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Tesla kommt in Grünheide nicht zur Ruhe

In der Tesla-Gigafactory bei Berlin ist die Feierlaune der Eröffnung verflogen. Ausgelaufene Chemikalien aus der Lackiererei beschäftigen Werksleitung und Behörden seit Wochen, außerdem sollen Auflagen im Zusammenhang mit der Genehmigung nicht erfüllt worden sein.

In einer Küche wäre die geringe Menge Flüssigkeit mit ein paar Lappen aufzuwischen gewesen, im Tesla-Werk Grünheide ist eine große Sache daraus geworden: Zwei bis drei Liter Behandlungslösung aus der Tauchlackierung waren am 12. April auf eine Zufahrt gelaufen, nachdem am Tag zuvor rund 15.000 Liter der Substanz unkontrolliert freigesetzt worden waren. Ein Entsorgungsunternehmen hatte die in einer Sicherheitswanne aufgefangene Flüssigkeit abgepumpt, während der Verladung für den Abtransport passierte das Malheur.

Bei der freigesetzten Substanz handelt es sich nach Behördenangaben um eine zähflüssige Lackmischung, die der Wassergefährdungsklasse 1 zuzuordnen sei, wozu zum Beispiel auch Säuren und Laugen gehören. Dieselkraftstoff (Klasse 2) oder Altöl (Klasse 3) werden in diesem Stufensystem als wesentlich gefährlicher eingeschätzt. Zwar wurde das Lackgemisch umgehend mit Bindemittel aufgenommen, jedoch stufte das Landesumweltamt den vorherigen Austritt der 15 Kubikmeter aus dem Lackierprozess als Betriebsstörung ein.

Von einem Eintrag der Flüssigkeit in die Kanalisation oder das Grundwasser sei nicht auszugehen, teilte der Landkreis Oder-Spree mit, in dessen Gebiet die Gigafactory liegt und der als Untere Wasserbehörde eine Aufsichtsfunktion ausübt. Die vorgesehenen Maßnahmen und Einrichtungen für unwahrscheinliche Havarie-Szenarien hätten „im vorliegenden Fall gegriffen“, heißt es von Seiten der Kommune.

Das sehen verschiedene Bürgerinitiativen und auch der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der Tesla beliefert, anders. Nach Ansicht der „Wassertafel Berlin-Brandenburg“ haben eine Pkw- und die geplante Batterie-Produktion in einem Trinkwasser-Schutzgebiet grundsätzlich nichts zu suchen. Der Zweckverband WSE ist gar auf Konfrontationskurs gegenüber den beteiligten Behörden gegangen und wirft ihnen mangelnde Transparenz im Umgang mit dem Ereignis vor. Auch die Bürgerinitiative Grünheide und der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg sehen Informationsdefizite und haben die Betreiber der Autofabrik aufgefordert, die Öffentlichkeit besser zu informieren.

Derweil könnte sich neues Ungemach wegen der Betriebsgenehmigung für die Produktion zusammenbrauen. Derzeit läuft die Widerspruchsfrist gegen den Genehmigungsbescheid des Landesumweltamtes, der seit 26. April online einzusehen und in den Gemeinden Grünheide, Spreenhagen, Erkner, Beeskow und Frankfurt (Oder) öffentlich ausgelegt ist. Er ist mit verschiedenen Auflagen hinsichtlich des Immissionsschutzes und der Überwachung gefährlicher Abfälle verbunden.

Bisher hat Tesla offenbar noch nicht alle Auflagen erfüllt, was das brandenburgische Umweltministerium aber für hinnehmbar hält. Da der Betriebsanlauf in Teilschritten vollzogen werde, sei auch die sukzessive Erfüllung von Auflagen statthaft, heißt es aus Potsdam. Die Grüne Liga Brandenburg hat jedoch beim Landkreis Oder-Spree wegen der Unklarheiten nach dem Auslaufen des Lackiergemisches bereits die Untersagung der Betriebserlaubnis gefordert. Die Substanz sei auf einem unbefestigten und unversiegelten Bodenbereich ausgetreten und eine Kontaminierung daher nicht auszuschließen.

Unterdessen sind die ersten Tesla made in Grünheide vom Band gelaufen. Im Endausbau soll die Produktionskapazität des Werks bei einer halben Million Pkw pro Jahr liegen. Und mit den vorhandenen 300 Hektar Betriebsgelände will man sich wohl nicht begnügen. Neuerdings machen Informationen die Runde, Tesla wolle weitere 100 Hektar Wald vom Land kaufen – um einen Güterbahnhof für die Zulieferung zu bauen.
(Axel F. Busse/aum)

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Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse

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Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse

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