Der französische Sportwagenhersteller Alpine feiert sein 70-jähriges Bestehen. Gegründet wurde die Marke 1955 von Jean Rédélé in seiner Heimatstadt Dieppe. Der Name Alpine geht auf Rédélés Sieg beim „Critérium des Alpes“ (Alpenpokal) im Jahr 1954 zurück, weshalb er sein Unternehmen „Société des Automobiles Alpine“ nannte. Seitdem steht der Hersteller aus der Normandie für leichte, agile Sportwagen, die durch besondere Technik und eine enge Verbindung zum Motorsport bestechen – ganz im Geiste ihres Gründers, der selbst ein leidenschaftlicher Rennfahrer war.
Eigentlich wollte der Sohn eines Renault-Händlers aus Dieppe nach seinem Abschluss an einer Handelshochschule eine höhere Beamtenlaufbahn einschlagen. Sein Vater überredete ihn jedoch, die im Krieg zerstörte Renault-Vertretung weiterzuführen. So übernahm Jean Rédélé mit nur 24 Jahren die Werkstatt seines Vaters und wurde damit zum jüngsten Renault-Händler Frankreichs.
Der Motorsport war der Anfang
Rédélé entdeckte seine Leidenschaft für den Motorsport in seiner Jugend. Sein erstes Rennen war eine Wette mit einem lokalen Peugeot-Händler. Er gewann mit seinem Renault 4 CV gegen dessen Peugeot 203. Sein erstes offizielles Rennen gewann Jean Rédélé 1951 ebenfalls mit dem „Cremeschnittchen“ Renault 4 CV. Nach einem dritten Platz bei der Tour de France für Automobile 1952 folgte das Debüt beim weltberühmten 24-Stunden-Rennen von Le Mans, bei dem er allerdings nur den letzten Platz belegte. Es folgten aber auch Erfolge wie bei der berühmten Mille Miglia, bei der Rédélé im Laufe der Jahre mehrere Klassensiege erringen konnte.
Der vom Rennsport infizierte Automobilfan wollte seine Leidenschaft mit der Serienproduktion verbinden. Ziel war es, leichte, agile und zugleich elegante Sportwagen im französischen Stil zu bauen. Alpine setzte von Anfang an auf Innovation: Die ersten Modelle, wie die A106, entstanden damals in reiner Handarbeit und zeichneten sich durch den Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff aus. Die leichte Karosserie aus GFK galt zu jener Zeit als eine Revolution im Automobilbau.
Die ersten serienreifen Fahrzeuge der A106 waren in den französischen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot lackiert – ein Symbol für die Herkunft und den Stolz der Marke. Das 1955 vorgestellte Modell basierte zwar noch auf der Großserientechnik des Renault 4 CV, erhielt aber eine leichte Kunststoffkarosserie, einen getunten Renault-Motor im Heck und ein damals fortschrittliches Fünf-Gang-Getriebe. Bis 1960 produzierte Alpine 251 Fahrzeuge. Als nach der A106 die Modelle A108 und schließlich die legendäre A110 folgten, wurde Alpines Ruf als Hersteller innovativer und fahraktiver Sportwagen gefestigt.
Erfolge bei der Rallye und auf der Langstrecke
Die A110 Berlinette entwickelte sich ab 1962 auch zum Inbegriff für Rallye-Erfolge und wurde von der Konkurrenz gefürchtet. 1971 krönte Alpine die Dominanz mit dem Gewinn der internationalen Rallye-Markenmeisterschaft und einem beeindruckenden Dreifachsieg bei der Rallye Monte Carlo. Zwei Jahre später schrieb Alpine Geschichte, als das Team die erste Rallye-Weltmeisterschaft überhaupt gewann – ein Triumph, der die junge Marke endgültig in den Olymp der Sportwagenhersteller katapultieren sollte.
