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Praxistest Crosscamp 640: Opel Movano mit Flexi-Heck

Ursprünglich hatte die Dethleffs-Tochtermarke Crosscamp vor allem Basisfahrzeuge aus dem Van-Segment zu Campern umgebaut. Ob Toyota Proace oder Opel Vivaro, mit Hubdach, bis zu vier Schlafplätzen und freizeittauglicher Möblierung entstanden parallel zur Reisemobilfertigung des Traditionsunternehmens am Stammsitz in Isny kompakte und mobile Unterkünfte für die Urlaubsfahrten. Nun aber widmen sich die Schwaben schwereren Kalibern. Für den größten Camper-Ausbau im Programm, den Crosscamp 640, wird der längste Opel Movano genommen, der mit 6,36 Metern Länge genügend Platz für einen Grundriss mit längs positionierten Einzelbetten im Heck hergibt.

Außen ist der Camper zurückhaltend dekoriert. Die Frontpartie mit dem in Wagenfarbe lackiertem Stoßfänger tritt sehr geheimnisvoll auf, der Schriftzug des Herstellers fehlt, nur das nicht vielen geläufige Markenzeichen prangt vorne auf dem Hochdach. Entlang der Seitenwände und quer über die Flügeltüren am Heck verläuft ein grauer Zierstreifen, hier offenbart der Crosscamp auch seine Abstammung. Die sachte getönten Rahmenfenster schließen nahezu bündig mit dem Karosserieblech ab, das wirkt elegant und zurückhaltend. Innen dominieren anthrazitfarbene Bezüge und Verkleidungen, die ganz hübsch mit den grauen Flächen der Möbel harmonieren.

Bei der Aufteilung des Wohnraums lässt sich Crosscamp nicht auf Experimente ein. Die übliche Halbdinette bietet zusammen mit den drehbaren Captains-Chairs für Fahrer und Beifahrer vier Personen Platz. Der Tisch lässt sich in Längsrichtung verschieben und mit einer drehbaren Platte an seiner Unterseite vergrößern. Die gegenüber positionierte Küche mit ihrer einteiligen Kocher-Spüle-Kombination hat zwei Kochstellen und ist eher schlicht gestaltet, zumal die gläsernen Abdeckungen nicht ausreichend auf ihren Auflagen abgepolstert sind, was den Einsatz eines Geschirrtuchs erfordert, um das Klappern während der Fahrt zu verhindern. Dafür gibt es eine ordentlich große Fläche zum Anrichten. Drei große Schubladen sind im Unterschrank der Pantry eingebaut. Sie lassen sich gemeinsam über eine Zentralverriegelung vor dem Fahrtantritt verriegeln, was eine überaus praktische Lösung ist und den Verzicht auf Push-Lock-Schlösser erlaubt. Die Vorderflächen sind daher klar und eben gestaltet.

Der Kühlschrank, ein Kompressorgerät mit 84 Litern Volumen und sechs Liter großem Tiefkühlfach, hat seinen Platz an der Stirnseite der Küchenzeile, es ist dort direkt neben der Schiebetür eingebaut. Beim Kochen ist das nicht immer praktisch, aber da sich das Campingleben an milden Sommerabenden ohnehin meist draußen vor der Tür abspielt, kann die lauschige Runde bequem mit passenden Getränken versorgt werden, ohne das man in den Crosscamp einsteigen muss. Beheizt wird der Camper von einer Truma Combi 4, die auch für die Warmwasserbereitung zuständig ist.

Gegenüber der Bordküche findet sich die Nasszelle. Das Waschbecken lässt sich ohne Verrenkungen benutzen, der darüber eingebaute Schrank stört die Bewegungsfreiheit nicht. Enger geht es bei der Benutzung der Kassettentoilette zu. Immerhin ist deren Schüssel drehbar, so gelingt ein wenig Erleichterung bei der Erleichterung. Beim Duschen sollte der Rundumvorhang zumindest zum Schrank und Fenster hin geschlossen werden, da die offenen Ablagen dahinter sowie der Spiegel unter Wasser gesetzt würden. Das Brausebad gelingt jedoch auch unter freiem Himmel. Dank des serienmäßigen Ausstellfensters, das obendrein für gutes Raumklima sorgt, kann der flexible Schlauch samt Duschkopf herausgezogen und Open-Air, nicht nur zur Körperpflege sondern eventuell auch zur Reinigung des Fahrrads genutzt werden. Die Mischbatterie lässt sich auch von draußen leicht bedienen.

