Venedig und andere erheben für ihr Stadtzentrum Eintritt, um möglichst viele Touristen draußen zu halten. Paris hat sich für einen anderen Weg entschieden. Dort müssen Besucher jetzt stark erhöhte Parktarife für SUV und andere schwere Autos zahlen: Eine Stunde Parken im Zentrum kostet 18 Euro, sechs Stunden 225 Euro. Für Pariser, Handwerker und Behinderte gilt die Regelung nicht, nur für Pendler und Touristen. Betroffen sind Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht.
Eine Reise mit dem eigenen Auto in die Stadt der Liebe kann da zum teuren Problem werden. Denn schon ein gut ausgestatteter VW Golf schrammt an der Gewichtsgrenze, ebenso wie der elektrische ID 4 mit seinen zwei Tonnen. Bleiben für die reisefreudige junge Familie nur noch der Zug oder das Flugzeug.
Die Gewichtsgrenzen haben also wenig Praxisbezug. Mittelklassemodelle liegen heutzutage darüber. Schon gar nicht spielt die Konfiguration des Autos eine Rolle. Die SUV der Kompaktklasse wie der VW T-Roc, der Tiguan und andere könnten in Paris parken, auch in entsprechenden Elektroversionen. Doch viele Zero-Emission-Fahrzeuge, die auch nicht mehr Parkraum benötigen als der Mittelklasse-Verbrenner eines Parisers, müssen draußenbleiben.
So unlogisch wie die Regel, so undemokratisch das Verfahren, mit dem sich die Pariser Bürgermeisterin Hildalgo die moralische Rückendeckung geholt hat. Die Medien applaudierten europaweit, weil bei ihrer Bürgerbefragung mehr als die Hälfte für die Paris-den-Parisern-Regelung stimmten. 54,5 Prozent der Befragten hatten zugestimmt – in absoluten Zahlen: drei von hundert. Denn die Beteiligung an der Umfrage lag unter sechs Prozent. Solch Befragungsergebnisse gehören in die Tonne.
Wer ein derart geringes Maß an Zustimmung zum Willen der Bürger hochstilisiert, der darf sich zwar am Lob seiner Klientel erfreuen. Er macht sich aber gemein mit der Arroganz von Gruppierungen, die behaupten, sie seien das Volk. Dieses seltsame Demokratieverständnis wird die Menschen auf Dauer nicht überzeugen. Hoffentlich. (aum)
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