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Laden und laden lassen – wie Fahrer von Elektroautos Geld sparen können

Die Elektromobilität hat derzeit keinen leichten Stand: Benzin- und Dieselpreise sind so niedrig wie seit Monaten nicht mehr. Ladestrom für E-Autos hingegen wird immer teurer: Der Netzbetreiber Aral Pulse hat gerade erst wieder die Preise für eine Kilowattstunde um bis zu 17,4 Prozent angehoben. Auch Fastned erhöhte jüngst die Preise: Statt 69 sind nun 73 Cent pro kW/h fällig. Damit sind Elektroautos aktuell im Betrieb oftmals teuerer als vergleichbare Benziner oder Diesel.

Auf der Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität, der „Power2Drive“ in München, sucht man nach Auswegen aus der Strompreisfalle. Einer heißt „bidirektionales Laden“ und soll die Kosten des Elektroautos drastisch senken. Dafür stellt der Besitzer die Batterie seines Fahrzeugs dem Stromnetzbetreiber zumindest teilweise zur Verfügung. Der kann dann in der Antriebsbatterie des E-Autos Strom speichern und wieder entnehmen – wenn zum Beispiel zu viel Sonnenstrom produziert wird, der zunächst keine Abnehmer findet. Der Fahrzeugbesitzer bekommt dafür vom Energieversorger Geld. Bisher müssen Stromerzeuger überschüssigen Ökostrom gegen Gebühr an Nachbarländer abgehen, die ihn später für viel Geld an Deutschland zurück verkaufen. Ein schlechtes Geschäft für die Stromkunden.

Es gibt zwar schon Anbieter für bidirektionales Laden, auch Vehicle-to-Grid (V2G) genannt. Unter anderem des Münchner Unternehmen The Mobility Hose, an dem auch der ehemalige VW-Chef Herbert Diess beteiligt ist, bietet V2G-Lösungen an. Doch die Technik kommt erst langsam in den Markt: Bisher können nur wenige Fahrzeuge und Wallboxen bidirektional laden. Auch wenn jüngst Mercedes eine Kooperation mit The Mobility House geschlossen hat, um die Technik seinen Kunden anbieten zu können. Zudem hat der Gesetzgeber noch nicht die Rahmenbedingungen geschaffen. Das soll nun aber geschehen: Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung versprechen CDU, CSU und SPD, bidirektionales Laden zu fördern.

Während diese Technologie also noch Zukunftsmusik ist, zeigt eine Studie des Energieberaters Neon im Auftrag des Stromversorgers Rabot Energy einen schnellen Ausweg aus der Strompreisfalle: Wer dynamische Stromtarife und variable Netzentgelte nutzt, kann seine Ladestromkosten um bis zu 70 Prozent senken, heißt es dort. Dazu muss das Fahrzeug vor allem dann geladen werden, wenn Strom und die Netzentgelte in dynamischen Tarifmodellen besonders günstig sind.

Seit Anfang des Jahres müssen alle Stromversorger und Netzbetreiber solche dynamischen Tarifmodelle anbieten. Dabei schwanken die Preise im Tagesverlauf je nach Netzauslastung. Vor allem mittags und nachts sind laut der Studie die Preise besonders günstig. Wer dann sein E-Auto lädt, kann kräftig sparen und hat bis zu „70 Prozent weniger Ladekosten“, verspricht Jan Rabe, Chef von Rabot Energy.

Den möglichen Jahreserlös für bidirektionales Laden beziffert die Studie auf etwa 355 Euro. „Es gibt bereits Fahrzeuge und Wallboxen im Markt, die bidirektionales Laden beherrschen – also Strom nicht nur aufnehmen, sondern auch wieder abgeben können“, erklärt Rabe.

Andere Länder sind da schon weiter, heißt es in der Studie: In Japan etwa ist Vehicle-to-Grid Teil der Notstromversorgung zum Beispiel im Fall eines Erdbebens oder Tsunamis. In den USA werden elektrisch betriebene Schulbusse mit V2G-Systemen ausgestattet. China verfolgt ehrgeizige Pläne und möchte bidirektionales Laden bis zum Jahr 2030 landesweit etablieren.

Auch in den Niederlanden, Spanien und Frankreich können Fahrzeugbatterien bereits als dezentrale Speicher ans Stromnetz angebunden werden. Dafür erhalten die Besitzer kostenlosen Ladestrom. (aum)

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Elektroauto an einer Wallbox.

Elektroauto an einer Wallbox.

Photo: Eon via Autoren-Union Mobilität

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