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Le Mans 2023: Porsche treibt‘s bunt

Das Werksteam Porsche Penske Motorsport setzt anlässlich der 24 Stunden von Le Mans (10.–11.6.) auf eine besondere Folierung für die drei 963. Sie zitieren für die Marke historisch bedeutsame Motorsport-Farben und sollen 75 Jahre Sportwagengeschichte und den 100. Geburtstag des französischen Langstreckenklassikers verbinden. Die Farben von Sponsoren wie Martini, Rothmans und Gulf als auch ikonische Rennlackierungen wie „Sau“ und „Hippie“ bis hin zum Rot des Teams Porsche Salzburg finden sich ansatzweise auf den Porsche 963 wieder.

Sieben Streifen in Gelb, Rot, Dunkelblau, Hellblau, Grün, Rosa und Orange greifen die Historie von Porsche in Le Mans auf. Mit 19 Gesamtsiegen und 110 Klassensiegen ist die Marke der erfolgreichste Hersteller beim größten Langstreckenrennen der Welt.

Der Gulf-917 als Filmstar

Der orange Streifen auf dem Porsche 963 zitiert das legendäre Gulf-Design des Porsche 917. Das britische Team John Wyer Automotive Engineering wechselte 1970 als Vorjahressieger auf den schnellen Prototypen aus Zuffenhausen und brachte den Mineralölkonzern als Sponsor mit. Die drei eingesetzten Fahrzeuge fielen in jenem Jahr zwar vorzeitig aus, aber dennoch waren die Gulf-Porsche in aller Munde: Der amerikanische Hollywood-Star Steve McQueen alias Michael Delaney pilotierte den blau-orangen Renner im Film „Le Mans“, der bis heute als einer der besten Motorsport-Darstellungen der Geschichte gilt.

Bevor das spektakulär inszenierte Duell zwischen Porsche und Ferrari im Oktober 1971 in die Kinos kam, fuhr der Gulf-Porsche in Le Mans auf das Siegerpodest. Der Brite Richard Attwood und der Schweizer Herbert Müller pilotierten den Wagen mit dem 4,9 Liter großen Zwölfzylinder auf Rang zwei des Gesamtklassements. Das Gulf-Design zierte fast 50 Jahre später unter anderem einen Porsche 911 RSR in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und mehrere Porsche 911 GT3 R beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps.

Die „Sau“ hatte kein Schwein

Der Porsche 917/20 zauberte Fans, Fahrern und Verantwortlichen 1971 in Le Mans ein Lächeln ins Gesicht. Porsche-Designer Anatole Lapine zeichnete auf die Grundfarbe Rosa das Zerlegemuster eines Metzgers und beschriftete die Fahrzeugbereiche entsprechend: „Rüssel“, „Schinken“, „Haxe“ oder „Hirn“. Schnell waren mehrere Kosenamen gefunden. Das von Willi Kauhsen und Reinhold Joest gefahrene Auto wurde unter anderem auch „Trüffeljäger aus Zuffenhausen“ genannt. Letztlich setzte sich im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „Sau“ durch, im Englischen heißt das Fahrzeug „Pink Pig“. Sportlich hatte das Auto 1971 kein Schwein in Le Mans: Kauhsen und Joest fielen kurz vor dem Ende auf Platz fünf liegend aus. Besser lief es beim Revival des Designs: Der Porsche 911 RSR im „Pink Pig“-Outfit erreichte 2018 in Händen der Werksfahrer Kévin Estre, Michael Christensen und Laurens Vanthoor den GTE-Klassensieg an der Sarthe.

Designer hatte beim „Hippie“ freie Hand

Im April 1969 heuerte Anatole Lapine als neuer Chefdesigner bei Porsche an. Der gebürtige Lette setzte bereits ein Jahr später im Motorsport mit dem Porsche 917 Langheck von Gérard Larrousse und Willi Kauhsen ein erstes künstlerisches Zeichen: Das in Wellenformen aus rund 1500 Sprühdosen aufgebrachte Grün und Lila erzeugte eine psychedelische Anmutung und trug dem Auto den Spitznamen „Hippie“ ein. Während die Lackierung in Teilen der Chefetage einiges Kopfschütteln erzeugte, waren Rennstallbesitzer Hans-Dieter Dechent und die Verantwortlichen seines Sponsors Martini & Rossi hellauf begeistert. Auch sportlich schlug der schnelle „Hippie“ hohe Wellen: Während Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 zum ersten Gesamtsieg für Porsche in Le Mans fuhren, erreichten Larrousse/Kauhsen den zweiten Platz.

Mit Martini auf Rekordfahrt

1970 brachte Hans-Dieter Dechent sein Team erstmals mit der italienischen Spirituosenmarke Martini an den Start in Le Mans. Der 917 von Larrousse/Kauhsen („Hippie“) und der 908 von Lins/Marko komplettierten das reine Porsche-Podest hinter dem Siegerfahrzeug von Porsche Salzburg auf den Rängen zwei und drei. Der endgültige Durchbruch gelang im Folgejahr: Der Österreicher Helmut Marko und der Niederländer Gijs van Lennep siegten im 917 KH des Martini Racing Team. Das Duo stellte einen für damalige Verhältnisse unglaublichen Distanzrekord auf: Die zurückgelegten 5335 Kilometer galten als Bestwert für die Ewigkeit und sollten tatsächlich erst 39 Jahre später übertrumpft werden.

