ampnet – 12. Januar 2015
Teppichboden kann zum Symbol werden. Gefühlt zwei Jahrzehnte begleitete mich der unsäglich rotgemusterte Teppichoden durch die North American International Auto Show. Jetzt gibt es einen neuen, helleren, aber nicht unbedingt geschmackvolleren Bodenbelag in der Cobo-Hall. Auch sonst hat die Renovierung des klassischen Ausstellungszentrums eine Menge für die Messe gebracht. Jetzt ist man in der Gegenwart angekommen, nicht nur in der Cobo Hall. Die gesamte Stadt zeigt ein freundlicheres Gesicht.
Detroit, die Hauptstadt einer Industrie, die über Jahre dem Untergang zuzusteuern schien, zeigt wieder Optimismus. Nun muss man der Stadt zugestehen, dass die Journalisten in aller Welt sie stets im ungünstigen Licht nasser, dreckiger Wintertage erlebten. Schön, wenn frischer Schnee sich gnädig über Dreck und Verfall ausbreitete.
Aber auf einmal wirkt die Stadt frischer, wie aufgewacht. Wer hätte das Detroit zugetraut. Sprach man doch vor drei Jahren noch über eine Arbeitslosigkeit von mehr als 40 Prozent und wunderte sich nicht über die Botschaft, die Stadt sei pleite und stehe unter Zwangsverwaltung.
Diese Phase ist beendet. Die Stadtväter sind wieder Herr der Finanzen. Aber schon bevor es soweit war, ergaben sich in Downtown neue Bilder. Ich erinnere mich noch an 1998, als der Fotograf Manfred Zimmermann und ich den Niedergang einer Stadt dokumentieren wollten. Auf Fotografen muss man ja immer warten. Ich tat das auf einer Bank in der Hauptstraße, der Woodward Avenue, morgens um 9.30 Uhr vor vernagelten Schaufenstern. Auf der Straße war kein Mensch zu sehen und schon gar kein Auto. War das nun gespenstisch oder beängstigend?
Heute blüht nicht gerade das pralle Leben auf der Woodward und auch die Zahl der Autos in den Straßen passt nicht zur üblichen Erfahrung mit einer Innenstadt. Aber es bewegt sich etwas und die Fassaden werden abends von grell bunten Lichterketten belebt. Außerdem entstanden trotz der Pleite eine Reihe von Neubauten, die einer Großstadt würdig sind. Private Investoren haben offenbar an eine Zukunft in Detroit geglaubt.
Der Optimismus steckt an. Gern glaubt man die Vision vom Leben nach der Automobilindustrie, die einst die Innenstadt verließ, weil die Fabriken auf der grünen Wiese wirtschaftlicher zu betreiben waren. In die alten Gebäude rückt eine neue Szene nach, eine kreative, bunte und junge, von Start-ups geprägte. Auch kehren immer mehr Unternehmen mit Verwaltungen zurück nach Downtown.
Dennoch wird die Stadt noch lange benötigen, und dabei ihre alte Größe nie wieder erreichen. Einst wohnten hier rund zwei Millionen, jetzt sind es weniger als 800 000. Denen bietet sich ein anderes Bild. Die beängstigenden Ruinen und baufälligen Gebäude sind abgeräumt. Doch sie hinterlassen leere Flächen, die nicht alle ihr Geld als Parkplätze verdienen können. Auch überragen immer noch leerstehende Wolkenkratzer aus den 30iger Jahren die Szenerie.
Ich jedenfalls drücke der Stadt, die ich nun seit zwanzig Jahren kenne, die Daumen. Möge sie weiterleben. Mal sehen, was sie uns Neues bieten kann, wenn wir im kommenden Januar wieder nach Detroit fliegen, um hier zu sehen, was sich die Automobilindustrie so alles für uns ausgedacht hat.
Für dieses Jahr nehme ich den Teppichboden als Symbol: Er ist neu, zeigt frischere Farben und ein lebhafteres Muster. Aber schön ist der noch lange nicht. (ampnet/Sm)
Mehr zum Thema: Detroit , Entwicklung , Cobo-Hall
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Neuer Tepichboden, neues Leben?
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Joe-Louis-Statue in Cobo-Hall.
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Detroit.
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Renaissance Center mit General Motors-Hauptverwaltung.
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Detroit mit Renaissance-Center in kalter Wintersonne.
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Detroit: Foyer im Renaissance-Center.
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Detroit-River mit Blick auf Kanada.
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Detroit: Renaisannce-Center.
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Detroit: Renaisannce-Center.
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General-Motors: Hauptquartier im Renaissance-Center.
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Cobo Hall in Detroit.
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Detroit 2015. Der alte Hauptbahnhof ist immer noch eines der eindruckvollsten Denkmäler des Niedergangs.
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Peter Schwerdtmann
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