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Camping: Wohnalternative für rüstige Rentner und radelnde Studenten

Etwa 650.00 Stellplätze für Dauercamper gibt es in Deutschland. Die Tendenz ist sinkend, denn viele Betreiber wollen die Anzahl der dauerhaft mietbaren Parzellen verringern. Dabei ist es für eine ganze Reihe von Bürgern höchst interessant, ihren Lebensmittelpunkt auf einen Campingplatz zu verlegen. Rechtlich ist das möglich, die Adresse des Platzes ist meldefähig und kann als Erstwohnsitz geführt werden. Gerade für Rentner ist dieses Modell eine attraktive Alternative, den Lebensabend zu verbringen. Die Barrierefreiheit vor Ort mag dabei eine Rolle spielen, außerdem beugt das Gemeinschaftsleben auf dem Platz der Alterseinsamkeit vor.

Aber auch Studierende könnten in einem gebrauchten Caravan Quartier beziehen und so günstiger als in manch einer WG oder einer eigenen kleinen, aber teuren Mietwohnung logieren. Einen tauglichen Gebrauchtwohnwagen gibt es für wenige 1000 Euro, er lässt sich nach dem Ende der Nutzung recht einfach und ohne großen Verlust weiterverkaufen. Die Pacht des Platzes liegt bei rund 1200 Euro im Jahr, hinzu kommen die Energiekosten. Unterm Strich hat sich das im Vergleich zum Mietpreis eines Zimmers (für das nicht selten mehr als 500 Euro im Monat fällig werden) schon nach wenig mehr als einem Jahr bezahlt gemacht. Nicht zu vergessen, dass für die Wohnung oft auch noch eine Kaution fällig wird.

Beispiel Münster: Hier liegt der gleichnamige Campingplatz etwas außerhalb und östlich der Stadt. Die Anbindung mit dem ÖPNV ist ganz ordentlich, für Fitness sorgt jedoch die Wahl des Fahrrads, dass die Studierenden in etwa 25 Minuten auf den 6,3 Kilometer entfernten Campus bringt. Ähnliche Möglichkeiten gibt in nahezu allen Hochschulstädten, darunter auch Darmstadt, Freiburg oder Aachen. Die Infrastruktur der Plätze ermöglicht einen Aufenthalt ohne Einschränkungen auch im Winter. Die Stromversorgung ist Standard, beheizt wird das mobile Heim mit Gas, welches es in manchen Camps in Flaschen direkt an der Rezeption gibt.

Allerdings ist der Campingplatz kein Hort der Selbstlosigkeit, sondern wird vom Betreiber als Wirtschaftsbetrieb mit dem Ziel geführt, Gewinn zu machen. Und „ein touristischer Gast bringt im Verhältnis zu einem Dauergast mehr Ertrag. Viele Campingplätze wollen daher ihre Dauerstellplätze reduzieren“, sagt Prof. Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer vom Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland im Gespräch mit der Zeitschrift „Campingwirtschaft Heute“. Innerhalb der kommenden Jahre dürfte daher mit einem Preisanstieg zu rechnen sein. Denn „wir reden heute bereits von Dauercamping 2.0. Platzbetreiber, die die Dauercamper der Zukunft im Blick haben, investieren immer mehr in Tiny Houses und Mobil Homes, auch um die Optik ihrer Plätze besser bestimmen zu können. Wohnwagen mit Vorzelt, teilweise nicht genehmigten Anbauten und Gartenzwergkolonien werden nicht mehr zu den Lifestylethemen zählen“, so Schaal weiter.

Ob die moderne Lesart des promovierten Geschäftsführers fürs Camping und Caravaning eine Wohltat ist, bleibt dahingestellt. Schließlich sucht die Generation Vanlife nicht nach eingezäunten Arealen für parzellierte Stellflächen, egal wie viele Tiny-Häuser und Schlaf-Fässer die Gartenzwerg- und Reifenschwan-Rudel zu verdrängen suchen. Für sie muss Camping vielleicht völlig neu gedacht werden und sehr wahrscheinlich nicht am Baggersee der Naherholung. Sollen die Dauercamper doch ihre Freizeit in Ruhe weiter genießen können, wenn tatsächlich mehr jugendliche Bildungsbürger das Leben im Grünen für sich entdecken würden, könnte es vielleicht sogar zum Wissensaustausch zwischen den Generationen kommen, der für alle Beteiligten ein Gewinn wäre. (aum)

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Dauercamper.

Dauercamper.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Dauercamper.

Dauercamper.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Garten eines Dauercampers.

Garten eines Dauercampers.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Dauercamper.

Dauercamper.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


Ein Campingplatz kann angesichts steigender Mieten eine Wohnalternative und Meldeadresse sein.

Ein Campingplatz kann angesichts steigender Mieten eine Wohnalternative und Meldeadresse sein.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger