Immer mehr Menschen erfüllen sich den Traum vom Urlaub im Wohnmobil. In Deutschland sind jetzt erstmals mehr als eine Million Reisemobile zugelassen, meldet das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Damit hat sich der Bestand dieser Fahrzeuggattung – und damit auch eine besondere Art der mobilen Freizeitgestaltung – seit dem Jahr 2017 mehr als verdoppelt. Vor allem die Corona-Pandemie befeuerte den Trend zum unabhängigen Roadtrip-Urlaub und zu spontanen Wochenend-Auszeiten. Inzwischen, das belegen die jüngsten Absatzzahlen, klingt der Boom allmählich ab.
„Über eine Million zugelassene Reisemobile sind ein bedeutender Meilenstein für unsere Branche und verdeutlichen die anhaltende Attraktivität des Caravanings“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD). Die Popularität der Freizeitfahrzeuge, bei denen das Feriendomizil sozusagen Huckepack immer mit an Bord ist, erklärt Onggowinarso mit der „flexiblen, selbstbestimmten Art des Reisens, die Naturerlebnis, Individualität und Erholung auf einzigartige Weise miteinander verbindet“.
Neben den Herstellern und Vermietern von Reisefahrzeugen profitiert vor allem auch die Tourismusbranche in Deutschland von dem Trend, mit dem Wohnmobil die heimischen Regionen zu erkunden und dort die Freizeit- und Ferientage zu verbringen. Wie das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Instituts für Fremdenverkehr für das Jahr 2023 ermittelt hat, lag der durch Caravaning generierte touristische Gesamtumsatz in Deutschland bei rund 19,5 Milliarden Euro. Ein Drittel davon, etwa 6,4 Milliarden Euro, kamen vor allem lokalen Betrieben, Dienstleistern und Geschäften zugute, etwa den mehr als 3100 Campingplätzen hierzulande, oder den rund 5500 Wohnmobil-Stellplätzen und deren unmittelbarem Umfeld.
Wer sich wiederum die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) genauer anschaut erkennt, dass die Zulassungszahlen für Wohnmobile im Jahr 2020 – als die Corona-Pandemie viele klassische Urlaubsgewohnheiten unmöglich machte – am deutlichsten in die Höhe schnellten. Damals legten Wohnmobile eine Neuzulassungsplus von 41,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hin. Im darauffolgenden Jahr 2021 wuchsen die Zulassungszahlen abermals, wenn auch deutlich langsamer, ehe der Boom abebbte.
Auch der Blick auf die Basisfahrzeuge, auf denen dann die Wohnmobilhersteller ihre Auf- und Ausbauten anbringen, ergibt ein klares Bild: Knapp die Hälfte der eine Million Reisemobile basiert auf einem Fiat Ducato (42,6 Prozent), gefolgt von VW Transporter (13,5 Prozent) und Citroën Jumper (8,6 Prozent). Und es zeigt sich in der KBA-Statistik, das mehr als die Hälfte aller Wohnmobilhalterinnen und -halter aus der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren kommen. Und logisch, die allermeisten Wohnmobile sind mit einem Dieselmotor (97,4 Prozent) unterwegs.
Wie eine Befragung für den Caravaning-Geschäftsklimaindex im Mail dieses Jahres ergab, sind zahlreiche Händler nach wie vor optimistisch – trotz zuletzt rückläufiger Wohnmobil-Zulassungen im Vergleich zum Vorjahr. Der Grund sei, so heißt es in der Studie, eine positive Entwicklung des Vermietgeschäfts sowie ein weiterhin wachsender Gebrauchtwagenmarkt. Und die Prognosen, auch das ergab die Umfrage unter mehr als 100 Handelsbetrieben, sind rundum zuversichtlich. Mehr als jeder zweite Händler (54 Prozent) ist überzeugt, dass das Vermietungsgeschäft in den kommenden Jahren immer wichtiger werden wird.
Ein Grund für die positive Stimmung ist die für 2028 geplante Novellierung der EU-Führerscheinrichtlinie. Tritt sie in Kraft, dürfen alle Inhaberinnen und Inhaber eines B-Führerscheins (Pkw-Führerschein) dann Reisemobile bis zu einem Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen fahren. Bislang gilt eine Gewichtsgrenze von 3,5 Tonnen. Und es gibt weitere Regelungen, die für alle, die mit Reisemobilen unterwegs sind, wichtig werden. Ab 19. Juni dieses Jahres zum Beispiel müssen alle Freizeitfahrzeuge – also Wohnmobile und Wohnwagen – mit fest eingebauten Flüssiggasanlagen eine gültige Gasprüfung vorweisen. Sie muss alle zwei Jahre erledigt werden und erfolgt unabhängig von der Hauptuntersuchung.
Im Rahmen der Prüfung wird die gesamte Gasanlage auf Dichtheit und Funktionstüchtigkeit kontrolliert. Dazu gehören die Leitungen, Anschlüsse, Geräte wie Kocher oder Heizung sowie sicherheitsrelevante Bauteile wie Sicherheitsventile, Absperreinrichtungen und Abgasführungen. Auch die Halterung der Gasflaschen, Lüftungsöffnungen im Gaskasten und das Vorhandensein elektrischer Einrichtungen im Gasraum werden überprüft. Wichtig: Gasschläuche und Regler müssen spätestens nach zehn Jahren ausgetauscht werden, auch wenn sie noch funktionieren. „Die Gasprüfung ist eine lebenswichtige Sicherheitsmaßnahme“, sagt Frank Schneider, Technikexperte des TÜV-Verbands. „Wer regelmäßig prüfen lässt, schützt sich selbst – und andere.“ (aum)
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