Mit Ora geht ein weiterer chinesischer Hersteller in Deutschland an den Start. Die zum Konzern Great Wall Motor gehörende Marke wird hierzulande über die Emil Frey Gruppe importiert und hat bereits 140 Händler rekrutiert. Angestrebt werden 200 Verkaufspunkte. Im Gespräch mit dem Auto-Medienportal erklärt Christian Andersen, General Manager Marketing und PR bei der Frey Importservices in Friedberg, die Pläne der neuen Marke.
Was ist das Besondere an der neuen Marke Ora, und wann kommen die ersten Modelle auf den Markt?
Christian Andersen: Ora gehört zum chinesischen Great Wall Motor-Konzern und ist unter den fünf dazugehörigen Marken die vollelektrische und gleichzeitig die jüngste. Im Jahr 2018 ist Ora in China an den Start gegangen und seitdem sehr erfolgreich unterwegs. In Deutschland kommt Anfang nächsten Jahres der Funky Cat auf den Markt, wobei die Bezeichnung Cat im chinesischen Kulturraum für Begleiter und Freund steht. Funky wiederum bedeutet das Unkonventionelle, zusammen also der unkonventionelle Wegbegleiter.
Sie wollen im kommenden Jahr 6000 Fahrzeuge in Deutschland zulassen. Ist das nicht ein wenig konservativ oder entspricht das der Zurückhaltung der Emil Frey AG?
Wir sind bei unseren Planungen immer eher konservativ aufgestellt. Wir planen mit dem Funky Cat 6000 Einheiten, freuen uns aber, wenn es mehr werden. Der in Paris gezeigte Next Ora Cat wird im nächsten Herbst auf den Markt kommen, von dem wir in 2023 noch einmal 1500 Einheiten verkaufen wollen. Next Ora Cat ist ein 4,80 m langes viertüriges Coupé. Neben Deutschland startet der Funky Cat in Großbritannien, Schweden und Israel. Weitere Märkte werden folgen.
Ora überrascht auch dadurch, dass das erste Modell nicht wie bei den meisten anderen Neulingen im SUV-Segment startet. Ist ein SUV in der Planung?
Wenn wir in die Zukunft blicken, würde ich ein SUV-Modell nicht ausschließen.
Welche Bedeutung hat Ora eigentlich?
Die drei Buchstaben stehen für Open, Reliable und Alternative oder auf Deutsch Offen, Zuverlässig und Alternativ. Wir sehen die Fahrzeuge von Ora als Car-Panion. Das Kunstwort bedeutet, dass die Fahrzeuge mehr sein sollen als ein einfaches Fortbewegungsmittel, das einen von A nach B bringt, sondern ein Begleiter, der mitdenkt. Nur ein Beispiel: Wenn man mit dem Auto mit 100 km/h über eine Landstraße fährt und der Fahrer sagt‚ Ora öffne bitte das Fenster‘, dann antwortet Ora‚ ja, aber ich mache es nur ein Stück auf, weil Du so schnell fährst und zu viel Fahrtwind bekommst‘. Natürlich kann das Fenster auf Wunsch ganz geöffnet werden. Die Interaktion zwischen Fahrer und Auto macht das Besondere aus. Im Stau kann die Sprachsteuerung auch dazu beitragen, die Langeweile hinter dem Lenkrad zu vertreiben, indem sie ein Quiz anbietet und zum Beispiel Hauptstädte abfragt. Außerdem kann der Besitzer dem Sprachassistenten auch einen Namen seiner Wahl geben und ihn so individualisieren.
In welchem Preissegment tritt Ora an?
Wir positionieren uns im Premium-Segment. Die Qualität zeigt sich nicht nur in den Materialien und der Verarbeitung, sondern auch im NCAP-Test, bei dem Ora hervorragende Werte in allen Kategorien erreicht hat. Der Funky Cat kommt mit zwei unterschiedlichen Batterien mit 48 kWh und 63 kWh auf den Markt. Die Reichweiten liegen bei gut 310 und mehr als 420 Kilometern. Für die Batterie gibt es eine achtjährige Garantie, beim Fahrzeug liegt sie bei fünf Jahren ohne Kilometerbegrenzung.
Als Vertriebspartner kommen die Mitsubishi-Händler ins Spiel. Wie viele Verträge sind bereits unterzeichnet?
Unser Ziel sind 200 Ora-Händler in Deutschland. Darunter kommen viele aus dem Mitsubishi-Netz, aber nicht alle. Die Positionierung der Modelle ist sehr städtisch, und deshalb achten wir genau darauf, welche Händler zur Marke passen. Es wird auch Händler geben, die nicht nur aus dem Mitsubishi-Bereich kommen. Nach unserem Auftritt in Paris haben wir viele Anrufe von Händlern bekommen, die wir bisher gar nicht kannten. Das Interesse im Handel an der Marke ist sehr groß. Beim Start im Januar haben wir bereits mehr als 140 Händler, die einen Vertrag unterschrieben haben.
Wird es bei Ora auch einen Online-Vertrieb geben oder setzen sie ausschließlich auf den konventionellen Vertrieb?
Wir bleiben beim klassischen Vertrieb. Wir beobachten aber ganz genau, wie sich das Kaufverhalten entwickelt. Bei der Informationsbeschaffung setzen die Kunden stark auf Online, doch beim Kauf ist der stationäre Handel die erste Wahl. Dort kann der Kunde das Auto anfassen und Probe fahren. Und bei Fragen gibt es einen Ansprechpartner. Das ist auch ein Merkmal unserer Mitsubishi-Händler, die traditionell eine enge Bindung zum Endverbraucher haben.
Befürchten Sie, dass Ora möglicherweise den Absatz von Mitsubishi kannibalisieren kann?
Nein, da haben wir keine Bedenken. Ora ist eine rein elektrische Marke, und bei Mitsubishi gibt es noch kein vergleichbares Angebot.
Wo sehen Sie Ihre Kunden?
Überall. Wir haben Kunden im Visier, die Wert auf Qualität legen und etwas haben wollen, das nicht jeder hat. Wir können uns Funky Cat aber auch sehr gut als Zweitfahrzeug für Familien vorstellen.
Autos aus China konnten in der Vergangenheit die Erwartungen nicht erfüllen. Befürchten Sie deshalb bei potenziellen Kunden eine gewisse Zurückhaltung?
Die Offenheit gegenüber chinesischen Produkten ist auch in anderen Bereichen immer größer geworden. Der NCAP-Test mit fünf Sternen ist außerdem ein Beweis für die Qualität unserer Fahrzeuge.
Wo sehen Sie Ora in fünf Jahren?
Ich sehe uns vor einer sehr positiven Entwicklung. Mit den Produkten, die wir in diesem Zeitraum einführen, werden wir in Deutschland eine sehr gute Position erreicht haben. Schließlich ist Great Wall Motor, so die Aussage des Konzerns, gekommen, um zu bleiben. Unser Ziel ist es, als fest etablierte Marke dazustehen. (Walther Wuttke,cen)
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