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Praxistest Opel Grandland Hybrid GS: Gut für nah und fern

Er ist schon eine feine Sache, so ein Baukasten. Wenn die technischen Entwicklungen innerhalb eines Automobilkonzerns gleich mehreren Marken zu Gute kommen können und sich so die anfallenden Kosten auf den Schultern vieler verteilen lassen. Bei Opel greift man daher auf Antriebstechnik aus dem Mutterhaus Stellantis zurück, verwendet ein Hybridsystem mit 48-Volt-Technik und macht den Grandland so zum sparsamen Langstrecken-Spezialisten, der dank einer kleinen Batterie mit 0,9 kWh Volumen in der Stadt streckenweise rein elektrisch ohne lokale Emissionen anfährt, einparkt und rangiert. Das senkt den Treibstoffverbrauch signifikant.

Formal setzt der hohe Kombi auf klare Kanten. Die markante Front reiht ihn unverwechselbar in die aktuelle Palette der jüngeren Opel-Modelle ein, am Heck, man glaubt es kaum, ist tatsächlich der rot beleuchtete Opel-Schriftzug, der bei der im vergangenen Jahr vorgestellten Studie noch als unrealistische Design-Schmonzette verunglimpft wurde, Realität geworden. Kurvig ist an der Grandland-Gestalt außer den Radauschnitten kaum etwas, alles folgt, wenn schon nicht dem rechten, so dann dem mehr oder weniger flachen Winkel. Bedenken hatten wir um die Standhaftigkeit des weit über die Heckscheibe schirmenden Dachkanten-Spoilers bei der Fahrt durch die Waschstraße. Aber die Bürste erkennt das breite Band und lässt ihn am Leben, schafft es sogar, die teils bedeckte Glasfläche des Heckfensters zu rückstandsfrei zu schrubben.

Auch beim Interieur bleibt Opel zackig und modern. Beide Displays betonen die Horizontale, das für den Fahrer mit zehn Zoll erlaubt fünf verschiedene Darstellungen der Informationen, verändert werden sie mit einem gut verborgenen Taster an der Lenksäule. Der zentrale Bildschirm hat eine Diagonale von 16 Zoll, was aber bei der Bedienung nicht hilft, die sich zu sehr in nahezu unergründlichen Menüs verliert. Mehr Zuspruch erfährt das Bedienfeld für die Klimaanlage, das gleich unter dem Display positioniert tastengesteuerten Zugriff auf Temperaturwahl und die verschiedenen Funktionen erlaubt. Auch für das konventionelle Potenziometer für die Lautstärke des wohlklingenden Audiosystems gibt es Beifall, mit ihm lassen sich die Absichten weitaus schneller als mit Wippen am Lenkrad umsetzen.

Trotz der breiten Mittelkonsole mit Ladestation und vielen Ablagen ist das Platzangebot vorne gut. Türfächer und Handschuhfach sind angemessen geschnitten, die Intelli-Sitze tragen das AGR-Siegel (Aktion Gesunder Rücken) und bieten ausgezeichneten Langstreckenkomfort. Beim GS-Modell gehören sie zur Serienausstattung und für Vielfahrer zum unabdingbaren Ausstattungsdetail. Hinten sitzt es sich aber auch nicht schlecht, die Raumverhältnisse reichen auch für größere Mitfahrer und erlaubt ihnen eine bequeme Sitzhaltung. Im Kofferraum stehen die Zeichen auf Durchschnitt. 550 Liter passen hinein, wer die Rücksitzlehnen der hinteren Reihe umklappt, kann bis zu 1645 Liter Transportieren. 570 Kilogramm Zuladung gehen da in Ordnung. Weniger taugt das große Opel-SUV als Zugwagen für Anhänger. Mit 1100 Kilogramm erlaubter (gebremste) Anhängelast rangiert er eher auf den unteren Rängen der Zugwagentauglichkeit, wird die Zugvorrichtung nachgerüstet, sinkt der Wert sogar auf nur 850 Kilogramm. Ohne eigene Bremse sind 750 Kilogramm schwere Anhängsel gestattet.

Das Kernstück im Antriebsstrang ist ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner. Er leistet 136 PS (100 kW) und gibt seine Kräfte über ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen an die Vorderräder weiter. Im Gehäuse der Automatik ist ein kleiner Elektromotor integriert, der 15,6 kW (21 PS) beisteuert und das Systemdrehmoment auf 230 Newtonmeter anhebt. Damit sprintet der Grandland Hybrid in 10,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, als Spitzentempo erreicht er 202 km/h. Sportlichkeit mag sich anders lesen, doch überrascht der hybride Opel mit beachtlicher Längsdynamik. Munter kommt er aus den Startlöchern beim Ampelstart, auch einem knackigen Zwischenspurt ist er nicht abgeneigt. Vor allem aber gibt er den Schmalhans beim Konsum, Mit einem Durchschnittverbrauch von 5,8 Litern Benzin auf 100 Kilometer lag er bei unseren (meist strammen) Fahrten lediglich 0,4 Liter über dem WLTP-Wert.

Das ergibt eine Reichweite von fast 950 Kilometer, was für einen Benziner sensationell ist. Besonders offenbart sich der Sparwille in der Stadt, wenn sich der Verbrenner, wann immer es geht, abschaltet. In Kauf muss der Grandland-Pilot allerdings kleine Komforteinbußen nehmen, denn der Benziner arbeitet nicht gerade wie ein Mucksmäuschen, wenn er anspringt, und ein leichtes Ruckeln im Antriebsstrang lässt sich ebenfalls nicht vermeiden. Beim Fahrwerk ist die Abstimmung besser gelungen. Geringe Seitenneigung, eine gefühlvolle Lenkung und standfeste Bremsen machen den Opel zum liebenswerten Mobilitätspartner. Die Federung mag kurze Stöße weniger als lange Wellen, bleibt aber unterm Strich komfortabel.

Die Basis des Grandland Hybrid gib es bereits für 36.400 Euro, die GS-Ausstattung für 4000 Euro mehr bringt eine ganze Reihe von empfehlenswerten Extras an Bord, dazu zählen unter anderem 19-Zoll-Leichtmetallräder, die Gesundheitssitze, eine Zwei-Zonen-Klima, das Matrix-LED-Licht, Sitz- und Lenkradheizung sowie eine Rückfahrkamera. Den Reichweitenvorteil gibt es serienmäßig und daher ist das Markenflaggschiff auf allen Distanzen eine gute Begleitung. (aum/mk)

Daten Opel Grandland Hybrid GS:

Länge x Breite x Höhe (m): 4,65 x 1,91 x 1,68
Radstand (m): 2,8
Antrieb: R3-Benziner, 1199 ccm, MHD, FWD, 6-Gang-Aut.
Systemleistung: 107 kW / 145 PS
Drehmoment: 230 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,2 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,5 Liter
CO2-Emissionen: 124 g/km
Testverbrauch: 5,8 Liter
Leergewicht / Zuladung: min. 1537 kg / max. 491 kg
Kofferraumvolumen: 550–1645 Liter
Max. Anhängelast: 850 kg
Basispreis: 36.400 Euro
Testwagenpreis: 43.100 Euro

Weiterführende Links: Opel-Presseseite

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Opel Grandland Hybrid GS.

Opel Grandland Hybrid GS.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


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