Tradition hat bei der britischen Sportwagen-Manufaktur Morgan einen ganz besonderen Stellenwert. Seit 110 Jahren entstehen im beschaulichen Malvern Link Modelle, an denen die Zeit scheinbar spurlos vorbeigefahren ist. Auch der brandneue Morgan Plus Six, der jetzt in Genf vorgestellt wurde, passt sich nahtlos in die Firmengeschichte ein – und doch ist bei dem jüngsten Roadster alles anders als bisher.
Auf den ersten Blick mag sich diese Behauptung der Verantwortlichen nicht erschließen, denn auch der neue Plus Six kommt mit einem Design auf den Markt, an dem sich seit den 1930er Jahren kaum etwas verändert hat. Die echten Neuerungen spielen sich versteckt unter der 3,90 Meter langen Karosserie ab. Dort kommen zahlreiche Technik-Premieren zum Einsatz, die den Plus Six trotz seines antik wirkenden Designs tatsächlich zu einem modernen Sportwagen mutieren lassen.
Als erstes Modell der Firmengeschichte wird der Plus Six nun von einem Turbomotor angetrieben. Als Antrieb wählten die Entwickler einen BMW-Turbo-Sechszylinder (B58), der von den Technikern des Hauses für seine neue Aufgabe angepasst wurde. Die Kraft (250 kW/335 PS) – und nun müssen die Morgan-Freunde wahrscheinlich sehr stark sein – wird von einer Achtgang-Automatik an die Hinterräder übertragen. Wahlweise lassen sich die Einstellungen Sport, Plus und manuelles Schalten wählen.
So ausgerüstet beschleunigt das gerade 1075 Kilogramm wiegende Leichtgewicht in 4,2 Sekunden von Null auf 100 km/h und erreicht bei 267 km/h seine Maximalgeschwindigkeit. Der neue Motor lässt den Plus Six zudem in eine saubere Zukunft rollen. Mit einem CO2-Ausstoß von 170 Gramm je Kilometer erreicht der Plus 6 nun die Abgasnorm Euro 6, was ihm wiederum neue Märkte öffnet. Der Verbrauch liegt nach Werksangaben bei 7,4 Liter.
Für den neuen Antrieb wurde die vertraute Silhouette dezent überarbeitet. So verbessern zum Beispiel zusätzliche Lüftungsschlitze das Arbeitsklima unter der Haube. Auch die Scheinwerfer wurden der für Morgan neuen Zeitrechnung angepasst. Und selbst wenn der erste Blick täuschen mag, so übernimmt der jüngste Morgan lediglich weniger als ein Prozent der Teile von den anderen Modellen der Marke.
Auch der noch immer sportlich enge Innenraum wurde neu gestaltet und überrascht die Kundschaft mit einem LCD-Bildschirm, der so angeordnet wurde, dass der Fahrer nicht abgelenkt wird. Die neu gestalteten Türen besitzen nun einen verbesserten Seitenaufprallschutz und Platz für Lautsprecher unter der Leder-Verkleidung. Die Rundinstrumente freilich schreiben den Stil der 1950er Jahre fort. Die neuen Sitze wurden vollständig überarbeitet, sodass zusätzlicher Fuß- und Gepäckraum entstand. Außerdem kommen alle Plus-6-Versionen mit fernbedienter Zentralverriegelung und – noch eine Premiere – mit automatischen Scheinwerfern auf den Markt.
Rückgrat des neuen Plus Six ist eine vollkommen neue Fahrwerkskonstruktion, die aus einer Mischung von Aluminium – und Tradition verpflichtet – englischer Esche besteht. Dank dieser Entwicklung konnte die Torsionssteifigkeit gegenüber dem Vorgänger-Chassis um 100 Prozent verbessert werden, sagen die Morgan-Techniker. Der handgefertigte Holzrahmen fällt nun dicker als beim Plus 8 aus.
Neben dem konventionellen Roadster-Verdeck kommt die Touring-Version mit einem leichtgewichtigen Hardtop zu den Kunden. In dieser Ausstattung, so die Kreativen der Manufaktur, greift die Modellvariante den Stil der „Straßenrenner“ aus den 1960er Jahren wieder auf. Wie bei allen Modellen lässt sich auch der neue Plus Six durch eine Vielzahl von Optionen außerdem dem individuellen Geschmack der Kunden anpassen.
Allerdings sollten die Interessenten über ein entsprechend gefülltes Konto verfügen. Die Basisversion kostet in Großbritannien („kontinentale Preislisten“ gibt es noch nicht) mindestens 77 995 Pfund (92 932 Euro). Für die Touring-Version wechseln 84 995 Pfund (98 740 Euro) den Besitzer, und für die First Edition verlangt Morgan 89 995 Pfund (104 561 Euro). (ampnet/ww)
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