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Versicherer kaufen sich ihr eigenes Vergleichportal

Die HUK Coburg-Versicherungsgruppe hat ihren bereits im Januar angekündigten Plan umgesetzt, ein Internet-Vergleichportal zu kaufen. Zusammen mit HDI Direct und WGV übernehmen die Coburger die Mehrheit an Aspect Online. Die entsprechenden Verträge wurden unterzeichnet, teilte das Unternehmen jetzt mit. Die genaue Höhe der Anteile und der Kaufpreis wurden nicht bekannt.

Mit diesem Schritt haben die drei strategischen Partner den Kampf um den Vertriebsweg Internet aufgenommen, den bisher Vergleichportale wie Check 24 beherrschen. Die Rolle des Portals sei zu dominant geworden, hatte im Januar am Rande des Verkehrsgerichtstags ein Sprecher von HUK Coburg festgestellt. Es störe sein Unternehmen, dass Check 24 als Makler auftrete, die Kunden also keine Kunden des Versicherers, sondern des Vergleichportals sind. Man habe keine Möglichkeit, sich dem Kunden gegenüber mit der ganzen Kraft seiner Marke zu positionieren. Die Kundenbindung bestehe nicht gegenüber der Versicherung, sondern gegen dem Portal.

Vergleichportale bieten dem interessierten Portalbesucher unter anderem einen Vergleich der Versicherungstarife verschiedener Gesellschaften an, verfügen allerdings bisher nicht über einen kompletten Überblick über den Markt. Sie zeigen die Tarife der Gesellschaften, von denen sie bei einem Vertragsabschluss Provisionen erhalten. Marktführer ist Check 24, dessen Umsatz im Geschäftsjahr 2010/2011 bis 31. März 2011 um rund 50 Prozent auf etwa 90 Millionen Euro gewachsen sein dürfte.

Check 24-Chef Heinrich Blase glaubt nicht an einen Erfolg eines Portals, das von Versicherern betrieben wird. Er sagte – ebenfalls am Rande des Verkehrsgerichtstags – in Goslar im Januar: “Die Unabhängigkeit eines Internetportals ist enorm wichtig.“ Gleichzeitg leugnete er nicht, dass sein Portal von den Maklerprovisionen der Versicherer lebt. 2010 hatte das Münchner Portal rund 450 000 Autoversicherungs-Verträge vermittelt, berichtet jetzt die „Financial Times Deutschland“. Dafür seien Provisionen zwischen 60 Euro und 100 Euro pro Vertrag kassiert worden.

Die HUK Cuburg hatte sich bereits Anfang 2010 aus Check 24 zurückgezogen, andere Versicherer waren dem Marktführer bei der Kfz-Versicherung gefolgt. Jetzt bauen sie mit Aspect Online einen Wettbewerber auf, dem natürlich daran gelegen sein muss, glaubwürdig zu sein. Deshalb betonten die Beteiligten, an dem Geschäftsmodell werde sich nichts ändern. Das Portal werde weiterhin völlig unabhängig am Markt operieren und die Produkte der Anbieter ausschließlich nach Preis und Leistung bewerten.

Aspect Online vergleicht Produkte von Versicherungen, Banken und Energieversorgern. Bisher war das Vergleichportal im Besitz des Gründers und Aufsichtsratschefs Stephan Gabriel. Management und Aufsichtsratsmitglieder sind ebenfalls beteiligt. Die bisherigen Vorstände Reinhold Berger, Helmut Paesler und Wolfgang Schütz bleiben im Vorstand, von den sechs Mitgliedern des Aufsichtsrats stellen die neuen Anteilseigner zwei. Aspect Online will mit Hilfe der neuen Partner verstärkt in seine Marktposition investieren und den Nutzern mit einem komfortableren Vergleichsrechner und zusätzlichen Dienstleistungen einen verbesserten Service bieten.

Vorbild für den Einstieg bei einem Vergleichportal war offenbar der britische Markt. Der Autoversicherer Admiral betreibt dort das erfolgreiche Vergleichportal „confudes.com“. (ampnet/Sm)

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