Das Kürzel GT hat nicht nur im Automobilbereich einen besonderen Klang, sondern steht auch im Motorradsektor für Gran Turismo. Bei Kymco bilden die beiden Buchstaben den Zusatz für die neue Generation des Downtown 350i, die deutlich sportlicher gezeichnet ist, ohne den Langstreckenkomfort aus den Augen zu verlieren. Insofern wird er seiner Typenbezeichnung durchaus gerecht. Und noch etwas ändert sich im Modellnamen: Aus dem ABS am Ende wird TCS.
Mit nach wie vor 29 PS und 30 Newtonmetern maximalem Drehmoment ist der Einzylinder kein Temperamentsbolzen, er beschleunigt aber bis Tempo 100 und 6000 Umdrehungen in der Minute ausreichend stark und vor allem gleichmäßig. Die Topspeed von 130 km/h liegt dann bei 7000 Touren an, beim Beschleunigen geht es maximal bis zur roten 8. Der Motor zeichnet sich durch angenehme Laufruhe und einen ausreichend brummigen Auspuffklang aus. Dennoch, zwei, drei PS mehr stünden dem GT sicher gut, allerdings rangiert er mit einem tatsächlichen Hubraum von 321 Kubikzentimetern eher in der 300er- als in der 350er-Klasse, der er sich zuordnet. Mit rund dreieinhalb Litern auf 100 Kilometer auch in der Praxis erweist sich der Downtown GT aber immerhin als recht sparsamer Begleiter. Apropos Tank: Die geöffnete Klappe bietet eine Halterung für den Deckel – lobens- und nachahmenswert.
Der Kymco verzögert zuverlässig, die Kombibremse weiß zu gefallen und ist außerdem an einen Notbrems-Warnblinker gekoppelt. Der Einsatz des Antiblockiersystems ist deutlich spürbar, es regelt letztendlich aber unaufgeregt. Die serienmäßig aufgezogenen Maxxis-Reifen wollen gerne erst einmal etwas warm gefahren werden. Sie fallen bei stärkeren Bremsmanövern in kaltem Zustand durch leichtes Quietschen auf. Auch der Grip an den Außenflanken kann nicht immer hundertprozentig überzeugen und verhindert hin und wieder eine noch sportivere Fahrweise. Hier empfiehlt sich im Fall eines ohnehin anstehenden Wechsels der Umstieg auf ein anderes Fabrikat, um die dynamischen Qualitäten des GT noch ein wenig sorgloser ausschöpfen zu können.
Für einen Sport-Scooter bietet der GT eine erstaunlich große Windschutzscheibe, aber traditionell nur mittelmäßigen Beinschutz hinter der Verkleidung. Die Füße finden aber viel Platz. Der Schrittbogen dürfte bei einer Sitzhöhe von 80 Zentimetern allerdings einen Hauch schmaler ausfallen. Die Spiegel sind erfreulich groß, der Platz für den Sozius darf als üppig und reisetauglich gelten. Unter der Sitzbank und mit Filz ausgelegtem Boden findet sich ein entsprechend großzügig dimensionierter Stauraum, der beispielsweise auch einen Klapphelm der Größe L schluckt.
Das sieben Zoll große TFT-Display Cockpit informiert unter anderem über den Verbrauch, die Batteriespannung und die seit dem letzten Ölwechsel zurückgelegten Kilometer (!). Die Handhebel sind vierfach verstellbar, die beiden Handschuhfächer in der Verkleidung sind schmal, aber tief, links gibt es einen USB-Anschluss. Etwas umständlich ist die Startprozedur, denn der Roller entriegelt zwar mit dem Funkschlüssel, starten will er aber erst, wenn vorher auch die Keyless-Taste an der linken Lenkerseite gedrückt wurde.
Beim Downtown GT 350i TCS bietet Kymco nicht nur erstmals eine Traktionskontrolle für eines seiner Modelle in dieser Klasse an, sondern sie ist überraschenderweise auch noch deaktivierbar. Warum bleibt allerdings das Geheimnis des taiwanischen Herstellers. (aum)
Daten Kymco Downtown GT 350 i TCS
Antrieb: 1-Zyl., 321 ccm, flüssigkeitsgekühlt, CVT
Leistung: 21 kW / 29 PS bei 7250 U/min
Max. Drehmoment: 30 Nm bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: k. A.
Tankinhalt: 12,5 Liter
Sitzhöhe: 800 mm
Gewicht: 185 kg (fahrbereit)
Normverbrauch: 3,5 l/100 km
CO2-Emissionen: 82 g/km
Bereifung: 120/70-15 (v.), 140/70-14 (h.)
Preis: 6099 Euro
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