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Glosse: Es geht bergab mit der Autoindustrie

Den ersten Sturm der Finanzkrise haben wir überstanden, den Zusammenbruch des Automobilmarktes auch. Es scheint sogar so, als habe ausgerechnet die deutsche Automobilindustrie mit Hilfe der Abwrackprämie den richtigen Weg durch das tiefe Tal gefunden, obwohl Prämiengegner immer kritisierten, die 2500 Euro pro Neuwagen unterstützten nur die Kleinwagen und die kämen aus dem Ausland. Gerade die deutschen Hersteller haben die Krise am besten überwunden. Doch warum endet der Höhenflug jetzt so gänzlich unerwartet?

Um diese Frage nach dem Abstieg der deutschen Automobilindustrie verstehen und beantworten zu können, bedarf es des Blicks eines Wissenden, der die Geheimnisse der Wirtschaftskommunikation beherrscht. Einer, der weiß, wie sehr bei der Kommunikation zu börsenrelevanten Informationen um jedes Wort oft stundenlang gerungen wird, einen, der weiß worauf zu achten ist.

Heißt es nun „wieder“, „erneut“ oder „abermals“, schreibt man „deswegen“ oder vor diesem Hintergrund“ – derartige Feinheiten wissen die Analysten zu lesen. Deswegen gibt es keinen Zweifel, dass die Automobilindustrie uns vor dem Hintergrund der aktuellen Verkaufszahlen darauf vorbereiten will, dass es wieder bergab und nie wieder bergauf gehen wird.

In der vergangenen Woche haben fast alle Hersteller die besten Zahlen in der Unternehmensgeschichte oder doch zumindest seit Beginn der Krise gemeldet. Und dennoch stehen die Zeichen für den Leser auf Niedergang, der die Worte in den Pressetexten richtig zu deuten weiß. Denn dort stand bei vielen zu lesen, dies seien die besten Zahlen „aller Zeiten“.

Es ist selten, dass Pressetexte über börsenrelvante Entwicklung den Blick soweit in die Zukunft wagen. Denn in solchen Fällen schaltet sich gern die US-Börsenaufsicht ein, die eine ganz enge Vorstellung von den Inhalten eines „Ausblicks“ hat. Man darf gespannt sein, ob die Behörde selbst oder die New Yorker SEC diese Chance nutzen wird, mal wieder ein paar deutsche Unternehmen anzugreifen. Aber das ist eine müßige Frage angesichts der Zukunft der deutschen Automobilindustrie. Am offenbar schon im zweiten Quartal beginnenden Abstieg gibt es ja wohl angesichts der Formulierung nichts zu deuteln.

Wir werden den März 2011 als den besten Monat aller Zeiten lange im Gedächtnis behalten. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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