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Kommentar: Genf bringt uns die Freude am Auto zurück

Was für ein Stimmungsumschwung! Offenbar sind alle – Aussteller, Journalisten und solche, die es werden wollen – voller Optimismus nach Genf gekommen. Und siehe da! Am Ende des zweiten Pressetags des 81. Internationalen Automobilsalons hat sich eine Stimmung Bahn gebrochen, die wir auf Automobilmessen schon lange nicht mehr erlebten. Aus dem Optimismus der ersten Stunde entstand in den beiden Tagen mehr als nur die Freude an einem boomenden Markt. Sie ist wieder da, die Freude am Auto.

Man diskutiert wieder Design und weniger Abgaswerte. Noch vor einem Jahr haben übergroße Aufkleber der Buchstaben „C“ und „O“ in Verbindung mit einer Zwei das schönste Auto versaut. Dieses Jahr zeigen sie sich wieder von ihrer vorteilhaften Seite. Was keineswegs bedeutet, dass die Kohlendioxidemissionen gänzlich in den Hintergrund getreten wären. Natürlich arbeitet die Automobilindustrie ihre Hausaufgaben ab. Selbstverständlich hat sie die Zeichen der Zeit erkannt. Aber diese Messe zeigt, wie sehr das inzwischen zur neuen Normalität dieser Industrie gehört.

Antriebe – klassische wie alternative –, Leichtbau, Aerodynamik, kleinere Hubräume bei gleicher oder gar höherer Leistung, Verminderung der Reibung, wo es nur geht, effektivere Getriebe bis hin zum angekündigten Neungänge-Automaten, Leichtlaufreifen und immer wieder neue Vorschläge, wie der Verbrauch zu senken sei: Das alles erlebt man auch in diesem Autofrühling in Genf, aber nicht mehr als Ergebnis einer Weltuntergangsstimmung, sondern als ganz normalen Wettbewerbsvergleich: Wer ist weiter; wer muss noch aufholen; wo stecken die besseren Konzepte?

Der Wettbewerb funktioniert. Der Wettlauf ist längst ein paar Runden weiter als die uns glauben machen wollen, die gerade heute wieder das Abgas aus Dieselmotoren zur Ursache allen Übels erklären als gäbe es keine anderen Feinstaubemittenden, als gäbe es keinen Fortschritt der Technik.

Aber angesichts toller Designvorschläge bei den dieses Jahr wieder zahlreichen Studien wird der Autofreund wieder auf seine Kosten kommen. Dazu muss er nicht einmal nach Genf reisen; denn viele Studien werden sicher als Serienfahrzeuge ihren Weg auf die Straßen finden.

Besonders eindrucksvoll ist das, was die Designer sich für die Innenräume einfallen lassen. Dafür gibt es gute Gründe: Viele Käufer entscheiden sich für kleinere Autos, wollen aber nicht auf Komfort und Technologie verzichten. Außerdem hat der Innenraum in Europa schon längst den Charakter des Armaturenbretts von damals verloren, bei dem nur die nützliche Anordnung von Bedienelement und Anzeigen zählte. Schließlich will der Käufer von heute mit seiner Entscheidung für sein Automobil nicht nur ein Statement gegenüber seiner Umwelt abgeben. Er will einen Innenraum, der ihm und seinen Bedürfnissen angemessen ist.

Manchmal enthält eine Designstudie aber auch eine strategische Aussage, ja Drohung. Hat das bestehende Design nicht zum geschäftlichen Erfolg geführt, wird sichtbar, dass die neue Designsprache der Studie ausdrückt, dies könne die letzte Chance der Marke sein.

So gesehen sind Messen nicht nur Quellen der Information oder Inspiration, sondern manchmal eben auch spannende Unterhaltung. Genf war spannend bevor die Messe startete. Die Frage war: Wird der Knoten platzen? Er ist geplatzt; wir dürfen wieder Freude am Auto und dessen Weiterentwicklung in alle Richtungen haben. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

Peter Schwerdtmann

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