Rita Forst: Wir setzen auf die kleinen Fahrzeuge

„Wir setzen jetzt alles auf die kleinen Fahrzeuge“, erklärt uns Rita Forst, Mitglied des Vorstands, Adam Opel AG Vice President Engineering Europe, am ersten Pressetag des Automobilsalons in Genf. Damit nimmt sie die Frage vom Tisch, ob Opel sich auch Fahrzeuge oberhalb des aktuellen Insignia vorstellen könnte. Vorstellen könne man sich das schon, weil im General Motors-Konzern auch große Plattformen zur Verfügung stehen. Aber jetzt geht es erst einmal um die kleineren Klassen. Rita Forst ist davon überzeugt, der Markt werde Opel Recht geben.

Ein Beispiel für die Überzeugung liefert die Studie zum neuen Opel Zafira, den wir im Sommer erstmals auf der Straße sehen werden. Der Neue folgt außen der neuen Konzern-Linie mit all den Elementen, die mit dem Insignia begannen und mit dem neuen Meriva auch bei den Opel-Vans Einzug hielten. In die Reihe passt der Zafira perfekt. So weit wird er wenig Überraschendes bringen.

Der Aha-Effekt entsteht bei der Studie nach dem Öffnen der Tür. Drinnen tut sich eine Welt auf, wie man sie bei Opel so noch nicht gesehen hat, weder im Hinblick auf die Gestaltung, noch im Hinblick auf den Anspruch. Opel nennt das ein Lounge-Konzept – ein Auto zum Wohlfühlen wie die Lobby eines Luxushotels. Leder überall, alles in weichen, warmen Brauntönen; vielfach verstellbare Sitze, viel Fußraum, ja Lebensraum, wenn man diesen Zafira als Viersitzer betreibt. Von den Kunden – so Rita Forst – habe man gelernt, dass für sie die dritte Sitzreihe nur in Ausnahmefällen wichtig sei. Das gab Opel den Raum für den Luxus, den man in dieser Klasse und auch bei den Rüsselsheimern so nicht erwartet.

Für Rita Forst ist der Zafira Lounge eine der Möglichkeiten, sich auf Veränderungen im Markt einzustellen. Sie sieht es wie viele andere in der Szene: Downsizing ist beim Autokauf angesagt. Es darf ruhig ein wenig kleiner sein, aber man will an Bord nichts vermissen.

Diese Philosophie setzt Opel auch gerade bei den Kleinwagen um. Ein Fahrzeug unterhalb des Opel Corsa ist in der Pipeline. Alles im Plan, sagt Rita Forst. Er kommt sicher als Limousine und wahrscheinlich auch als Kompakt-SUV. Und auch vom Opel Antara könnte es eine kleinere Version geben, vermutlich 2013.

Auch eine zur neuen Produktphilosophie passende Motorengeneration ist auf dem Weg. Den 1,6-Liter-Turbodiesel aus dem neuen Opel Antara bezeichnete Rita Forst als Vorboten. Leiser soll er sein und sparsamer sein.

Rita Frost legt Wert auf die Feststellung, dass der Opel Ampera nicht das einzige Fahrzeug mit einem elektrischen Antrieb bleiben werde. Opel beherrsche – auch im Rahmen des weltweiten Verbunds von General Motors – alle Antriebstechnologien. Es werde auch Hybridfahrzeuge und solche mit Strom aus Brennstoffzellen geben. Konkret kündigte sie ein kleines batterieelektrisches Stadtfahrzeug an.

Frost teilt die Meinung, dass beim Elektroauto über die Stückzahl und neue Konstruktionen günstigere Herstellkosten zu erzielen seien. Sie glaubt aber nicht daran, dass die Lithiumionen-Batterie hier einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Deswegen hält sie es für notwendig, aus Gründen des Preises, aber auch des Fahrzeuggewichts die Batterie so klein wie möglich zu halten.

Opel hat in Europa also viel vor; das Unternehmen nimmt offenbar viel Geld für die Entwicklung neuer Modelle, alternativer Antriebe und eine Erweiterung der Modellpalette in die Hand. Doch gerade jetzt meldete die Mutter General Motors für Europa einen Verlust von 600 Millionen US-Dollar. Was erreichen solche Zahlen beim Entwicklungsvorstand? „Motivation“, kommt die Antwort spontan. Man kann sich ja auch kaum vorstellen, wie General Motors auf seine Europäer verzichten wollte. Das würde den Klein- und Kompaktwagen-Ast sofort abschneiden, auf dem der amerikanische Hersteller sitzt, wenn er den Trend zum kompakten Fahrzeug mitnehmen will. (ampnet/Sm)