Es gibt viele Arten, Elektromobilität zu betrachten. Aktuell sind Reichweite und Anschaffungskosten bei Verbrauchern die wichtigsten Aspekte. Die Frage nach günstigeren E-Autos hat mittlerweile dazu geführt, dass das zuletzt stark geschrumpfte generelle Fahrzeugangebot im A-Segment langsam wieder wächst. Vor allem der Stellantis-Konzern baut hier seine Stellung aus. Mit dem Leapmotor T03 kommt von dort seit Kurzem mit einem Basispreis 18.900 Euro der zweitgünstigste Elektro-Pkw nach dem Dacia Spring.
Der unwichtigste Aspekt zuerst: Der 3,62 Meter kurze T03 wirkt optisch wenig aufregend und ist ähnlich geformt wie beispielsweise der Klassenkamerad Dayun ES3. Chinesisches Designallerlei halt. Doch wie heißt es so schön? Auf die inneren Werte kommt es an. Und da hat der kleine Stromer aus dem Joint Venture, an dem Stellantis zu 51 Prozent beteiligt ist, einiges zu bieten. Dafür sorgen unter anderem drei Kameras und fünf Radarsensoren.
Beim ersten Einstieg fällt der Blick recht rasch auf die in der linken A-Säule eingebaute Kameralinse, wie man sie in vielen chinesischen Autos sieht. Aber auch der WLAN-fähige 10,1-Zoll-Zentralbildschirm mit Over-the-Air-Updates fällt auf und steht ebenso wie das digitale Cockpit für ein in dieser Klasse sehr hohes Maß an Hightech. So blendet das acht Zoll große Instrumentendisplay unter anderem ein Bild des T03 ein, bei dem auch Blinker, Bremslichter und Frontscheinwerfer bei Aktivität aufleuchten. In der Mittelkonsole finden sich keinerlei Schalter oder Tasten. Zehn Bedienfunktionen sind am Lenkrad hinterlegt. Alles geht recht intuitiv von der Hand.
Die Umfeldüberwachung unterscheidet Pkw, Lkw, Fußgänger und Zweiräder und die serienmäßige Rückfahrkamera liefert eine gute Bildqualität. Der Toter-Winkel-Warner leuchtet zwar nur in der Instrumentenanzeige auf und nicht auch an den Außenspiegeln, aber das mag mancher sogar als angenehm empfinden. Weniger angenehm ist der doch recht laute Soundgenerator, der bis 30 km/h aktiv ist und Fußgänger und Radfahrer im Stadtverkehr zu warnen, aber deutlich vernehmlich auch in den Innenraum surrt.
Mit seinen 70 kW (95 PS) ist der auf 15 Zoll großen Rädern rollende Leapmotor T03 ausreichend motorisiert. Er bietet sogar drei Fahrmodi, die ausreichend differenziert sind. Das Ansprechverhalten der Lenkung lässt sich auch unabhängig von den Hauptfahrprogrammen ändern. Im Eco-Modus beherrscht der kleine Stromer auch das Ein-Pedal-Fahren.
Überraschend ist allerdings angesichts der Rundumüberwachung, dass der T03 mit Hilfe von ACC und LKA weit über zwei Minuten ohne die Hände am Lenkrad fuhr – ehe wir aus Sicherheitsgründen wieder selbst das Steuer übernahmen. Das Bordsystem empfahl während der relativ langen autonomen Phase zwischendrin lediglich, eine Kaffeepause einzulegen. Und auch folgende Meldung gab es ein-, zweimal, wenn der ansonsten äußerst wachsame Aufmerksamkeitsassistent offenbar einmal kurz außer Dienst war: „Anormaler Fahrtstaus. Bitte Hut und andere Accessoires abnehmen.“ Bei so viel Assistenz wundert es dann, das sich die Heizung bei uns nicht als immer als hundertprozentig verlässlich erwies. Ihre Leistung schwankte je nach Fahrt hin und wieder: Mal wurde es auf der Kurzstrecke rasch sehr warm, mal blieb es während einer längeren Etappe recht kühl.
Zufriedenstellend fällt die Ladeleistung aus. Sie bewegte sich in unserem Test zwischen 21 und knapp 33 Kilowatt. Das haben wir selbst bei weit höherpreisigen und größeren etablierten Elektroautos schon schlechter erlebt. Bis zu 48 kW sollen möglich sein. An der Haushaltssteckdose zieht der T03 in drei Stunden Strom für etwa 20 Prozent mehr Energie in der Batterie.
Beim empfohlenen maximalen SoC von 80 Prozent bot der Leapmotor bei Temperaturen um den Gefrierpunkt einen Aktionsradius von 170 Kilometern. Die Angabe der Restreichweite im Display war im Alltag meist eher unter- als übertrieben. Bei einem Normverbrauch von 16,3 Kilowattstunden bewegten wir uns mit recht hohem Autobahnanteil zwischen 13,6 und 17,8 kWh. Erfreulich auch, dass das Navigationssystem vorausberechnet, mit welchem verbleibenden Aktionsradius der Zielort erreicht wird. Wer im Winter unterwegs ist, dem sei jedoch geraten, die mittig in der Front montierte Ladeklappe etwas zu schmieren, da sie sich bei Minustemperaturen durchaus einmal dem Öffnungswunsch widersetzt.
Naturgemäß ist der kleine Leap kein Raumwunder, das Platzangebot des hoch bauenden Viersitzers geht aber für ein Auto dieser Abmessungen in Ordnung. Angenehm ist, dass die Rückenlehne vom Kofferraum aus zum Umklappen entriegelt werden kann. Das Gepäckabteil ist tief und fasst daher bei voller Bestuhlung immerhin 210 Liter. Zu den Annehmlichkeiten des Neulings gehört zum Beispiel auch das Panoramadach, dessen Sonnenblende sich sogar elektrisch bewegen lässt.
Uns ist der kleine Elektriker jedenfalls mit jedem Kilometer etwas mehr ans Herz gewachsen. (aum)
Daten Leapmotor T03
Länge x Breite x Höhe (m): 3,62 x 1,58 x 1,65
Radstand (m): 240
Antrieb: Elektromotor
Leistung: 70 kW/ 95 PS
Drehmoment: 158 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 12,7 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,3 kWh
Batteriekapazität: 37,3 kWh
WLTP-Reichweite: 265 km
Testverbrauch: 13,6–17,8 kWh
Max. Ladeleistung: 48 kW
Leergewicht / Zuladung: 2273 kg / 582 kg
Kofferraumvolumen: 210–880 Liter
Preis: 18.900 (plus Überführung)
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