Pressepräsentation Volkswagen Golf Cabrio: Der Regen ist in elf Sekunden vergessen
Der Golf ist inzwischen bei Baureihe Nummer 6 angekommen. Nach fast zehn Jahren Pause bringt Volkswagen nun nach drei Vorgängergenerationen auch wieder eine Cabrioversion des Kompaktklassen-Bestsellers auf den Markt: Das neue Modell kommt ohne den berühmten Überrollbügel, der dem Vorgänger den Spitznamen „Erdbeerkörbchen“ einbrachte, aber dafür wieder mit klassischem Stoffverdeck daher – ein modisches Coupé-Cabrio haben die Wolfsburger ja schließlich schon im Programm.
Den Ausschlag, dem Eos noch ein weiteres Cabriolet zur Seite zu stellen, gaben Kundenbefragungen. Mancher Frischluftfan kann sich partout nicht mit Blech-Klappdächern anfreunden und wird nur mit der klassischen Machart wirklich glücklich.
Zunächst ein Mal wirkt das ab sofort bestellbare Golf-Cabriolet deutlich eigenständiger als die Vorgänger. Es ist sechs Zentimeter flacher und sogar fünf Zentimeter länger als die Limousine. Das sorgt für eine sichtbar dynamischere Linienführung. Durch den geringeren Blechanteil wird vor allem die Front deutlicher betont und das VW-Gesicht stärker hervorgehoben. Außerdem haben die Designer dem offenen Golf noch ein kleines Stummelheck spendiert, das einen 250 Liter fassenden Kofferraum beherbergt. Dessen Volumen bleibt auch bei eingefahrenem Verdeck voll erhalten, denn das Stoffdach faltet sich in der Hutablage hinter den beiden Rücksitzen zusammen. Mit einer kleinen Durchreiche und umklappbaren Fondlehnen kann sogar auch noch etwas mehr Gepäck verstaut werden.
Die Frontscheibe des Golf Cabriolet steht flacher als bei der Limousine. Dennoch ragt sie nicht so übertrieben weit in den Fahrgastraum wie bei anderen Modellen, so dass das echte Cabrio-Feeling erhalten bleibt. Hochklappbare Sonnenblenden benötigt der Wagen nicht, um den Fahrtwind nach oben abzuleiten. Der streicht ohnehin nur leicht über das Haar. Auch die Schultern werden sanft umschmeichelt – ein Effekt, der durch die einfach zu handhabende Montage des Windschotts nahezu völlig verschwindet, denn es unterbindet auch die leichten Turbulenzen im Fond.
Das Öffnen und Schließen des Verdecks funktionuert bis zu einer Geschindigkeit von 30 km/h auch während der Fahrt. Über einen einfachen Schalter in der Mittelkonsole entriegelt es sich voll automatisch und fährt in rekordverdächtigen neun Sekunden nach hinten. Etwas länger dauert es, das Verdeck wieder zu schließen. Aber bei einem plötzlich auftretenden Schauer sollten auch elf Sekunden reichen, um nur ein paar Tropfen abzubekommen und den Regen schnell zu vergessen. Ohnehin sorgen moderne Materialien dafür, dass der Golf Cabrio das ganze Jahr über genutzt werden kann. Mitfahrer finden hinten zwar eingeschränkte, aber immer noch ausreichende Beinfreiheit vor. Auch über mangelnde „Deckenhöhe“ müssen sie bei geschlossenem Dach in dem Viersitzer nicht klagen.
Als Überschlagschutz stecken in der Wand hinter den Rücksitzen zwei Bügel, die innerhalb von 0,25 Sekunden hochschnellen, wenn das Fahrzeug eine bestimmte Grenze bei Neigung oder Querbeschleunigung überschreitet. Als weitere Sicherheitsausstattung kommen cabriospezifische Seitenairbags vorne sowie ein Knieairbag für den Fahrer hinzu. ESP ist selbstverständlich ebenfalls Standard, inklusive Berganfahrassistent und Gespannstabilisierung. Aber selbst bei Kurvenräuberei in den Bergen wird die Stabilitätskontrolle nur selten herausgefordert, denn der Golf erweist sich nicht zuletzt auch dank der Mehrlenkerhinterachse als äußerst agil zu bewegendes Fahrzeug mit hoher Lenkpräzision.
