Der Verband der Automobilindustrie (VDA) legt im Vorfeld der geplanten Fortsetzung des Strategischen Dialogs über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie in Brüssel einen Zehn-Punkte-Plan für eine klimaneutrale Mobilität vor. Er soll zum einen die Elektromobilität schneller voranbringen, zum anderen mehr Flexibilität und Technologieoffenheit zur Erreichung der Klimaziele ermöglichen. „Die CO2-Flottenregulierungen sind nicht mit hinreichenden politischen Maßnahmen unterlegt und so nicht zu erfüllen“, macht der Verband deutlich und gibt auch dem Verbrenner noch eine Chance.
„Brüssel muss auf die veränderte globale Lage reagieren. Die Erreichung der ambitionierten Klimaziele ist strategisch an den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zu koppeln. Es ist entscheidend, die veränderte Lage politisch zu berücksichtigen und entsprechend zu agieren, denn klar ist: Für den Erfolg eines langfristigen Projekts ist Flexibilität entscheidend, also die Fähigkeit und der Wille, sich einer veränderten Situation erfolgreich anzupassen. Ohnehin hat die Politik bei den CO₂-Flottenregulierungen für Pkw und Vans sowie für schwere Nutzfahrzeuge ihre Aufgabe sträflich vernachlässigt – nämlich die Rahmenbedingungen, insbesondere mit Blick auf die Ladeinfrastruktur und den begleitenden Netzausbau, zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch tatsächlich erreichbar sind. Jetzt ist der Nachbesserungs- und Anpassungsbedarf umso dringlicher“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Neben einer besseren Lade- und Wasserstoffinfrastruktur spricht sich der VDA unter anderem auch dafür aus, Plug-in-Hybride über das Jahr 2035 hinaus zuzulassen und „als neue Fahrzeugkategorie zu definieren“. Ebenso müssten CO2-neutrale nachhaltige Kraftstoffe anerkannt werden, insbesondere mit Blick auf die hohe Bestandsflotte an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Um die Elektromobilität voranzubringen, muss sie aus Sicht des VDA nicht zuletzt „einen klaren Kostenvorteil bieten“. Eine Reduzierung des Ladestrompreises durch mehr Wettbewerb und Technologie, sowie durch eine Senkung von Steuern und Abgaben, wären die richtigen Schritte. Dies gelte analog auch für erneuerbare Kraftstoffe. Zudem fordert der Automobilverband von der Politik, zu prüfen, „mit welchen Maßnahmen Verbraucherinnen und Verbraucher einen praktischen Vorteil durch Nutzung emissionsfreier Fahrzeuge im Straßenverkehr erhalten können“.
Der Bundesverband Energie Mittelstand, Uniti, sieht in dem Papier einen Kurswechsel des VDA hin zu mehr Technologieoffenheit und begrüßt die Vorschläge, da sie auch Anreize zum Hochlauf erneuerbarer Kraftstoffe beinhalten. Aus Sicht von Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn wäre es aber gerade mit Blick auf die anstehende Überarbeitung der CO2-Flottenregulierungen für neue Pkw und Lkw wichtig, einen Schritt weiterzugehen und den realen Klimaschutzbeitrag erneuerbarer Kraftstoffe auch hier vollständig anzuerkennen. Dafür sei es notwendig, die CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs und von dessen Antriebsenergie zu bilanzieren, statt wie bisher lediglich im Fahrbetrieb. „Die Bundesregierung sollte sich in Brüssel für deutliche Anpassungen der geltenden Regulierungen einsetzen“, fordert Kühn. (aum)
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