Alpine etablierte sich schnell als feste Größe im Motorsport. Auch bei den 24 Stunden von Le Mans feierte die französische Sportwagenmarke Erfolge, gekrönt vom Gesamtsieg 1978 mit der A442B. Diese sportlichen Triumphe prägten das Image der Marke und machten sie zu einem Sinnbild für Fahrspaß und Ingenieurskunst. 1973 übernahm Renault die Aktienmehrheit, doch Alpine blieb unabhängig und konnte seinen Charakter als kleine Manufaktur für außergewöhnliche Sportwagen bewahren.
Meilensteine, Krise und Comeback
Mit der A310, der Alpine V6 GT sowie der Alpine V6 GT Turbo folgten in den 1980ern und 1990ern weitere ikonische Modelle. Und mit der R 5 Alpine auch sportliche Ableger des legendären Kleinwagen Renault 5. 1991 erschien die A610 Turbo mit ihren markanten Klappscheinwerfern als legitime Nachfolgerin der Alpine V6 GT. Aufgrund veränderter Marktbedingungen und wachsender Konkurrenz musste die Firma jedoch 1995 die Produktion einstellen. Nach einer langen Pause kehrte die Marke mit der neuen A110 zurück – eine Hommage an das legendäre Original und ein Statement für die Renaissance französischer Sportwagenkultur. Die Marke begeisterte erneut mit Leichtbau, Fahrdynamik und einem klaren Bekenntnis zu ihren Wurzeln.
Zur Feier des 70-jährigen Geburtstages in dieser Woche in Dieppe werden viele Fans erwartet. Alpine blickt aber nicht nur zurück, sondern auch mutig nach vorne. So stehen die Feierlichkeiten neben den legendären Sportwagen ganz im Zeichen des Wandels: Bei der kompakten A290 setzen die Franzosen auf Elektrifizierung. Das gilt auch für das brandneue Crossover-Modell A390. Der fünfsitzige Sport-Fastback verfügt über drei Elektromotoren mit einer Leistung von bis zu 346 kW (470 PS) und wird serienmäßig mit Allradantrieb angeboten. Damit ist die 4,62 Meter lange und nur 1,53 Meter flache A390 das erste Allradmodell in der langen Alpine-Geschichte.
Mit Elektrosportwagen in die Zukunft
Auch die nächste A110, die im nächsten Jahr debütiert, wird ein sportlicher Stromer sein.
Im Motorsport ist Alpine sowohl in der Formel 1 als auch in der Sportwagen-Weltmeisterschaft vertreten. Aber auch hier sind die Weichen gestellt, denn mit der wasserstoffbetriebenen Alpenglow Hy6 wollen die Franzosen Maßstäbe setzen. Die extrem flach gezeichnete Konzeptstudie basiert auf einem leichten Kohlefaser-Chassis eines LMP3-Rennwagens. Der 3,5-Liter-Biturbo verfügt über eine Wasserstoff-Direkteinspritzung zur Reduzierung der NOx-Emissionen, was im Motorsport eine nahezu emissionsfreie Verbrennung ermöglicht. Wasserstoff-Boliden, wie die Alpenglow, sollen zukünftig beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans um den Gesamtsieg kämpfen. So wollen es die Pläne des französischen Veranstalters ACO.
Zur Jubiläumsfeier in Dieppe soll ein eigens entworfenes Jubiläumslogo den Aufbruch unterstreichen: Der klassische Alpine-Pfeil wird durch die Zahl 70 verlängert, die Farben Blau, Weiß und Rot verweisen auf die französische Herkunft, und die rote Zielscheibe symbolisiert die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte.
Alpine ist heute mehr als nur eine Automarke – sie ist ein Lebensgefühl für Enthusiasten, die Fahrspaß, Stil und Innovation schätzen. Nach sieben Jahrzehnten voller Höhen und Tiefen, legendärer Modelle und mutiger Visionen bleibt sich die Marke treu: leicht, sportlich, französisch und bereit für die nächsten 70 Jahre – natürlich elektrisch.
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