Die Serienausstattung des Cabrios umfasst unter anderem eine Easy-Entry-Funktion als Einstiegshilfe für hinten sowie Klimaanlage und ein kühlbares Handschuhfach. Für ein Radio-CD-System mit sechs Lautsprechern müssen 655 Euro extra bezahlt werden. Wer noch mehr möchte, der kann nicht zu einer höheren Ausstattungslinie, sondern zu sieben Paketoptionen greifen, mit denen sich Komfort und Ambiente steigern lassen. Deren Bestandteile lassen sich aber auch einzeln bestellen.
Ebenso wie das Cockpit bereits aus der Limousine bekannt ist, gibt es bei den Motoren keine Überraschung. Warum auch? An ausreichend temperamentvollen und sparsamen Antriebsaggregaten herrscht im Konzern kein Mangel. Zum Marktstart am 17. Juni 2011 gibt es erst ein Mal den 1.2 TSI mit 77 kW / 105 PS und den gleich starken Diesel 1.6 TDI sowie den 1.4 TSI mit 118 kW / 160 PS, dem noch eine etwas schwächere Version mit 90 kW / 122 PS folgt. Nachgereicht werden der 2,0-Liter-Diesel mit seinen 103 kW / 140 PS und der 155 kW / 210 PS starke GTI-Motor 2.0 TSI. Die Wahl fällt da nicht leicht.
Bereits mit dem Basismodell können Cabrio-Käufer glücklich werden, das für 23 625 Euro angeboten wird. Der kleine 1,2-Liter-Benziner mit Sechs-Gang-Getriebe lässt sich niedertourig und damit ganz entspannt bewegen. Ab 1400 Umdrehungen bietet der Motor ausreichend Schub. In Verbindung mit dem Blue-Motion-Technology-Paket für noch mehr Effizienz sinkt der Normverbrauch um weitere 0,2 Liter auf durchschnittlich 5,7 Liter. Ein Wert, von dem wir auf einer ersten Ausfahrt nicht allzu weit entfernt waren. Mit 11,7 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h und 188 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die Einstiegsmotorisierung mehr als eine Notlösung.
Als sanfter Souverän empfiehlt sich der 160-PS-Benziner. Er will zwar mit etwas Drehzahl bei Laune gehalten werden, gefällt aber durch seine harmonische Leistungsentfaltung, der sportliche Giftigkeit fremd ist. Mit seinem deutlich höheren Drehmoment bietet der 20 PS schwächere 2,0-Diesel bei etwas geringeren Fahrleistungen aber mindestens genauso viel Fahrspaß. Wem der Kraftstoffverbrauch über alles geht, der erhält mit dem 1.6 TDI die sparsamste Golf-Cabrioversion. Als Blue-Motion-Technology soll sie 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer (nach EU-Norm) verbrauchen, was 117 Gramm CO2 je Kilometer entspricht. Sparsamer war bislang kein anderes der insgesamt rund 1,4 Millionen verkauften Cabriolets von Volkswagen. (ampnet/jri)
Daten: Volkswagen Golf Cabrio 1.2 TSI
Länge x Breite x Höhe (m): 4,25 x 1,78 x 1,42
Motor: Vierzylinder-Turbo-Benziner, 1197 ccm
Leistung: 77 kW / 105 PS bei 5000 U/min
Maximales Drehmoment: 175 Nm bei 1550 – 4100 U/min
Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm). 5,9 Liter
CO2-Emission: 139 g/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,7 Sekunden
Leergewicht: 1341 kg
Kofferraumvolumen: 250 Liter
Max. Anhängelast: 1200 kg
Wendekreis: 10,9 m
Räder / Reifen: 6J x 16 / 205/55 R16
Basispreis: 23 625 Euro
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