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Kriminelle Campinginteressenten: Immer häufiger werden Wohnmobile geklaut

Nicht nur Urlauber sind auf den Geschmack gekommen. Seit Jahren lässt das wachsende Interesse der Erholungssuchenden am Caravaning-Urlaub die Zulassungs- und Bestandszahlen in Deutschland rasant steigen. Das aber hat auch eine andere Art von Fan-Gemeinde auf den Plan gerufen: Zunehmend werfen Kriminelle ein Auge auf am Straßenrand abgestellte Camper. Sie sind vergleichsweise leicht zu knacken und versprechen nach dem Vertuschen der Tat mit gefälschten Fahrzeugpapieren und einem Transfer ins Ausland stolze Verkaufspreise zu erzielen. Schließlich kostet ein Mittelklasse-Wohnmobil deutlich mehr als ein Mittelklasse-Personenwagen, der Preis liegt im Durchschnitt etwa 50 Prozent höher.

Bereits in den Jahren von 2017 bis 2020 legte die Diebstahlrate bei Reisemobilen um 18 Prozent zu, 2021 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) stieg sie nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft sogar um 31,5 Prozent. Bei einem Personenwagen lag die Gefahrenquote eines Diebstahls bei 0,2 Promille, die Wahrscheinlichkeit, dass der Camper entwendet wird, war um gut das Fünffache höher und lag schon damals bei stolzen 1,1 Prozent. Mittlerweile sind die Zahlen weiter in die Höhe gegangen, insbesondere die großen Preissteigerungen der letzten Zeit haben immer mehr diebische Gestalten angelockt, so dass die Landeskriminalämter mittlerweile von gut organisierten Banden sprich, die vorzugsweise an den Landesgrenzen nach Osten und nach Süden agieren. Etwa 1,5 Prozent der Bestandscamper werden im „Bundeslagebild Kfz-Kriminalität“ des Bundeskriminalamts als dauerhaft entwendet geführt.

Betroffen sind meist Wohnmobile, die im öffentlichen Verkehrsraum vor Wohnhaus oder Eigenheim geparkt werden, mehr noch solche, die aufgrund Platzmangels in der Straße auf entfernten, unbeleuchteten öffentlichen Parkplätzen abgestellt wurden. Am sichersten sind die Camper auf dem eigenen Grundstück hinter dem Tor der Einfahrt aufgehoben, aber auch der Stellplatz in der bäuerlichen Scheune gilt als unbedenklich, denn kriminelle Banden planen ihre Raubzüge akribisch. Mithilfe von Internetdiensten wie etwa Google Street View ermitteln sie die Standorte der Mobile und schlagen dann gezielt zu vorgerückter Stunde und bei Dunkelheit zu. Umgehend werden gefälschte Kennzeichen montiert, die den Ermittlern die Fahndung erschweren und auch den Grenzübertritt nahezu ungefährdet möglich machen.

Die Versicherer und die LKA raten zur Eigenhilfe und empfehlen elektronische oder mechanische Sicherungssysteme. Eine Alarmanlage ist wirksam und kostet einschließlich Einbau etwa 400 Euro, eine elektronische Anlage zur Fahrzeugortung kann je nach vorhandener Infotainment-Technik teurer sein. Günstiger, aber kaum weniger wirksam sind mechanische Sperren wie Lenkrad- oder Radkrallen. Auch die Pedalerie im Fahrerhaus lässt ich mit einer Stahlbox verschließen. Nicht ohne Grund sind diese Blockierwerkzeuge in auffälligen Farben lackiert und schon von weitem gut erkennbar, denn auf die Diebe sollen sie Signalwirkung haben. Zwar ist es möglich, die Sperren aufzusägen, doch das kostet Zeit und es entsteht Lärm. Beides könnte den Besitzer und in Folge auch die Ordnungskräfte auf den Plan rufen.

Die Kosten der mechanischen Wegfahrsperren sind überschaubar. Eine einfach Lenkradkralle gibt es bereits ab rund 15 Euro im Zubehörhandel, die billigsten Radkrallen kosten etwa zehn Euro mehr. Allerdings gilt hier ähnliches wie für Fahrradschlösser, die meisten Billigangebote widerstehen einem entschlossenen Angriff nicht und sind schnell geknackt. Für hochwertigere Systeme wie die Lenkradkralle von MEM werden dann schon 280 Euro, für die Radkralle von Al-Ko 218 Euro fällig. Dies sind jedoch sinnvolle Investitionen, denn gerne schlagen die Diebe vor der Urlaubszeit zu, wenn die Mobile reisefertig vollgepackt sind. Und einiges von dem, was dann an Bord ist, wird von keiner Versicherung abgedeckt. (aum)

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Wer sein Wohnmobil länger am Straßenrand parkt: Lenkradkrallen können Diebe abschrecken.

Wer sein Wohnmobil länger am Straßenrand parkt: Lenkradkrallen können Diebe abschrecken.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger