Der Allgemeinde Deutsche Fahrradclub hat gestern zum elften Mal die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Verkehr geförderten ADFC-Fahrradklima-Tests vorgelegt. 213.000 Menschen wurden bundesweit zu ihrer Einschätzung der Fahrradinfrastruktur befragt. Zwar steigt die allgemeine Zufriedenheit leicht, nach wie vor fühlen sich aber rund 70 Prozent der Radfahrer im Straßenverkehr nicht ausreichend geschützt.
„In fast allen Großstädten zeigt sich, dass Investitionen in den Radverkehr – in breite, sichere Radwege, Fahrradbrücken und Fahrradparkplätze – sofort für mehr Zufriedenheit unter den Radfahrenden sorgen. Selbst hügelige Städte wie Tübingen und Auerbach im Vogtland haben es durch den konsequenten Ausbau der Radwegenetze – und die wachsende Beliebtheit von Pedelecs – geschafft, fahrradfreundlicher zu werden“, sagte ADFC-Bundesvorsitzender Frank Masurat. Gleichwohl bereite das Thema Sicherheit weiterhin Sorgen. Mehr als zwei Drittel der Radfahrenden fühlten sich im Straßenverkehr nicht sicher. „Am meisten stresst es, wenn Radwege zu schmal oder zugeparkt sind. Oder wenn man auf Straßen ohne eigenen Radweg mit zu geringem Abstand überholt wird. Das muss sich ändern.“
Die fahrradfreundlichsten Städte in ihrer jeweiligen Größenordnung sind Frankfurt/Main vor Hannover und Bremen, Münster vor Freiburg und Karlsruhe, Erlagen vor Darmstadt und Oldenburg, Tübingen vor Nordhorn und Bocholt, Baunatal vor Meckenheim und Ettlingen sowie Wettringen vor Reken und Olfen.
Den Sonderpreis „Miteinander im Verkehr“ erhält die Stadt Aachen. In Aachen wird das Miteinander im Straßenverkehr überdurchschnittlich gut bewertet (3,6) – sogar besser als die allgemeine Fahrradfreundlichkeit der Stadt (3,8).
Die Gesamtbewertung des ADFC-Fahrradklima-Tests liegt bei 3,92 – das ist 0,04 Bewertungsstufen besser als vorher. Zehn von 15 Großstädten über 500.000 Einwohner haben sich in der Wahrnehmung der Radfahrenden signifikant verbessert. Nürnberg hat am meisten aufgeholt (+0,17) und punktet mit guter Akzeptanz der Fahrradfahrer im Verkehr, mit fahrradfreundlichen Ampelschaltungen und der Qualität neuer Radwege. Dadurch mache das Radfahren in Nürnberg mehr Spaß und weniger Stress – so die Befragten. In Leipzig (+0,14) trugen eine effizientere Falschparkerkontrolle sowie weniger Hindernisse auf Radwegen zum Aufstieg bei. Frankfurt (+0,12) hat viele neue Radwege, geschützte Radfahrstreifen, Fahrradstraßen und fahrradfreundliche Nebenstraßen eingerichtet, viele neue Radbügel aufgestellt und das Radwegenetz lückenlos beschildert. In Düsseldorf, Essen und Berlin kritisieren hingegen die Radfahrenden die fehlende Fahrradförderung in letzter Zeit.
Auch hügelige Städte können fahrradfreundlich werden. Das zeigen Tübingen (2,77) und Auerbach im Vogtland (3,41). Tübingen hat ein durchgängiges und auffällig blau gekennzeichnetes Premium-Radnetz inklusive spektakulärer Fahrradbrücken geschaffen – und lockt damit immer mehr Pendler auf das Rad oder Pedelec. Am Hauptbahnhof gibt es eine großzügige Fahrradtiefgarage mit Werkstatt, Fahrradwaschanlage, Schließfächern und einem Café. Auch das sächsische Auerbach hat viel für den Radverkehr getan – indem Sackgassen und Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet, neue Radwege gebaut und Beschilderungen der Radwege erneuert wurden. Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und bietet Mitarbeitern Diensträder an. Als positiver Trend durch alle Stadtgrößenklassen zeichnet sich die wachsende Zufriedenheit mit Fahrradparkplätzen ab.
Zu schmale oder zugeparkte Radwege werden weiterhin als größtes Problem bewertet. Doch auch das Miteinander im Verkehr bekam vergleichsweise schlechte Bewertungen. Besonders negativ fällt der Überholabstand auf. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von Autos meistens zu eng überholt werden. (aum)
Mehr zum Thema: ADFC , Fahrrad , Klima , test
Teile diesen Artikel: