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Dank China bleibt der weltweite Absatz stabil

Dank der wieder steigenden Verkäufe in China geht der Verband der Automobilindustrie davon aus, dass sich der weltweite Pkw-Absatz in diesem Jahr mit knapp 71,5 Millionen Einheiten auf dem Niveau des Vorjahres halten wird. Statt mit drei rechnet der VDA nun mit einem Wachstum von neun Prozent auf 23 Millionen Einheiten im Reich der Mitte. Dennoch sieht der Branchenverband angesichts der allgemeinen geostrategischen und weltwirtschaftlichen Lage dringenden Handlungsbedarf auf politischer Ebene.

„Die Belastungen und Preise für die Industrie waren im internationalen Vergleich in Deutschland auch schon vor Corona und vor dem Krieg in der Ukraine groß – inzwischen sind sie so gewaltig, dass sie die Transformationskraft gefährden, dass es an die Substanz geht – darum ob unser Wirtschaftsmodell zukunftsfest ist“, sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller.

Der positiven Entwicklung in China stehen stärkere Absatzeinbußen als erwartet auf anderen wichtigen Märkten gegenüber. So wird für die USA ein Rückgang von sieben Prozent erwartet. Bislang war der Branchenverband von einem Prozent ausgegangen. Für Europa senkt der VDA die Prognose auf rund 11,3 Millionen Pkw. Das wären vier Prozent weniger. Zuletzt war man hier Für Deutschland wird aus einem prognostizierten Plus von drei Prozent nun ein Minus von sechs Prozent vorausgesagt. Das wären rund 2,5 Millionen Neuzulassungen. Gegenüber den Vor-Corona-Jahren 2019 und 2018 bleibt damit der weltweite Pkw-Absatz um 9,2 Millionen bzw. sogar 13 Millionen Fahrzeugen zurück.

„China ist nach wie vor einer der wichtigsten Märkte für die Automobilindustrie und die Wirtschaft global“, betonte VDA-Präsidentin Hildegard Müller gestern in Berlin. „Es wäre schlicht naiv zu glauben, es ginge ohne China. Wir dürfen und wir können uns nicht einfach von China abwenden. Das wäre politisch und wirtschaftlich fatal.“ Jedes dritte Auto eines deutschen Herstellers werde dort abgesetzt. Nur die USA seien ein noch größerer Handelspartner für die Branche. Gleichzeitig warnte sie vor einer allzu einfachen Betrachtung der Machtansprüche des Landes. Man dürfe China nicht mit Russland vergleichen. Das Reich der Mitte werde Wachstumstreiber der Weltwirtschaft bleiben. Es komme am Ende darauf an, dass Europa auf Augenhöhe bleibe. Dies gelinge nur mit einer starken Wirtschaft und führender technischer Entwicklung.

Im Umkehrschluss bedeutet das für Hildegard Müller, dass die Politik dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen muss. Sie fordert „Mut zur Reform und den Blick über die Krise hinaus“. Es gehe darum, die Innovationskraft zu erhalten, damit die Autoindustrie in Deutschland und Europa eine Zukunft habe. Die Verbandspräsidentin wünscht sich eine „neue Ehrlichkeit in der Debatte“. „Wir verheddern uns in Klein-Klein und sind in vielen Fragen viel zu langsam.“ Ein Beispiel auf dem Automobilmarkt sei das fehlende Tempo beim Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur. So gebe es in jeder zweiten deutschen Kommune bislang noch überhaupt gar keine Ladesäule. „So wird Elektromobilität nicht das New Normal“, beklagt Müller. Ein anderes Beispiel für die Trägheit der Politik ist für sie die immer noch recht zögerliche Haltung der EU zu synthetischen Kraftstoffen. „Verbrenner werden noch sehr lange – auch in Europa – im Verkehr sein. Ohne eine Lösung für die Bestandsflotte können die Klimaziele nicht erreicht werden. E-Fuels sind also– mit Blick auf die 1,5 Milliarden Fahrzeuge weltweit – allein 280 Millionen in Europa – zwingend notwendig.“

Angesichts der derzeitigen Entwicklung gehe es nun auch darum, neue Märkte zu erschließen sowie neue Rohstoff- und Energiepartnerschaften zu schließen. „Die Elektromobilität verstärkt unsere Abhängigkeit von Rohstoffen noch“, stellt Hildegard Müller klar. Und: „Die Rückverlagerung von Produktionseinheiten macht nicht von Rohstoffen unabhängig.“ Zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie gehöre vor allem ihre Stärke bei technischen Entwicklungen. Dazu werde übrigens auch in Zukunft weiterhin noch der Verbrennungsmotor gehören, denn nicht auf allen Märkten der Welt werden 2035 nur noch Elektroautos verkauft. Hier könne Deutschland mit immer saubereren und effizienteren Motoren seine Innovationskraft ausspielen und ein weltweit wichtiger Technologiestandort bleiben, ist sich Müller sicher. Nicht vergessen werden dürften derzeit auch die Zulieferer. Die Krise treffe vor allem sie, da sie bei der Fertigung auf Masse setzen müssen. Und noch zwei Dinge gibt der VDA zu bedenken: Die vollen Bestellbücher resultieren noch aus Vor-Krisen-Zeiten und die nach wie vor guten Gewinne seien nötig, um in die Zukunft investieren zu können. (Jens Riedel/cen)

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Audi-Produktion in China.

Audi-Produktion in China.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Audi

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Hildegard Müller.

Hildegard Müller.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VDA

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