Das Design des weißen Porsche mit den auffälligen hellblauen, roten und dunkelblauen Streifen genießt bis heute Kultstatus. Es zierte beispielsweise auch den Porsche 936 von Jacky Ickx und Gijs van Lennep, der 1976 zum Gesamtsieg in Le Mans fuhr. Ein Jahr später folgte der dritte Triumph: Jürgen Barth, Hurley Haywood und Jacky Ickx gewannen am Steuer eines Porsche 936/77 in Martini-Farben.

Mit Tabak zum Dreifachsieg

Das Rothmans-Design in Dunkelblau und Weiß mit roten und goldenen Akzenten steht für Porsche-Siege in Serie. Gleich beim ersten Auftritt des Werksteams in Partnerschaft mit dem kanadischen Tabak-Konzern gelang ein Paukenschlag: Die drei eingesetzten Porsche 956 beendeten das 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1982 auf den Plätzen eins, zwei und drei. Der erste Verfolger dieser Gruppe hatte bereits 30 Runden Abstand.

Im Jahr darauf gelang ein Doppelsieg. In der damaligen Sportwagen-Weltmeisterschaft führte an den Rothmans-Porsche kein Weg vorbei. 1986 und 1987 fuhr der Porsche 962C in diesem Design beim berühmtesten Langstreckenklassiker der Welt als Sieger über den Ziellinie. Die legendäre Lackierung ließ Porsche in Le Mans rund 30 Jahre später noch einmal aufleben. 2018 stellte der Porsche 911 RSR im Rothmans-Look einen neuen Qualifying-Rekord für GTE-Boliden auf. Das Rennen beendete das Fahrzeug auf Platz zwei der Klasse hinter dem Schwesterauto im „Pink Pig“-Design.

In den österreichischen Nationalfarben

Nachdem im Vorjahr beim Debüt des 917 in Le Mans der erste Gesamtsieg für Porsche mit einem 908 LH nur um rund 120 Meter verfehlt wurde, machte der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen in der Saison 1970 ernst: volle Attacke mit drei Autos des neuen Werksteams von John Wyer, dazu weitere unter der Nennung von Porsche Salzburg. Diese Fahrzeuge waren in den österreichischen Nationalfarben lackiert: Rot und Weiß.

Während Ferry Porsche das Feld am Samstag, 13. Juni 1970 mit der Flagge auf die Reise schickte, leitete seine Schwester Louise Piëch die Geschicke des Salzburg-Teams. Das damalige Rennen, das erstmals nicht mehr mit dem klassischen Le-Mans-Start freigegeben wurde, fand unter schwierigsten Bedingungen statt. Heftige Regenfälle sorgten für unzählige Unfälle, Dreher und Ausrutscher. Am Ende kamen von 57 genannten Fahrzeugen nur sieben in die Wertung. Ganz vorne: Richard „Dick“ Attwood aus Großbritannien und der als äußerst schonender Fahrer und besonnen geltende Deutsche Hans Herrmann am Steuer des 917 KH mit der Startnummer 23. Das Duo brachte den ersten Le-Mans-Gesamtsieg für Porsche mit einem sicheren Vorsprung von fünf Runden ins Ziel.

Gelb feiert die Zusammenarbeit mit Penske

Der mittig angebrachte gelbe Streifen gepaart mit dem daneben liegenden Rot wurde von der siegreichen Vergangenheit der Kombination Porsche und Penske inspiriert. Die Zusammenarbeit des US-Teams mit dem Sportwagenhersteller aus Stuttgart trug bereits Anfang der 1970er-Jahre Früchte: zwei Titelgewinne in der Can-Am-Serie. Noch beeindruckender waren die Auftritte des Porsche RS Spyder im gelb-roten Design des Hauptsponsors DHL in der American Le Mans Series (ALMS). Der LMP2-Prototyp fuhr zwischen 2006 und 2008 alle Titel ein und erreichte 24 Siege. Das unvergessene Highlight: der Gesamterfolg beim 12-Stunden-Rennen in Sebring 2008. Der Deutsche Timo Bernhard sowie seine französischen Teamkollegen Romain Dumas und Emmanuel Collard ließen sogar die stärkeren LMP1-Fahrzeuge hinter sich. In Le Mans konnte der RS Spyder zweimal die LMP2-Klasse gewinnen, 2008 und 2009. In diesen Fällen allerdings ohne Penske-Beteiligung. (aum)

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Le Mans 2023: Jubiläumsfolierung des Porsche 963.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 1970: Gulf Porsche 917 KH.

Le Mans 1970: Gulf Porsche 917 KH.

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US-Schauspieler und Rennfahrer Steve McQueen während einer Drehpause zum Film „Le Mans“, der 1971 in die Kinos kam.

US-Schauspieler und Rennfahrer Steve McQueen während einer Drehpause zum Film „Le Mans“, der 1971 in die Kinos kam.

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Le Mans 1971: Porsche 917/20 „Sau“.

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Le Mans 2018: Porsche 911 RSR „Sau“.

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Le Mans 1970: Porsche 917 LH „Hippie“.

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Le Mans 1977: Martini Porsche 936/77.

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Le Mans 1970: Martini Porsche 917 KH.

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Le Mans 1983: Rothmans Porsche 956.

Le Mans 1983: Rothmans Porsche 956.

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Le Mans 1986: Rothmans Porsche 962 C.

Le Mans 1986: Rothmans Porsche 962 C.

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Le Mans 1970: Porsche Salzburg 917 KH.

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Le-Mans-Sieger: Porsche Salzburg 917 KH von 1970.

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American Le Mans Series 2006: DHL Porsche RS Spyder.

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 2023: Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Le Mans 2023: Das Team Penske mit den drei Porsche 963 in Jubiläumsfolierung.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Porsche

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