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Faszination Autokino: „Love Lane“ und Kinderzimmer

Autokinos bilden die Kulisse für einen nostalgischen Traum von Petticoats, James Dean und Rock’n Roll. Kein Wunder, dass sie in den 50er bis 70er Jahren überall in der Welt ihren Charme entfalten konnten. Doch von den Drive-in-Kinos der Vergangenheit blieben nur wenige. Google kennt deutschlandweit 16 ganzjährig oder im Sommer geöffnete; Seat empfiehlt fünf. Es ist sicher ein weiser Rat, zunächst Empfehlungen anzunehmen, bevor eine lange Anreise die Vorfreude ausbremst.

Was steckt hinter der Faszination Autokino? Zunächst genießen die Insassen im Autokino deutlich mehr Privatsphäre. Man kann sich seinen eigenen Knabberkram und Getränke mitbringen, den Film seiner Wahl entspannt und bequem aus der eigenen Loge heraus betrachten, laut dazwischenreden oder sich von der Intimität der Umgebung ablenken lassen, ohne dabei auf das Kino-Flair zu verzichten. Auch die Familienplanung fällt in dieser Umgebung leichter, denn egal ob Säuglinge oder Kleinkinder – niemand muss befürchten, die anderen Kinobesucher zu stören. Es sei denn, man hat sich für ein Cabrio entschieden. Aber das fällt ja in Familien mit Kindern meist der Realität zum Opfer. Familie beginnt für die klassische Klientel des Autokinos übrigens meist in der letzten Reihe, die deswegen auch „Love Lane“ genannt wird.

Der Ursprung des Autokinos wird Richard Hollingshead Jr. zugeschrieben. Er arbeitete in den 1930er Jahren als Vertriebsleiter bei Whiz Auto Products und kam auf die Idee, mithilfe eines weißen Bettlakens, das am Garagentor befestigt war, und eines Filmprojektors eine Kinovorstellung mit Open-Air-Charakter stattfinden zu lassen. Der damals 33-jährige aus Pennsauken, New Jersey, ließ sich die Idee patentieren und eröffnete wenig später das erste Autokino unter dem Namen „Drive-In Theatre“, und dem Zusatz „Das erste Autokino der Welt – Filme sehen und hören“. 335 Menschen konnten sich dort gemeinsam einen Film ansehen. Als Leinwand diente eine geweißte Mauer. Die Premiere war ausverkauft, es lief die britische Komödie „Wives Beware“.

Während des ersten Sommers erfassten die Mitarbeiter Hollingsheads Nummernschilder aus dreiundvierzig der damals 49 Bundesstaaten. Anfängliche Probleme mit dem Ton löste Hollingshead über kleine Boxen an den Standplätzen, ehe die Tonausgabe über eine Frequenz im Radio weiter verbessert werden konnte. Bis 1942 gab es 95 Autokinos in den USA, die große Zeit des Drive-in-Theatres sollten aber die 50er und 60er Jahre werden. 1958 hatten rund 5000 Autokinos in den USA geöffnet, die größten in Detroit und im texanischen Lufkin, boten 3000 Autos Platz. Autokinos hatten in den USA einen festen Platz in der Jugendkultur,

In nahezu allen Autokinos moderner Bauart wird der Ton über eine bestimmte Frequenz des Autoradios bereitgestellt. Der Veranstalter informiert vorher, welche Frequenz einzustellen ist. Zum Beispiel über das Infotainment-Systems eines Seat kann über „Home“ und das Radio- und Frequenz-Symbol auf die manuelle Einstellung des Frequenzbereichs zugegriffen werden.

In Deutschland gilt das Autokino im hessischen Gravenbruch, das 1960 eröffnet wurde, als erstes seiner Art hierzulande und in Europa überhaupt. In der Gegend waren viele US-Soldaten stationiert, die sich als treue Kunden einfanden. 1966 folgte in Berlin-Siemensstadt ein zweites Autokino. In Hamburg öffnete 1976 das erste Autokino und überlebte bis ins Jahr 2003. Wer in der ehemaligen DDR ins Autokino wollte, der konnte ab 1977 nach Zempow (Wittstock/Dosse in Brandenburg) fahren. In ganz Deutschland gab es wohl insgesamt nie mehr als knapp 40 Autokinos.

Für alle Open-Air-Cineasten, Nostalgiker und Autofreunde sind hier fünf Autokinos aus ganz Deutschland:
Drive-in-Autokino in München-Aschheim. Bereits 1967 errichtet, bietet das zwischen Aschheim und Dornach liegende Kino zwei Leinwände für 600 und 250 Stellplätzen. Auf 540 bzw. 240 Quadratmetern werden die neusten Kinohits, aber auch Klassiker wie „Blues Brothers“ oder „Mamma Mia!“ gezeigt. Snackbar vorhanden.

Drive-in-Autokino Frankfurt Gravenbruch, Hessen. Das Autokino in Gravenbruch ist das älteste Autokino Deutschlands. Zwischen Neu-Isenburg und Offenbach gelegen, flimmerte damals Yul Brynner bei der Premiere von „Der König und ich“ über die Leinwand. Das Kino gehört zu einer Kette an Autokinos, bei denen mehrere Features zu den Serviceleistungen gehören. In der kalten Jahreszeit kann – falls die Handlung einem nicht warm ums Herz werden lässt, können Heizlüfter geliehen und Decken gekauft werden. Sollte die Vorstellung von Nebel, Schnee oder einem Unwetter durchkreuzt werden, bekommen Besucher Freikarten für einen weiteren Film.

Autokino Zempow, Brandenburg. Das älteste Autokino auf dem Gebiet der ehemaligen DDR liegt in der Nähe von Neustrelitz. Die ländliche Freiluft-Kino-Kultur wird durch den Verein „Kulturelles Autokino Zempow e.V.” unterstützt. Die Mitglieder entwickeln immer wieder Angebote, um ihr Kino am Leben zu erhalten. Im Programm laufen aktuelle Streifen genauso wie Klassiker – zum Beispiel „Casablanca“. Unter dem Motto „Kofferraumtrödel im Autokino Zempow“ kommen regelmäßig auch Flohmarktfans auf den Stellplätzen auf ihre Kosten.

Drive-in-Autokino Essen, Nordrhein-Westfalen. Das „Erste Autokino im Ruhrgebiet“ ist nicht nur durch das Kinoerlebnis bekannt. Oldtimer-Treffen, spezielle Events und Europas größter privater Automarkt mit oft mehr als 3000 Fahrzeugen finden hier statt. Die Leinwand misst 540 Quadratmeter und wenn das Autoradio mal streikt, gibt es UKW/FM-Boxen kostenlos auszuleihen.

Autokino Langenhessen, Sachsen. Als klein aber fein kann man das Autokino Langenhessen an der Koberbachtalsperre in der Nähe von Zwickau bezeichnen. Drei Kino-Leinwände bieten eine Filmauswahl und ein Foodtruck sorgt für die Verpflegung. (aum)

Weiterführende Links: Seat-Mediacenter

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Seat

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