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Kommentar: Brüssel stützt Dreckschleudern

Aus Brüssel kommt die Kunde, die Kommission werde eine neue Form der Energiebesteuerung vorschlagen. So sollen alle Kraftstoffe nach ihrem Energieinhalt besteuert werden; das Volumen soll keine Rolle mehr spielen. Da Diesel eine höhere Energiedichte als Benzin hat, kann man also damit rechnen, dass Diesel um zehn Cent oder mehr pro Liter teurer würde. Das nimmt dem Diesel seinen Reiz.

Doch was auf den ersten Blick gerecht aussieht, kann eine Reihe von Folgen zeitigen, die entweder gewollt sind oder bewusst in Kauf genommen werden. Bei allem, was aus Brüssel kommt und sich mit dem Auto befasst, haben wir uns daran gewöhnt zu hinterfragen, ob es für den Vorschlag mal wieder auch industriepolitische Gründe geben könnte, die sich einmal mehr besonders für die deutschen Hersteller negativ auswirken können.

Bei gleichen Preisen für Benzin und Diesel hat es der Dieselmotor noch schwerer, seinen Verbrauchsvorteil ins Spiel zu bringen. Schon jetzt ist der Mehrpreis für einen Dieselmotor so hoch, dass es sich bei Kleinwagen selten lohnt, einen Dieselmotor zu bestellen. Zu gering sind deren Kilometerleistungen, zu lange dauert es, bis der Selbstzünder sich amortisieren kann. Schon heute verzichten deswegen einige Kleinwagenmarken – besonders die der Importeure – auf das Angebot eines Dieselmotors. Die werden die neue Brüsseler Regel mit Vergnügen akzeptieren.

Große Autos mit großen Dieseln sind eine Domäne der deutschen Hersteller, gerade im Bereich der Geschäftswagen. Viele Flottenmanager werden erkennen müssen, dass der Diesel sich nicht mehr lohnt. Das gilt natürlich auch für Privatkunden und Selbstständige, die rechnen können und wollen.

Wir haben in der Vergangenheit schon häufiger beobachten können, dass solche Auswirkungen gern in Kauf genommen worden sind, wenn sie die deutschen Hersteller besonders hart trafen. Entlarvend in diesem Zusammenhang war, wer sich umgehend lobend über die Brüsseler Initiative äußerte. Es waren dieselben Pressuregroups, die schon immer die Großen durch die Kleinen ersetzen wollten.

Doch mehr noch als die Klientel der Geschäftswagen-Fahrer und die besser situierten Privatleute wird es die Gewerbetreibenden treffen: den Handwerker und den Taxifahrer ebenso wie den kleinen Auslieferungsservice und den großen Spediteur. Sie alle werden mit höheren Kraftstoffkosten überleben müssen.

Die Dieselfahrer werden in Deutschland heute schon vom Staat dafür bestraft, dass sie mehr für ihr Auto bezahlen, um weniger zu verbrauchen. Wenn diese Entwicklung anhält, wird die Initiative aus Brüssel sicher nicht dafür sorgen, dass die Kohlendioxidbelastung durch den Verkehr sinkt.

Der Dieselmotor verbraucht in der Regel ein Fünftel weniger als der Benziner. An diesem Verhältnis wird sich so schnell nichts ändern, weil beide Verbrennungsmotoren ständig effektiver werden. Dabei hat man den Eindruck, dass gerade die großen Diesel-Personenwagen die größeren Schritte nach vorn schaffen. Heute kommt eine Mercedes-Benz S-Klasse mit fünf bis sechs Litern Diesel im Schnitt aus.

Das sind Werte, die der Kleinwagen mit dem Benzinmotor noch nicht erreicht hat. Denn wegen der EU-Politik gegen den Diesel und die Großen haben die Hersteller vieler Kleinwagen darauf verzichten können, mit Kraft in die Effizienz der kleinen Motoren zu investieren. Die neue Brüsseler Richtlinie zur Energiebesteuerung nimmt den Druck von diesen Benzinmotoren, die immer noch nicht dem Stand der Technik entsprechen. Solche Motoren nennt man in der CO2-Diskussion „Dreckschleudern“. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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