Über zwei Treppenstufen, unter denen sich weitere Staufächer verbergen, gelangen die müden Camper ins Schlafzimmer im Heck, das sich dank der cleveren Gestaltung der mittleren Stütze unter den beiden Lattenrosten variabel nutzen lässt. Die beiden Matratzen liegen auf jeweils einem Lattenrost und sind unterschiedlich lang. Die linke Liegefläche misst 1,76 Meter in der Länge, die rechte 1,90 Meter. Beide sind miteinander verbunden. So wird die stattliche Breite von 1,96 Meter geboten. Die gut elf Zentimeter dicke Matratze ermöglicht auch quer zur Ausrichtung der Lattenroste zu nächtigen, ohne am nächsten Morgen mit malträtiertem Rücken aufzuwachen. Die Breite genügt dafür allemal. Ein Teil des Rosts unter der linken Liegefläche lässt sich hochklappen und ermöglicht dann das Beladen des Kleiderschranks darunter. Über den Betten sind insgesamt sechs Dachstaukästen eingebaut, für gute Belüftung sorgen die beiden Fenster in den Hecktüren, ein weiteres auf der linken Seite und eine Dachluke.

Das zentrale Bauteil unter dem Bett ist eine schmale schrankartige Stütze, die den gesamten Heckstauraum zweiteilt und von vier Schrauben am Platz gehalten wird. Ein Auszug gleitet nach dem Lösen des Verschlusses leichtgängig, weil rollengelagert nach hinten aus dem Container und gibt großzügige Staufächer für die übliche Campingausrüstung frei. Hier passen Auffahrkeile, Kabeltrommel, Adapter und Werkzeug mühelos und sauber voneinander getrennt hinein. Wer größeres Sportgerät wie Roller oder SUP-Board transportieren will, löst die Schrauben des Auszugs und nimmt den Container heraus. Beide Lattenroste lassen sich nach oben geklappt arretieren und machen so einen riesigen Stauraum frei, der ganz nebenbei auch den Wechsel der beiden Elf-Kilogramm-Gasflaschen im dafür vorgesehenen Kasten links erleichtert. Selbst das Einstiegstreppchen vorn kann zum Durchladen herausgenommen werden. Zwei Aluminiumprofile ersetzten die zentrale Stütze beim Bettenbau.

Die elektrische Ausstattung ist eher einfach, die Bordbatterie hat eine Kapazität von 95 Ah, das Kontrollpanel für ihren Ladezustand und den Wasservorrat neben der Küche zeigt sich ebenfalls ohne Finesse. Immerhin gibt es gleich drei 230-Volt-Steckdosen, vier USB-Anschlüsse und zwei 12-Volt-Buchsen. 100 Liter passen in den Frischwassertank, der Abwasserbehälter fasst 90 Liter.

Der Opel Movano fährt wie seine baugleichen Geschwister aus dem Stellantis-Konzern, nämlich ohne Knurren und Murren. Die Windgeräusche sind gering, der Motor gibt sich ebenfalls nicht lärmig und 350 Newtonmeter Drehmoment genügen auch dann, wenn es mal stramm bergauf geht. Nur die Schaltung des manuellen Sechsgang-Getriebes würden wir uns weniger hakelig wünschen. Der Schritt zur neuen Automatik mit acht Stufen aber fällt schwer, werden dafür doch stramme 3400 Euro fällig. Aufpreispflichtig ist ebenso das Infotainmentsystem, das aber mit integrierter Navigation und klaren Darstellungen auf dem elf Zoll großen Bildschirm das Fahren und das Finden der Pfade erleichtert. Der Verbrauch liegt bei 9,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer und damit im guten Mittelfeld dieser Camperklasse.

62.999 Euro kostet die Basisversion mit dem 140 PS starken 2,2-Liter-Diesel, Leichtmetallräder, eine Markise und die LED-Beleuchtung über dem Eingang sind da schon an Bord. Die Zeiten der Schnäppchen sind aber bei Crosscamp vorbei. Für die gut 75.000 Euro unseres Testwagens gibt es auch anderswo vergleichbar gut ausgestattete Kastenwagencamper. Aber nur wenige mit einer so ausgeklügelten Stauraum-Lösung. (aum)

Daten Crosscamp 640

Länge x Breite x Höhe (m): 6,36 x 2,05 x 2,65
Radstand (m): 4,04
Motor: Diesel, 2184 ccm, FWD, 6-Gang-Getriebe
Leistung: 103 PS/140 kW bei 3000 U/min,
Max. Drehmoment: 350 Nm bei 1400 U/min
Schlaf-/Sitzplätze: 2/4
Stehhöhe: 1,92 m
Frisch-/Abwassertank 100/90 Liter
Leergewicht: 2990 kg
Zuladung 510 kg
Max. Anhängelast: 2500 kg
Testverbrauch: 9,3 Liter/100 km
Basispreis: 62.999 Euro
Testwagenpreis: 75.031 Euro

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Crosscamp 640.

Crosscamp 640.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


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