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Mattes: Die Autowelt verändert sich so rasant wie noch nie

Der deutschen Automobilindustrie geht es gut. Weltweit produzierten die deutschen Hersteller im vergangenen Jahr 16,5 Millionen Pkw, davon 5,1 Millionen Stück in Deutschland. Der Anteil am Welt-Pkw-Markt beträgt rund 20 Prozent. In China haben die deutschen Autokonzerne ihren Marktanteil sogar auf 22 Prozent gesteigert. Dennoch verändert sich die Branche so rasant wie noch nie. Dies stellte Bernhard Mattes auf dem traditonellen Neujahrsempfang des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) fest.

Vor über 650 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien – darunter auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Gesandte aus verschiedenen Ländern der Erde – sagte der VDA-Präsident gestern Abend in Berlin: „Die deutsche Automobilindustrie am Standort Deutschland steht für einen Umsatz von 423 Milliarden Euro, sie beschäftigt hier 834 500 Mitarbeiter, so viel wie noch nie. An unseren internationalen Standorten sind noch einmal gut eine Million Mitarbeiter beschäftigt.“. Der Ausblick auf dieses Jahr sei allerdings von Unsicherheiten über die politischen Rahmenbedingungen und der weltwirtschaftlichen Entwicklungen gepägt. Dennoch könnte 2019 die weltweite Pkw-Produktion der deutschen Autokonzerne die 17-Millionen-Marke übertreffen. „Aber dafür brauchen wir in diesem Jahr Lösungen bei den wichtigsten Handelsthemen. Wir stehen weiter für freien Welthandel ein. Darum schauen wir mit großen Fragezeichen auf den Brexit. Die EU und Großbritannien müssen noch einen Weg finden, um den ‚worst case‘ zu verhindern“, betonte Mattes.

In diesem Jahr geht es für den VDA-Präsidenten auch darum, „dass wir verlorenes Vertrauen zurückgewinnen wollen“. Dies woll man mittels überzeugender Strategien für Digitalisierung, Vernetzung und Emissionssenkungen, für Elektromobilität und alternative Antriebe erreichen. Man sehe die derzeitige Entwicklung der automobilen Welt als Chance. Mattes forderte von der Politik vor allem Transparenz und Verständlichkeit ein und verwies dabei vor allem auf das EU-Parlement: „Wenn ich auf Brüssel schaue, dann findet dies vor allem in Form von Regulierungen statt. Dagegen ist dann nichts einzuwenden, wenn wir machbare, verlässliche Rahmenbedingungen erwarten können. Wir alle sind dafür, dass die Luftqualität in den Städten weiter verbessert wird. Und wir strengen uns dafür gewaltig an. Aber wenn wir erkennen, dass es manchen nicht so sehr um saubere Luft geht, sondern dass die individuelle Mobilität insgesamt angegriffen wird, dann wird der VDA auch 2019 seine Stimme erheben. Eher lauter als im vergangenen Jahr!“

Mobilität müsse auch in Zukunft bezahlbar bleiben. „Die Menschen brauchen das Auto, die Bahn, sie brauchen das Fahrrad, das Carsharing und viele neue Formen künftiger Mobilität – nicht nur, um zur Arbeit zu kommen, sondern um am sozialen Leben teilhaben zu können“, betonte der Verbandspräsident. Deshalb brauche man keinen „Kreuzzug gegen das Auto“, keinen Populismus und keine Hysterie, sondern „vernünftige Ansätze für die zukunftsfähige Mobilität im urbanen Raum wie auf dem Land“. Auch die aktuelle Diskussion um das Tempolimit füge sich in dieses Bild. Aus VDA-Sicht gibt es keine guten Argumente für ein generelles Tempolimit.

Von zentraler Bedeutung sei im nächsten Jahrezehnt natürlich die CO2-Regulierung in Europa. Niemand wisse allerdings heute, wie die beschlossenen Ziele für Pkw bis 2030 ohne massive Auswirkungen auf den Industriestandort Deutschland und seine Beschäftigung erreicht werden könnten. Hier sind für Bernhard Mattes Ökologie und Ökonomie nicht in der Balance. Noch kritischer sehen die Autoindustrie die CO2-Einsparvorgaben für schwere Nutzfahrzeuge.

Die deutsche Automobilindustrie habe in der Vergangenheit viel für die Zukunft getan, bekräftige Mattes. Sie verdoppelt nach seinen Angaben in den kommenden drei Jahren ihr Angebot an E-Modellen auf 100 und sie investiert im gleichen Zeitraum 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe. Weltweit komme jedes dritte Patent im Bereich Elektromobilität und Hybridantrieb aus Deutschland. Die Zukunft des Autos sei zu einem großen Teil elektrisch – und digital. Dies bedeute aber nicht das Ende des Verbrennungsmotors. Ihn brauche man weiter und setze dabei auch auf alternative Kraftstoffe. Beim vernetzten und automatisierten Fahren stamme sogar die Hälfte der weltweiten Patente von deutschen Herstellern und Zulieferern. Digitalisierung bedeute auch, dass Mobilitätsdienstleistungen immer stärker in den Fokus rückten. „Wir wissen, dass wir diese Transformation nur dann erfolgreich durchführen können, wenn wir branchenübergreifend ansetzen, wenn wir mit neuen Partnern zusammenarbeiten. Deshalb gibt es fast täglich Meldungen über neue Kooperationen deutscher Hersteller oder Zulieferer mit Tech- und IT-Unternehmen.“

Das Fazit von Bernhard Mattes lautete: „Die Mobilität der Zukunft kann nur Fahrt aufnehmen mit entsprechenden Rahmenbedingungen. Bei der Elektromobilität geht es dabei um den Auf- und Ausbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur. Für das vernetzte und automatisierte sowie autonome Fahren brauchen wir eine entsprechende digitale Infrastruktur. Da gibt es also noch viel zu tun – für die Industrie und für die Politik!“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde VDA-Geschäftsführer Klaus Bräunig verabschiedet, der nach elfjähriger Tätigkeit als VDA-Geschäftsführer in den Ruhestand geht. Nachfolger von Klaus Bräunig wird mit Wirkung vom 1. Februar 2019 Dr. Martin Koers. (ampnet/jri)

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