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Vergleichportale – Verbraucherschutz oder Abzocke?

Das Internet hat uns Nutzer eine komplette neue Welt an Möglichkeiten geschenkt – unnütze und sinnvolle. Die Vergleichportale gehören zweifellos zu den sinnvollen. In Märkten, die immer undurchschaubarer werden, schaffen sie Transparenz, indem sie offen Angebote vergleichen. Der Nutzer kann sich nun mit ein paar Klicks das Angebot auswählen, das seinen Wünschen am besten entspricht. Immer mehr Internetnutzer verlassen sich auf solche Portale – eigentlich zu Recht?

Nehmen wir als Beispiel die Versicherungswirtschaft. Früher hatte jeder von uns seinen „Herrn Kaiser“, den Versicherungsvertreter seines Vertrauens. Das Vertrauen entstand auf zwei Wegen: eben durch „Herrn Kaiser“ und durch die Stärke der Marke des Versicherungsunternehmens, das er vertrat. Vertrauen ist gut, vergleichen besser. Seitdem der Versicherungsmarkt liberalisiert wurde, sieht sich der Kunde mit einem Wust höchst unterschiedlichster Versicherungsbedingungen, Dienstleistungen und Preisen gegenüber. Glücklich, wer in dieser Situation sackkundige Hilfe zur Seite hat; denn nicht immer ist das Billigste auch das Beste.

Die Vergleichportale bieten auch und gerade bei den Versicherungen ihre Hilfe an. Sie verschaffen den Überblick. Doch ist die Transparenz nicht komplett, weil auch das größte Portal nicht viel mehr als Drittel der im Markt angebotenen Tarife in seinem Portfolio pflegt. Außerdem sind die Kriterien, nach denen Versicherer in den Kreis der Kandidaten aufgenommen werden, höchst unterschiedlich.

Und noch eines darf der Internetnutzer nicht aus dem Blick verlieren. Letztlich sind auch Vergleichportale nichts anderes als ein virtueller „Herr Kaiser“. Der hat an jedem Vertrag seine Provision verdient, und das Vergleichportal verdient auch – zwischen 60 und 100 Euro pro Vertragsabschluss, der über das Portal zustande kommt. Die Verbraucherberatung wird so zu einem sehr lukrativen Geschäft.

Die Internet-Tochter der HUK Coburg – HUK 24 – hat aus zwei wesentlichen Gründen Bauchschmerzen mit diesem System. Im Vergleichportal kann HUK 24 die Kraft seiner marktführenden Marke nicht einbringen. Die Marke reduziert sich optisch wie inhaltlich auf das Maß, dass der Portalbetreiber zulässt. Das reicht den Coburgern nicht. Außerdem sehen sie bei den Vergleichportalen die Gefahr einer Marktbeherrschung. Schon heute wird eines – Check 24 – offenbar schon als so dominant empfunden, dass gerade die Großen der Branche Unrat wittern.

Die Coburger wollen nun dagegenhalten. Beim traditionellen „Goslarer Diskurs“ am Rande des Verkehrsgerichtstages in Goslar kündigte HUK 24-Vorstand Detlef Frank vergangene Woche an, man werde mit anderen ein eigenes Vergleichportal schaffen. Konkretes konnte oder wollte er dazu noch nicht sagen. Man sei in der Konzeptphase.

Auf dieses Konzept darf man sehr gespannt sein. Denn es muss sich das Vertrauen der Verbraucher verdienen, also glaubwürdig und nachvollziehbar unabhängig sein. Darüber hinaus müssen sich genug Mitspieler finden, damit ein breites Angebot dargestellt werden kann.

Das wird spannend, nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die Medien. Wenn die Versicherungsanbieter selbst die Vergleiche gestalten, dann schließen sie den Filter aus, so auch Redaktionen und Fachgremien in den bisherigen Vergleichportalen. Das wäre so, als würde eine Partei den „Spiegel“ herausgeben. Mal sehen, wie Vorstand Frank auch diese Klippe umschiffen wird. (ampnet/Sm)

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