Jaguar schlägt auf der Techno Classica in Essen (10. - 14.4.2013) mit einem E-Type 3.8 Roadster der Serie 1 von 1961 und dem ab Sommer startenden Nachfahren F-Type V8 S eine Brücke vom klassischen zum modernen Sportwagen. Auf der Weltleitmesse der Oldtimer-Branche stellt Jaguar in Halle 2 neben drei weiteren automobilen Exponaten auch die umfangreichen Aktivitäten seiner Tochter Jaguar Classic Parts dar.
Jaguar Classic Parts ist als 100-prozentige Tochter von Jaguar Land Rover auf die Lieferung hochwertiger Original-Teile spezialisiert und zeigt in Essen unter anderem eine Original-E-Type-Motorhaube – wie sie heute für Sammler weiterhin erhältlich ist. Über die Internetseite www.jaguarclassicparts.com erhalten Interessenten direkten Zugang zu 26 000 katalogisierten Originalersatzteilen. In einem kurzen Film erfahren Besucher der Techno Classica darüber hinaus Wissenswertes über die von Jaguar Land Rover Deutschland durchgeführte Komplettrestaurierung des ausgestellten E-Type Roadster.
Neben E- und F-Type stellt Jaguar in Essen die jeweils letzten Exemplare der Baureihen XJS und XJ8 (X 308) sowie die Replica eines in Union-Jack-Farben lackierten XK8 Roadster aus.
Der letzte XJ8 war 2002 kein Jaguar, sondern ein Daimler Super V8 mit königlicher Vorgeschichte. Zwei Jahre lang diente die edel ausstaffierte Limousine Queen Elizabeth als Privatfahrzeug, ehe sie 2004 in die Obhut des Jaguar Daimler Heritage Trusts kam. Zwischen 1997 und 2002 baute Jaguar über 126 000 Einheiten der X308-Familie, die dann vom ersten komplett aus Aluminium gefertigten XJ (X 350) abgelöst wurde.
Vom XJS hat Jaguar in 21 Jahren 115 413 Fahrzeuge hergestellt. Zum Start 1975 mit einem 5,3-Liter-V12, ab 1983 auch mit 3,6-Liter-Reihensechszylinder und ab 1991 mit 6,0-Liter-V12- und 4,0-Liter-Sechszylinder-Aggregaten. Auch auf der Rennstecke errang der als Coupé und Cabriolet lieferbare Sportwagen Erfolge Zwischen 1976 und 1982 unter Bob Tullius in den USA und ab 1982 in der Tourenwagen-EM, die TWR (Tom Walkinshaw Racing) 1984 mit Siegen in der Meisterschaft und bei den 24 Stunden von Spa krönte. Das in Essen gezeigte 6,0-Liter-V12 Coupé stammt von 1996 und wird zusammen mit dem letzten XJS 4.0 Cabriolet vom Jaguar Heritage Trust betreut.
Beim auf der Techno Classica ausgestellten XK8 Cabriolet handelt es sich um eine ursprünglich blau lackierte Replica eines berühmten Filmautos. Das Original trat 2002 im Kino-Streifen „Austin Powers in Goldständer“ auf. Mit der Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre gedrehten "Austin Powers"-Trilogie gelang Autor und Hauptdarsteller Mike Myers eine köstliche Persiflage auf Agentenfilme à la James Bond. In den ersten beiden Folgen fährt der schräge Geheimagent (dargestellt von Mike Myers) bei seinem Kampf gegen Erzfeind Dr. Evil einen E-Type II, ehe er zum Finale in den ähnlich patriotisch eingekleideten XK8-„Shaguar" wechselt. Der verballhornte Name ist die Kombination aus „Jaguar“ und dem englischen Slang-Wort „to shag“ (= „mit jemandem Sex haben“).
Abgerundet werden die Jaguar-Aktivitäten auf der Techno Classica 2013 durch Merchandising-Artikel, Schaukästen mit Originalteilen für den E-Type sowie umfangreiches Werbe- und Informationsmaterial.
In Deutschland sind heute schätzungsweise 4000 historische Jaguar zugelassen, darunter allein über 1700 Exemplare aus dem Besitz von Mitgliedern des größten Clubs, der 1979 von acht Enthusiasten aus der Taufe gehobenen Jaguar Association Germany. Am 1. August 1957 begann Peter Lindner aus Wiesbaden mit dem offiziellen Import der englischen Luxuswagen in Deutschland. Bis dahin kamen die Autos aus Coventry immer nur in Eigenregie ins Land: Kunden in Süddeutschland wurden über eine Kooperation mit dem Freiburger Autohaus Speck vom Schweizer Importeur Emil Frey beliefert, in Hamburg gab es ab 1954 Fendler & Lüdemann, in Düsseldorf seit 1949 Birkelbach & Unkrüer und in Frankfurt betrieb der britische Offizier Ronald Myhill die Overseas Motor Sales GmbH. Wegen der hohen Einfuhrzölle kamen zunächst immer nur wenige Dutzend Jaguar auf deutsche Straßen. Für 1954 weist die Statistik gerade einmal 21 Neuzulassungen aus.
Erst Peter Lindner gelang es, Firmengründer Sir William Lyons das Mandat des offiziellen Deutschland-Importeurs abzuringen. „Den Zuschlag erhielt er, weil er überzeugend und zielstrebig auftrat, gut Englisch konnte und den Briten durch seine Erfolge im Rennsport imponierte", erzählt sein Neffe Peter Fritz. „Und war er jung genug, um kein Nazi zu sein.“
Zu den wichtigsten Kunden der ersten Jahre zählten Soldaten der in Deutschland stationierten britischen und amerikanischen Streitkräfte. Mit den Jahren wurde Jaguar zusehends auch für die einheimische Prominenz attraktiv. Unter den ersten VIP-Kunden waren Showmaster Hans-Joachim Kulenkampff, Fürst Metternich und Klaus Kinski. „Dank Peter Lindner wurde aus dem exotischen Mauerblümchen Jaguar auch in Deutschland eine angesehene Luxusmarke", sagt Jaguar-Historiker Mike Riedner. Mit bald 60 Stützpunkten – ein Großteil davon unter Lindners Regie – fand die Marke bis zu 3000 Kunden pro Jahr. (ampnet/jri)
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