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Der Wunsch nach dem Führerschein ist ungebrochen

Noch nie wurden in Deutschland so viele Führerscheinprüfungen abgelegt wie im vergangenen Jahr.: 2,01 Millionen theoretische und 1,79 Millionen praktische Prüfungen meldet der TÜV-Verband für 2024. Das entspricht Steigerungen von 1,7 bzw. zwei Prozent sowie rund 34.000 und 35.000 Prüfungen mehr.

Pkw-Führerscheine der Klassen B und BF17 (begleitetes Fahren ab 17 Jahren) mit 79 Prozent der theoretischen und 72 Prozent den Großteil aus. 68 Prozent der Prüflinge in der praktischen Fahrerlaubnisprüfung waren jünger als 25 Jahre, darunter 27 Prozent sogar jünger als 18 Jahre.

Über alle Klassen hinweg lag die Quote der nicht bestandenen theoretischen Tests bei 41 Prozent (2023: 42 Prozent) und in der praktischen Prüfung bei 30 Prozent (2023: 30 Prozent). In der Klasse B sind die Durchfallquoten höher: 45 Prozent der Pkw-Fahrschüler schaffen die Theorieprüfung im ersten Anlauf nicht, über ein Drittel (37 Prozent) scheitert in der Praxis. Im Jahr 2023 lag die Durchfallquote in der Theorie bei 46 Prozent, während die Quote in der Praxis konstant bleibt. Zwei von fünf Klasse-B-Theorieprüfungen (39 Prozent) und fast jede dritte praktische Prüfung (31 Prozent) waren 2024 ein Wiederholungsversuch. Die Nichtbestehensquote bei Theorie-Wiederholungsprüfungen liegt mit 56 Prozent deutlich höher als bei den Erstversuchen mit 38 Prozent. Nach dem dritten Versuch haben 91 Prozent der Bewerber die Theorie bestanden. Bei den praktischen Führerscheinprüfungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier scheitern 42 Prozent der Wiederholenden, während bei den Erstversuchen 34 Prozent durchfallen. „Wer in der ersten Prüfung durchfällt, dem fällt oft auch die Wiederholungsprüfung schwer“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband.

Um die Anzahl der Wiederholungsprüfungen zu reduzieren und Fahrschüler finanziell zu entlasten, sind aus Sicht des TÜV-Verbands Optimierungen notwendig. Ein entscheidendes Instrument für bessere Ergebnisse könnten verbindliche elektronische Lernstandskontrollen in den Fahrschulen sein. Sie könnten sicherstellen, dass Fahrschüler erst dann zur Prüfung antreten, wenn sie nachweislich ausreichend vorbereitet sind. Ein weiterer Schwerpunkt wäre die Modernisierung der Fahrschüler-Ausbildungsordnung.

Junge Prüflinge schneiden bei Führerscheinprüfungen übrigens deutlich besser ab als ältere: BF17-Anwärter haben in der Theorie eine Durchfallquote von 36 Prozent – 9 Prozentpunkte unter dem Klassen-B-Durchschnitt. In der praktischen Prüfung sind sie noch erfolgreicher: Nur 24 Prozent schaffen den Führerschein im ersten Anlauf nicht. Das sind sogar 13 Prozentpunkte weniger als der Durchschnitt. „Die guten Ergebnisse der unter 18-Jährigen sprechen klar für das Begleitete Fahren ab 17 Jahren“, sagt Goebelt. Am schlechtesten schneiden in der Theorieprüfung Prüflinge im Alter von 18 bis 24 Jahren ab – hier beträgt die Nichtbestehensquote 52 Prozent. In der praktischen Prüfung (34 Prozent) zeigen sie jedoch überdurchschnittlich gute Leistungen.

Ein wachsendes Problem bei der Theorieprüfung sind Täuschungsversuche: Im vergangenen Jahr wurden 4198 Fälle festgestellt – zwölf Prozent mehr als 2023. Statistisch gesehen wird beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt. „Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer“, so Richard Goebelt. Besonders alarmierend: 58 Prozent der Täuschenden gehen professionell vor. „Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie.“ Mit Ausnahme der strafrechtlich relevanten Stellvertreter-Täuschung, wird Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung jedoch weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet. Zwar können Fahrerlaubnisbehörden eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten verhängen, doch diese Möglichkeit wird laut TÜV-Verband selten genutzt und die maximale Dauer kaum ausgeschöpft.

Der TÜV-Verband sieht angesichts der dauerhaft hohen Nachfrage nach dem Führerschein akuten Handlungsbedarf, die Verwaltungsverfahren beim Führerscheinerwerb zukunftssicher zu gestalten. „Um dauerhaft Qualität und Sicherheit der Prüfungen zu gewährleisten, müssen alle Schritte des Führerscheinerwerbs effizienter, serviceorientierter und digitaler werden“, fordert Goebelt. Durch moderne Technologien ließen sich Antragsverfahren vereinfachen und beschleunigen, damit die junge Generation die schneller und unkomplizierter Zugang zur Mobilität erhalte. (aum)

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Photo: Autoren-Union Mobilität

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Eine theoretische Führerscheinprüfung am PC.

Eine theoretische Führerscheinprüfung am PC.

Photo: Auto-Medienportal.Net/TÜV Rheinland

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