juli 2019. (ampnet/jri)

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Eurowings.

Eurowings.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Lufthansa

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