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Das Fahrrad rollt und rollt und rollt ...

Das Fahrrad ist längst aus seiner Nische gerollt und gehört inzwischen zu den Hoffnungsträgern der Verkehrswende. Der „Drahtesel“ von früher hat sich in den vergangenen Jahren zu einem High-Tech-Fahrzeug entwickelt und macht es den Menschen immer leichter, mit elektrischer Unterstützung und Muskelkraft ihre Ziele zu erreichen. „Das Fahrrad ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und für viele Menschen eine neue Mobilitätsalternative“, beobachtet Branchenexperte Gunnar Fehlau. Vor allem in den Corona-Jahren erlebte die Branche ein stürmisches Wachstum, das sich inzwischen deutlich verlangsamt hat.

„Wir liegen inzwischen wieder auf den Zahlen von 2019 vor Corona, doch die Lager sind voll, und die Händler versuchen jetzt ihren Vorrat abzubauen“, berichtet Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad. Die Situation wird für den Handel zusätzlich durch ein deutlich abgeschwächtes Konsumklima verschärft. Für die potenziellen Kunden hat diese Entwicklung handfeste Vorteile. Die Rabatte für Fahrräder liegen inzwischen bei rund 50 Prozent, um bei den Händlern Platz für neue Räder zu schaffen. „Inzwischen hat der Handel reagiert, sortiert sich neu und bestellt eher konservativ neue Räder“ beobachtet Fehlau. Eine Normalisierung der Situation erwartet er in den nächsten beiden Jahren, „vorausgesetzt, dass nichts Unerwartetes passiert“.

Vor allem Pedelecs, die so genanten E-Bikes, gehören inzwischen zu den Stützen des Handels. Bei den Mountainbikes zum Beispiel, so Fehlau, besitzen aktuell neun von zehn verkauften Rädern einen Elektromotor. Davon können die Automobilhersteller nur träumen. Allerdings hat die technische Aufrüstung auch ihren Preis, und viele Hersteller scheinen nach dem Muster „alles wird teurer, wir bleiben es“ zu verfahren. „Dabei muss man aber auch berücksichtigen, was die neuen Räder an technischen Innovationen bieten“, analysiert Fehlau. „Doch auch die Räder zwischen 2500 und 3000 Euro bieten inzwischen viel aufwendige Technik.“

Wie ein Hightech-Rad aussieht, zeigt die Darmstädter Nobel-Manufaktur Riese & Müller mit dem Delite 5GT Pinion, das mit einer Motor-Getriebe-Einheit an den Start geht und mit einer automatischen Schaltung ausgestattet ist. Dabei werden die passenden Übersetzungen der eingegebenen Trittfrequenz entsprechend geschaltet. Beim Anfahren wird automatisch der passende Gang gewählt. So viel Technik hat ihren Preis. Das Delite 5G Pinion kostet stolze 8399 Euro.

Der SUV-Trend hat auch die Fahrradbranche erreicht. Das Kemen Adv 10 von dem baskischen Hersteller kombiniert die typische Mountainbike-Geometrie mit tiefem Einstieg und Schwerpunkt sowie Lichtanlage und Gepäckträger. Zusätzlich gibt es eine Lademöglichkeit für das Smartphone. Als Antrieb kommt ein Mittelmotor von Shimano zum Einsatz. Das Rad steht für 4699 Euro beim Händler.

Winora kommt in der neuen Saison mit der Yakun-Serie auf den Markt. Der Hersteller definiert sein Modell als geländetaugliches Stadtrad – klingt irgendwie nach „Urban-SUV“ auf zwei Rädern. Als Antrieb wählten die Entwickler den neuen Bosch-Motor Performance Line CX, dessen Automodus die elektrische Unterstützung der Fahrsituation anpassen kann. Beim Yakun R5 Pro ABS (5299 Euro) kommt noch ein Anti-Blockier-System für das Vorderrad hinzu. Der E-Antrieb erleichtert zwar das Fahren, doch die Technik verursacht zusätzliches Gewicht.

Ein Pionier bei den leichtgewichtigen Antrieben ist das Unternehmen Fazua, die seit dem Jahr 2022 zu Porsche E-Bike-Performance gehört und dessen Antrieb Ride 60 mit einem Gewicht von weniger als zwei Kilogramm auf die Waage bringt. Mit den leichten Komponenten wollen die Entwickler den eigentlich paradoxen Effekt erreichen, dass sich das Fahren mit einem E-Mountainbike so anfühlt wie bei einem unmotorisierten Rad. Das Uproc SLX von Flyer (5799 Euro) mit Bosch-Antrieb bringt ebenfalls vergleichsweise überschaubare 18 Kilogramm Gesamtmasse mit.

Für die TV-Legende Jean Pütz (Hobbythek) hat das Dreirad Delta tx „die Mobilität zurückgebracht. Mit dem Rad kann ich wieder zum Supermarkt fahren“. Bei dem mit einem komfortablen Sessel ausgerüsteten Modell von HP Velotechnik (6490 Euro) lässt sich die Sitzhöhe stufenlos einstellen, und zum Einsteigen lässt sich der Lenkervorbau einfach wegklappen, und gegen einen Aufpreis gibt es neben der elektrischen Unterstützung auch eine Automatikschaltung.

Die Elektrifizierung des Fahrrads mag unumkehrbar sein, doch es gibt noch immer die so genannten Bioräder, bei denen allein die Muskelkraft das Vorankommen bestimmt. Zum Beispiel das Colmaro Extreme (ab 2480 Euro) des niederländischen Herstellers Koga. Das Rad lässt sich individuell gestalten, so dass unterschiedliche Schaltungen, Lenkerformen und Gabelarten für die jeweiligen geplanten Einsätze angebaut werden können. Für die Reise ermöglichen Ösen am Rahmen die Befestigungen von Taschen an dem Gravelbike. (aum)

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Pedelecs, wie dieses Modell von Stevens, haben inzwischen das klassische Fahrrad bei den Verkaufszahlen überholt.

Pedelecs, wie dieses Modell von Stevens, haben inzwischen das klassische Fahrrad bei den Verkaufszahlen überholt.

Photo: pd-f/Hanna Retz via Autoren-Union Mobilität


Koga Colmaro Extreme.

Koga Colmaro Extreme.

Photo: pd-f/Phil Pham via Autoren-Union Mobilität


Es geht auch ohne E-Unterstützung: Mountainbike von Haibike.

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Photo: pd-f/Hanna Retz via Autoren-Union Mobilität


Fahrräder gibt es für jedes Alter und jeden Einsatzzweck: TV-Legende Jean Pütz mit dem Delta tx von HP Velotechnik.

Fahrräder gibt es für jedes Alter und jeden Einsatzzweck: TV-Legende Jean Pütz mit dem Delta tx von HP Velotechnik.

Photo: pd-f/Kay Tkatzik Retz via Autoren-Union Mobilität