Turnusgemäß haben die Unternehmensberatung GSR und die Marktforscher von Miios wieder den Caravaning-Markt aus Händlersicht betrachtet. Mehr als 100 Betriebe wurden befragt, aus den Antworten lässt sich die aktuelle Marktlage abbilden. Die Stimmung ist verhalten, denn eine nicht unerhebliche Zahl von Betrieben mussten in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden. Der Grund waren die zu hohen Lagerbestände und eine Fehleinschätzung der Absatzmöglichkeiten. Zwar ist die Kauflust beim Kunden noch groß, steht der Urlaub mit Reisemobil oder Wohnwagen immer noch hoch im Kurs, der rasante Anstieg der Nachfrage wie in den Corona-Jahren allerdings hat sich nicht fortgesetzt.
Abverkauf ist daher das Thema, das viele Betriebe beschäftigt. Es gilt die Bestände abzubauen, denn die vorgehaltenen Fahrzeuge müssen finanziert werden, bis sie einen Abnehmer gefunden haben, und die Zinsen sind aktuell deutlich gestiegen. Ende April 2025 waren die Absatzzahlen jedoch rückläufig. Acht Prozent haben Reisemobile verloren, bei den Wohnwagen macht das Minus fünf Prozent aus. Über das Jahr gesehen erwartet der Handel einen Volumenrückgang von immerhin noch vier Prozent bei Wohnmobilen und einem Prozent bei Caravans. Viele Händler sehen den Markt als gesättigt an, 32 Prozent der Befragten sehen darin den Grund für die geringe Nachfrage. Höhere Einkaufspreise beklagen 24 Prozent, die überwältigende Mehrheit von 82 Prozent sieht allerdings wegen der Veränderung der Führerscheinregelung für die Klasse B von 3,5 auf 4,25 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht große Chancen.
Ein Drittel der Händler ist mit der Geschäftsentwicklung zufrieden, ein weiteres Drittel allerdings nicht. 17 Prozent der Befragten erwarten einen leichten Zuwachs im laufenden Geschäftsjahr, 36 gehen dagegen von einem Rückgang aus. Bei den Wohnwagen ist die Diskrepanz noch größer, bei ihnen rechnen nur neun Prozent der Betriebe mit besserem Absatz, fast die Hälfte jedoch mit einem schlechteren. Positiv schätzt der Handel die Entwicklung des Vermietgeschäftes ein. 41 Prozent der Betriebe erwarten hier eine Zunahme.
Der Index, den die Marktforscher im Mai 2022 erstmals mit 100 Punkten festlegten, hat sich nach einem drastischen Einbruch auf 85 Punkte aktuell wieder auf 91 erhöht. Dennoch ist der Handel unzufrieden mit den Margen. Gut ein Viertel der Befragten erwartet, dass sie wieder steigen werden, 42 Prozent rechnen dagegen mit weiteren Einbrüchen. 63 Prozent der Betriebe haben in der jüngeren Vergangenheit zumindest ein Reisemobil unter ihrem Einkaufspreis verkauft. Beim Caravan waren es immer noch 57 Prozent. Gesunken sind unterdessen die Überbestände, nur ein Drittel sagt es seien mehr Fahrzeuge auf den Höfen, die anderen genauso viele oder weniger. Viele Händler wünschen sich mehr Dynamik beim Gebrauchtwagenhandel. Im Durchschnitt haben sie 15 Mobile und sieben Caravans als Gebrauchte auf ihren Höfen, 30 Prozent wünschen sich mehr.
Ariane Finzel, Geschäftsführerin Deutsche Caravaning Handels-Verband, kommentiert die Studie, dass die Händler gute Rücklagen gebildet hätten, diese zwar für Investitionen, aber nicht für Minus-Geschäfte genutzt werden dürfen. Insolvenzen habe es gegeben, doch dies seien Einzelfälle gewesen. „Wir haben insgesamt stabile Händler trotz der geringeren Margen.“ Mit einer Prognose auf die Absatzergebnisse für dieses Jahr will sie sich dennoch zurückhalten und bestätigt die Prognose der Marktforscher nicht. Die gehen für 2025 von einem Marktvolumen von etwa 70.000 Reisemobilen aus. Zum Vergleich: 2024 wurden knapp 75.000 Fahrzeuge in Deutschland neu zugelassen. (aum)
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