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Kommentar: Wo leben die eigentlich?

Da stellt sich Winfried Kretschmann. der designierte erste grün-rote Ministerpräsident in Baden-Württemberg, vor die Mikrofone und fordert von der deutschen Automobilindustrie energieeffizientere Fahrzeuge und neue Konzepte. Die Ökologie und die Ökonomie müssten zusammengeführt werden, wenn die deutsche Automobilindustrie zukunftsfähig sein wolle. Und die üblichen Verdächtigen steigen gern ein. Wo leben die eigentlich?

Dass die entsprechenden Clubs und Vereine den Ball gern aufnehmen, lässt sich nachvollziehen. Aber ein Grüner, der Verantwortung für die baden-württembergische Politik gegenüber den dort ansässigen Autoherstellern übernehmen will, sollte es eigentlich besser wissen. Mercedes-Benz, Bosch, auch Porsche und viele andere Unternehmen im Ländle leben davon, dass sie die energieeffizientesten Fahrzeuge auf die Räder stellen. Die Welt – und nicht nur die automobile Welt – bewundert uns dafür, und ein Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten übt sich dennoch darin, sich der üblichen Vorurteile zu bedienen.

Allein in den vergangenen fünf Jahren haben die deutschen Hersteller den Kraftstoffverbrauch ihrer in Deutschland zugelassenen Autos um 15 Prozent senken können. Der VDA-Präsident Matthias Wissmann sagte kürzlich, in diesem Jahrzehnt könne der Verbrauch durch Optimierung der klassischen Antriebe bis zu 25 Prozent gesenkt und entsprechend CO2 eingespart werden. Bei den Emissionen von Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen und Feinstaub – so Wissmann – seien die Werte seit 1990 um durchschnittlich 97 Prozent gesenkt worden. Conti-Chef Elmar Degenhardt ging heute bei der Hauptversammlung des Unternehmen noch weiter, indem er sagte, bis 2020 bestehe die Chance, den Verbrauch um die Hälfte zu senken.

Ein paar Beispiele für die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie: Eine Mercedes-Benz S-Klasse fährt mit dem Verbrauch eines Kleinwagens; beim Elektroauto mit Brennstoffzellen haben die Deutschen die Nase weit vorn; die Technik des Opel Ampera und des Chevrolet Volt stammt weitgehend aus Mainz; Volkswagen liefert echte Drei-Liter-Autos; Ford bedient sich auch für die globalen Modelle vielfach der Motortechnik aus Köln; Continental wird dieses Jahr noch den ersten elektrischen Powertrain für ein Serienauto liefern. Daimler, BMW und andere erproben längst neue Konzepte für den Verkehr in den Metropolen der Zukunft und so weiter.

Doch das sind Fakten. Wir leben aber in einer Zeit, in der zu häufig nicht die Fakten zählen, sondern Meinungen. Die eignen sich eher für Schlagzeilen und für markige Sprüche vor Mikrofonen. Man mag das bedauern, aber es ist leider Fakt, wie wir auch an diesem Thema wieder lernen müssen. Der Umwelt und dem Klima kann man jedenfalls nur wünschen, dass alle Automobilhersteller der Welt so nachhaltig denken und so erfolgreich entwickeln wie die deutschen.

Nur gut, dass der Kunde – hierzulande und in der Welt – entscheidet, welches Auto er kaufen will und nicht ein Ministerpräsident, dessen Bild von der Automobilindustrie aus längst vergangenen Jahren stammt. Herr Kretschmann, der Umbau, den Sie fordern, läuft schon seit Jahren. Sprechen Sie doch einmal mit Ihren schwäbischen Unternehmen. Die sind sicher so nett und erlauben Ihnen eine Korrektur Ihrer Auffassung, bei der Sie Ihr Gesicht wahren können. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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