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Reifenersatzgeschäft mit Einbußen von zehn Prozent

Gut 55 Millionen Fahrzeugreifen wurden im Reifenersatzgeschäft Deutschland im Jahr 2012 insgesamt vom Handel an Verbraucher verkauft – rund sechs Millionen (10 %) weniger als im Vorjahr. „Damit war das vergangene Jahr alles andere als ein gutes Geschäftsjahr für unsere Branche“, resümiert Peter Hülzer, geschäftsführen-der Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV e.V., Bonn). „Nach guten Ergebnissen in den beiden Vorjahren war das Reifenersatzgeschäft 2012 in nahezu allen Produktbereichen von einem Rückgang unter Normalniveau geprägt.“

In den einzelnen Produktsegmenten zeigen die jetzt vom Bundesfachverband des Reifengewerbes vorgelegten Marktdaten 2012 folgende Entwicklung: Im stückzahlmäßig größten Segment Pkw konnte der Handel rund 44,6 Millionen Reifen verkaufen, davon entfiel je die Hälfte auf Sommer- und Winterreifen. Der Absatz lag damit um gut zehn Prozent niedriger als im Vorjahr. Im Vergleich dazu war die Absatzentwicklung im Segment Off-Road-Reifengeradezu erfreulich. 3,13 Millionen Stück wurden verkauft, davon waren rund 48 Prozent Sommer-, der Rest Winterreifen. „Das entspricht zwar nur einem minimalen Absatzplus von 0,3 Prozent und ist weit entfernt von den über 20 Prozent Zuwachs, die der Reifenhandel 2011 im Off-Road-Reifenabsatz verbuchen konnte. Aber immerhin ist dieses Produktsegment das einzige, das im vergangenen Jahr überhaupt eine positive Entwicklung zeigte“, erläutert BRV-Chef Hülzer.

Im Nutzfahrzeugbereich ging der Stückverkauf von Leicht-Lkw-Reifen im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 3,45 Millionen zurück, im Geschäft mit Lkw-Reifen musste der Handel nach Stagnation der Absatzzahlen in 2011 im vergangenen Jahr erneut ein Minus von durchschnittlich 13 Prozent auf insgesamt 2,62 Millionen Stück hinnehmen. Davon waren gut drei Fünftel Neureifen, der Rest Runderneuerte. Dass der Absatz von Lkw-Neureifen dabei mit gut 14 Prozent überdurchschnittlich rückläufig war, führt der Reifenfachverband auf anhaltend hohe Kostensensibilität im Speditionsgewerbe zurück. Schon in den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass runderneuerte Lkw-Reifen zunehmende Beachtung finden. Auch in den Nischensegmenten der Reifen für Erdbewegungsmaschinen (EM-Reifen) und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge (Ackerschlepper-, abgekürzt AS-Reifen) war die Absatzentwicklung für die Branche alles andere als erfreulich. Der Absatz von EM-Reifen lag nach rund 20,5 Prozent Plus in 2011 mit 40 660 Stück im vergangenen Jahr um zehn Prozent unter Vorjahr, die Nachfrage nach AS-Reifen ging nach einem fünfprozentigen Minus in 2011 um weitere zwölf Prozent auf nunmehr gut 65 000 verkaufte Einheiten zurück.

Im Segment Motorradreifen sank nach Stagnation im Vorjahr der Stückabsatz um 4,4 Prozent auf 1,24 Millionen. Die zum Teil erheblichen Stückzahlrückgänge in fast allen Segmenten des Reifenersatzgeschäftes führt der Reifenfachverband auf verschiedene Faktoren zurück. Zum einen bewegte sich im vergangenen Jahr die Zahl der Fahrzeugneuzulassungen auf niedrigerem Niveau als in den Vorjahren, was sich bei Pkw und Leicht-Lkw unmittelbar auf das Nachfragepotenzial für den Zweitsatz Reifen (meist sind das die Winterreifen) auswirkt. Zudem hat die Laufleistung der Reifen zugenommen. Zum Teil ist dies bedingt durch die technische Entwicklung, doch den größeren Anteil daran dürfte das extrem hohe Niveau der Spritpreise haben. Hülzer: „Um Kraftstoff zu sparen, wird weniger und langsamer gefahren, dadurch sinkt der Reifenverschleiß.

Hinzu kommt, dass wegen des hohen Anteils, den die Kraftstoffkosten vom verfügbaren Kfz-Budget verschlingen, erforderliche Investitionen in Reparatur, Wartung und Ersatz von Verschleißteilen oft länger herausgezögert werden, als für die Fahrsicherheit gut ist.“ Deutliches Indiz hierfür sind die zum Teil alarmierenden Mängelstatistiken der Prüf- und Überwachungsorganisationen. Weiterhin darf nicht vergessen werden, dass die Absatzsteigerungen der Vorjahre (2011 und früher) zum guten Teil durch Sondereffekte wie zum Beispiel die Modifizierung der Winterreifenpflicht verursacht wurden.

Als Kehrseite der Medaille wurden in den Jahren reger Nachfrage aber auch Überkapazitäten durch die Reifenhersteller aufgebaut (nachdem zuvor im Jahr der Finanzkrise Produktionskapazitäten abgebaut worden waren), die nun in den Markt drücken. Dass dabei trotz der Nachfrageschwäche das Preisniveau gehalten werden konnte, wertet der Verband angesichts der skizzierten Marktentwicklungen als Erfolg. Hülzer: „Die aktuelle Jahresauswertung unseres Branchen-Betriebsvergleichs weist trotz gesunkener Stückabsätze ein leicht positives betriebswirtschaftliches Ergebnis aus.“

Auch im Dienstleistungssegment (Service) waren keine Einbußen zu verzeichnen. Die Erwartungen an das Reifenersatzgeschäft 2013 sind von verhaltenem Optimismus geprägt. Der Branchenverband rechnet durchgehend mit Absatzzuwächsen um etwa vier Prozent in allen Segmenten außer Offroad-Reifen. Hier wird ein Zuwachs von 15 Prozent erwartet. (ampnet/deg)

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